Die Stadt Biberach wird den Verein Biberacher Filmfestspiele ab dem Jahr 2021 mit einem jährlich um 25 000 Euro höheren Zuschuss unterstützen. Grund sind die deutlich gestiegenen Ausgaben für das Filmfest. Das hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit so entschieden. Nach zwei Jahren soll die Zuschusshöhe überprüft werden.
Die Stadt Biberach fördert den Verein Biberacher Filmfestspiele seit 2013 mit jährlich 68 000 Euro (darin enthalten sind ein Barzuschuss von 10 000 Euro für Preisgeld, ein sogenannter unbarer Zuschuss von rund 18 000 Euro und eine institutionelle Förderung von 45 000 Euro). In wirtschaftlich schwierigen Zeiten stehen auch bei den Biberacher Filmfestspielen den gestiegenen Ausgaben keine steigenden Einnahmen gegenüber.
Die Notwendigkeit der Finanzierung laufender Kosten zum Fortbestand der Filmfestspiele abzudecken, veranlasste den Vorstand des Vereins, einen Antrag bei der Stadt Biberach zur Erhöhung des Zuschusses einzureichen, und zwar um 25 000 Euro auf künftig 93 000 Euro jährlich. Dem erhöhten Finanzierungsbedarf der Filmfestspiele sei vom Verein durch Anstrengungen in den Bereichen Sponsoring und Mitgliedsbeiträge Rechnung getragen worden, sagte Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer in der Sitzung. Diese Möglichkeiten seien ausgeschöpft. Eine Erhöhung des städtischen Zuschusses sei auch ein positives Signal an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, das den Landeszuschuss von bislang 36 000 Euro an die Zuschusshöhe der Stadt Biberach gekoppelt habe. Eine Erhöhung des Landeszuschusses ab dem Jahr 2022 könnte dann vom Verein beantragt werden.
Die Biberacher Filmfestspiele hätten sich in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt, fuhr Riedlbauer fort. Die visuelle Darstellung bei der Eröffnung und der Preisverleihung seien in professionelle Hände gegeben worden. Die als Gäste anwesenden Filmschaffenden seien hochwertige Festivals gewohnt. Der Erfolg gebe dem Verein recht, was durch Rückmeldungen aus der Filmbranche, von Besuchern und Besucherinnen und Medienberichten belegt sei. Der Verein habe ein schwieriges halbes Jahr durchlebt, nachdem Intendantin Helga Reichert ihren Vertrag nach den Filmfestspielen 2020 nicht mehr verlängert hat. Im Ergebnis sei es dem Vorstand gelungen, innerhalb weniger Wochen mit Nathalie Arnegger die Nachfolge für die vakant gewordene Position der Intendanz zu gewinnen.
Um die überregionale Präsenz des Festivals zu gewährleisten und neue, jüngere Zielgruppen anzusprechen, seien audiovisuelle Botschaften in den sozialen Medien (Facebook, Instagram-Auftritt etc.) der gängige Weg und heute Standard. Die dazu erforderlichen Inhalte müssten in professioneller Qualität produziert werden, was ohne externe Dienstleister nicht möglich sei. Riedlbauer ist sicher: Die Biberacher Filmfestspiele in den kommenden Jahren weiterhin zu professionalisieren und damit die überregionale Beachtung zu sichern und auszubauen, ist – gerade in den aktuell besonders schwierigen Zeiten für die gesamte Kultur- und Kreativbranche – für den weiteren Erfolg des Festivals von entscheidender Bedeutung.
Ulrich Heinkele (FW) bemerkte in der Diskussion, die Filmfestspiele zu fördern gehöre zwar nicht zu den Kernaufgaben der Stadt, dennoch wolle man, dass sie auch nach dem Abgang von Adrian Kutter und seiner Frau erfolgreich weiterliefen. Die Zunahme der Kosten sei nachvollziehbar dargestellt worden, der Verein sei aber aufgerufen, die Kosten in Zukunft genau im Blick zu behalten. Rudolf Metzger (SPD) erklärte, für seine Fraktion sei die Kostensteigerung nicht überraschend gekommen, sie sei vielmehr plausibel. Die SPD wolle so gut es geht mithelfen, dass die Filmfestspiele als Highlight im Jahreslauf der Stadt erhalten blieben. Dass die Stadt den Zuschuss sogar rückwirkend für 2021 gewähre, sei sehr großzügig, so Metzger. „Die Evaluation nach zwei Jahren begrüßen wird.“ Über das, was im letzten halben Jahr abgelaufen ist, sei er sehr unglücklich, sagte Christoph Funk (FDP). Überrascht zeigte er sich über die starke Erhöhung des Zuschusses und dass er sogar rückwirkend gewährt wird. Funk sieht die Filmfestspiele allerdings auch in Zusammenhang mit der Innenstadtentwicklung. Deshalb brauche Biberach solche Events. Er und sein Kollege Braig stimmten daher beide für den Antrag, während Fraktionskollege Otmar Weigele dagegen stimmte. Die Vorlage habe ihn traurig gestimmt, sagte Weigele. „So wie es jetzt lief, wird es schiefgehen.“ Der Verein habe keine Übersicht seines Vermögens abgegeben und die Kostensteigerungen aufgeplustert. Der Hauptgrund für die Mehrkosten sei die neue Intendanz.
Für Peter Schmid (Grüne) ist der höhere Zuschuss durchaus vertretbar. Die Filmfestspiele gehörten zur Stadt wie das Schützenfest, der Christkindles-Markt oder der Kabarettherbst. Der Verein stehe jetzt an einem Wendepunkt nach der Ära Kutter und deshalb müsse man alles unternehmen, um das Festival erfolgreich weiterzuführen. „Ich hoffe und wünsche, dass der provinzielle Charme erhalten bleibt“, so Schmid. Die Filmfestspiele seien Tradition und gehörten zum kulturellen Kern der Stadt, sagte Ralf Heidenreich. (Die Linke). Deshalb sei der Zuschuss unumgänglich. Er sieht die Entwicklung nach der Ära Kutter allerdings als strategisch problematisch an. Ihm wäre es am liebsten, „man würde die Familie Kutter wieder an Bord holen“. Er sei irritiert, wie kritisch der Verein von manchen Gemeinderäten gesehen werde, gab Friedrich Kolesch (CDU) zu verstehen, das habe er im Gemeinderat in 20 Jahren noch bei keinem Verein so erlebt. Der Filmfestvorstand arbeite ehrenamtlich und stecke Zeit und Herzblut in das Festival. Die Stadt unterstütze hier mit einem verhältnismäßig geringen Zuschuss eine hochprofessionelle Veranstaltung. Auch er bedaure, dass es zum Bruch mit Kutter gekommen sei. Aber: „Die CDU gibt den Zuschuss in jedem Fall gerne.“ (Quelle: Mitteilungsblatt der Stadt Biberach/Biberach Kommunal/BiKo).