Biberach: Flachsfasern werden zur Spiegelverkleidung am Auto

Flachsfaser neu interpretiert

Im Mittelalter wurde in Biberach das aus Flachs hergestellte Leinen als Stoff für Kleidung verwendet. Heute finden wir dieses in einem ganz anderen Bereich wieder: in der Automobilindustrie.

Wenn ich die Worte Webstuhl, Spule und Leinen in den Raum werfe, dann habt ihr sicher alle ein Bild vor Augen. Damals im Mittelalter wurde in Biberach das aus Flachs hergestellte Leinen als Stoff für Kleidung verwendet. Heute, mehr als 400 Jahre später, wird Flachs ganz neu interpretiert: die Firma Gustav Gerster aus Biberach webt Flachsfasern zu Leinengewebe für technische Textilien.

Technische Textilien, was könnte das sein? Wir reden hier von Anwendungen in der Automobilindustrie.

Von der Pflanze zum Spiegel

Sicher fragen sich jetzt einige von euch, wie denn eine Pflanze zu einer Spiegelverkleidung wird.

Philipp Gerster, Geschäftsführer in fünfter Generation, beschreibt uns den Vorgang:

„Es beginnt mit dem Rohstoff, das heißt der Pflanze. Diese wird von Flachsbauern angebaut und von Garnherstellern gezwirnt. Daraus entsteht die Flachsfaser. Diese bekommen wir geliefert und stellen das Gewebe her. Das Gewebe wird an unsere Kunden in der Faserverbund-Branche geliefert, welche die Bauteile herstellen. Das Gewebe wird dort in eine Form gelegt und flüssiger Kunststoff hinzugegeben. Die Eigenschaften der zwei Komponenten werden verbunden und es entstehen somit harte feste Bauteile.“

Gewebt wird bei der Firma Gerster auf modernsten Dornier-Webstühlen. Auf einem Gestell stecken bis zu 1000 Spulen. Deren über 1000 Fasern, werden in die Maschine reingezogen und so das Gewebe hergestellt.

CO2-Neutralität in der Automobilindustrie

In der Automobilbranche ist Nachhaltigkeit natürlich ein großes Thema. Es wird bestärkt darauf geachtet, dass die Autos und somit auch die Einzelteile, möglichst CO2-neutral produziert werden. Deshalb ist Flachs bzw. eine Naturfaser super geeignet, da die Pflanze beim Wachstum CO2 durch Photosynthese bildet und somit eine bessere CO2-Bilanz aufweist, als z.B. eine Glas- oder Carbonfaser.

Die Zukunft der Flachsfaser

„Wir sind noch in einigen Themen, in denen es um Boots- und Yachtbau geht, da hier Faserverbund auch üblich ist. Wenn man noch weiterdenkt, am Ende des Tages immer noch anspruchsvollere Anwendungen. Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann Züge und Flugzeuge, die mit Faserverbund funktionieren.“, so Philipp Gerster

Im Moment finden sich die mit Naturfaser verstärkten Kunststoffe auf Rennstrecken in Sportwägen wieder. Da diese nicht straßenzugelassen sind, sind die Anforderungen etwas niedriger.

Es wird im Moment an einer Vorserie gearbeitet, was bedeutet, dass Ende 2024, Anfang 2025 die ersten normalen Autos mit diesen Naturfasern auf der Straße fahren könnten.

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