In den vergangenen Wochen ist die Erholung der Wirtschaft in der IHK-Region Ulm ins Stocken geraten.
Lieferengpässe sowie rasant steigende Energie- und Rohstoffpreise belasten. Hinzu kommen ausfallende Mitarbeitende im Zuge der Corona-Pandemie. Letztere hat zudem wieder zu Beschränkungen für zahlreiche Unternehmen geführt. Die Spreizung in der regionalen Wirtschaft wird in der Folge immer größer, so die IHK Ulm.
Der Anteil der Unternehmen, die in der Corona-Pandemie ein bedeutendes Geschäftsrisiko sehen, hat sich gegenüber dem Herbst auf 60 Prozent nahezu verdoppelt. 65 Prozent der Unternehmen hegen die Befürchtung, dass sie ihren Personalbedarf in den kommenden Monaten nicht vollständig decken werden können. Der Mangel an Fachkräften wird somit zur Erholungs- und Expansionsbremse. „Die insgesamt immer noch solide gesamtwirtschaftliche Lage sollte daher keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass zahlreiche Betriebe mit dem Rücken zur Wand stehen. Dabei handelt es sich nicht selten um Unternehmen, die unsere Innenstädte und Orte attraktiv und lebenswert machen“, fasst IHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell das Ergebnis der aktuellen IHK-Umfrage zusammen.
„Die Wirtschaftsleistung dürfte sich in den ersten Monaten dieses Jahres leicht abschwächen, danach aber wieder erholen“, sagt Roell. „Um eine Erholung in der Breite zu erzielen, muss die Politik aber endlich von ihrem Wirrwarr bei den Corona-Maßnahmen abkehren, wirtschaftliche Einschränkungen auf das wirklich Erforderliche beschränken und bei den Hilfen für Unternehmen nachbessern.“ Das bestätigen auch die Geschäftserwartungen der hiesigen Unternehmen für 2022. Das Gros geht zwar davon aus, dass sich die Geschäfte in den kommenden Monat besser oder zumindest gleichbleibend entwickeln werden. Zuversichtlich ist dabei aber vor allem die Industrie. Und auch die mit ihr verbundenen Großhändler, Transporteure und Dienstleister bauen darauf, im Sog der Produzenten bessere Geschäfte machen zu können.
Trotz zunehmender Umsätze ist es aufgrund kräftig steigender Energie- und Rohstoffpreise nur wenigen Betrieben gelungen, ihre Ertragssituation zu verbessern. Die aktuellen Lageurteile fallen in der regionalen Industrie somit auf hohem Niveau geringfügig ungünstiger aus als im Herbst. Mit den Engpässen und Preissteigerungen scheinen die Hersteller von Investitionsgütern dabei merklich besser zurecht zu kommen als die Vorleistungsgüter- sowie die Konsumgüterindustrie. Kräftig steigende Nachfrageimpulse aus der EU, Nordamerika und Asien sorgen für optimistische Exporterwartungen für 2022.
Die Lieferschwierigkeiten haben auch die Geschäfte vieler Großhändler beeinträchtigt. Der Anteil mit Umsatzverlusten ist sprunghaft von vier auf 65 Prozent geklettert. Zwei Drittel der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage als gut, im Herbst waren es über drei Viertel. Auch die aktuelle Tendenz eingehender Bestellungen tendiert schwächer. Der Aufschwung im Großhandel hat somit spürbar an Dynamik verloren, bleibt jedoch intakt. Das bestätigen auch die Erwartungen. Die Zuversicht ist ungebrochen, es dürfte jedoch mit etwas weniger Schwung aufwärtsgehen als noch im Herbst erwartet. Fast vier von zehn Betrieben blicken weiterhin optimistisch nach vorn, die Hälfte erwartet gleichbleibende Geschäfte. Entsprechend fallen auch die Investitions- und Beschäftigungspläne etwas zurückhaltender aus, bleiben aber expansiv ausgerichtet.
Die lange währenden Verschärfungen der Corona-Schutzmaßnahmen für große Teile des Einzelhandels – insbesondere die 2G/3G-Regeln – haben der Erholungstendenz einen herben Rücksetzer beschert. Lediglich die nicht von Beschränkungen betroffenen Händler (z.B. Lebensmittel, Drogerien) sowie der Onlinehandel expandieren. Alle anderen stationären Händler haben zu kämpfen. Insgesamt fallen die Lageurteile negativ aus. Der Anteil der Einzelhändler in schlechter Lage ist von 13 auf 34 Prozent geklettert, der mit optimistischen Umsatzerwartungen hat sich gegenüber Herbst zudem auf 21 Prozent mehr als halbiert. Mit abnehmenden Erlösen rechnen 26 Prozent der Betriebe und damit doppelt so viele wie zuvor. Trotzdem bleiben die Investitionspläne insgesamt aufwärtsgerichtet. Jeder zweite Einzelhändler will die eigene Digitalisierung vorantreiben, insbesondere um im Online-Geschäft voranzukommen.