Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat gemeinsam mit Gedenkstättenvertreter/-innen aus ganz Deutschland die Ausstellung „Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus“ im Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm feierlich eröffnet.
90 Jahre nach dem Reichstagsbrand und dem Erlass der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Februar 1933 zeigt die Ausstellung wie schnell die demokratischen Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden und mit welcher Brutalität sich der Staatsterror gegen die politische Opposition richtete. Bei der Durchsetzung und Sicherung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft spielten die frühen Konzentrationslager eine zentrale Rolle.
Heute kennen viele Menschen die Namen der großen Konzentrations- oder Vernichtungslager wie Buchenwald oder Auschwitz, aber nur wenige haben schon einmal von den frühen Konzentrationslagern wie Ahrensbök oder Breitenau gehört. Die frühen Konzentrationslager wurden in den ersten Monaten der NS-Diktatur eingerichtet und teils schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder geschlossen. Das nationalsozialistische Regime erprobte dort Instrumentarien der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Massenmord war damit noch nicht vorgezeichnet, aber geebnet. Die frühen Konzentrationslager markierten den Auftakt des Terrors. Trotzdem ist das Thema bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung des Nationalsozialismus unterrepräsentiert.
Um dies zu ändern, haben sich 17 kleine und große Gedenkstätten aus elf Bundesländern in einer AG zusammengeschlossen und gemeinsam die Ausstellung erarbeitet. Sie beleuchtet erstmalig im sogenannten „reichsweiten“ Vergleich die Rolle und Funktion der frühen Konzentrationslager. Erzählt wird die Geschichte vom Weg in die Diktatur bis zum Gedenken nach 1945 anhand zahlreicher Biografien und noch nicht veröffentlichen Quellenmaterials zu Orten, Tätern und Verfolgten. So werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede greifbar.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärte als Schirmfrau des Projektes: „Die Ausstellung ‚Auftakt des Terrors‘ erinnert an ein bis heute weitgehend unbekanntes Kapitel des NS-Terrors: die frühen Konzentrationslager. Für die politischen Gegner der Nationalsozialisten waren die frühen Konzentrationslager Orte der Einschüchterung, der Gewalt, des Terrors. Für die Nationalsozialisten waren sie ein Mittel zur Etablierung ihrer Macht. Den Schicksalen der Verfolgten nachzugehen und die Rolle der frühen Konzentrationslager auf dem Weg hin zur NS-Terrorherrschaft auszuleuchten, kann einen Anknüpfungspunkt zur Gegenwart darstellen und uns für die Fragilität der Demokratie sensibilisieren. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist und bleibt eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Die Ausstellung ‚Auftakt des Terrors‘ ist ein beispielgebendes Projekt für die dezentrale Erinnerungskultur und die Vielfalt unserer Gedenkstätten. Das Rückgrat der Gedenkstätten allgemein ist ein starkes bürgerschaftliches Engagement. Mit dem Programm ‘Jugend erinnert‘ sorgen wir dafür, dass dieses Engagement bestehen bleibt.“
Dass Kulturstaatsministerin Claudia Roth als Schirmfrau zur zentralen Ausstellungseröffnung nach Ulm kam, ist für Dr. Nicola Wenge, Leiterin des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg und Vertreterin der AG „Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager“ ein starkes Signal für die Unterstützung der dezentralen Erinnerungskultur durch den Bund. In ihrer Eröffnungsrede sagte Wenge: „Diese Unterstützung ist hochwillkommen und wichtig. Denn viele der Gedenkstätten vor Ort arbeiten mit großem ehrenamtlichem Engagement, teils noch darum kämpfend, überhaupt einen eigenen Erinnerungsort aufbauen zu können. Alle stehen mit dem wachsenden Abstand zum Nationalsozialismus und den zunehmenden Angriffen auf die Erinnerungskultur vor besonderen Herausforderungen eine erfolgreiche historisch-politische Bildungsarbeit zu leisten.“
Pilotcharakter hat auch die eng vernetzte Erarbeitung der Inhalte und ihre gemeinsame Präsentation: Die Konzeption wurde von 17 Kurator/-innen im Team erarbeitet. Redaktionelle Kleingruppen aus haupt- und ehrenamtlichen Gedenkstättenmitarbeiter/-innen schufen gemeinsam Inhalte, didaktische Materialien und stimmten sich auch in Gestaltungsfragen ab. Die Ausstellung wird von Februar 2023 an bundesweit in mehreren Ausfertigungen teils gleichzeitig gezeigt – als gemeinsames Signal und Informationsangebot für eine bundesweite Öffentlichkeit.
Alle Informationen findet Ihr auf der Website des Gedenkstättenforums sowie auf den Websites der beteiligten Einrichtungen, bei uns in der Region ist das das DZOK Ulm – Das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg. Die Ausstellung wurde gefördert durch die Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, das pädagogische Begleitprogramm durch die Bundeszentrale für politische Bildung.