Heute jährt sich der schwere Bombenangriff vom 17. Dezember 1944 zum 80. Mal. Ab ca. 19:20 Uhr begann damals das schreckliche Bombardement.
Zum Gedenken an dieses tragische Ereignis findet heut um 18.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in St. Michael zu den Wengen (Wengenkirche) statt. Außerdem werden um 19:15 Uhr die Glocken aller Ulmer Kirchen für einige Minuten läuten. Um 20 Uhr findet ein Gedenkkonzert in der Pauluskirche statt.
Über 700 Tote, tausende Ulmer obdachlos und die Altstadt nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Ein tragisches Stück Ulmer Geschichte. Michael Wettengel, der Leiter des Ulmer Stadtarchivs, sagte dazu im DONAU 3 FM Interview:
Das hatte natürlich dramatische Folgen, auch für die Versorgung der Bevölkerung. Eine hohe Zahl an Obdachlosen war die Folge. Die Menschen haben ihr Dach über dem Kopf verloren, wenn sie denn mit dem Leben davon gekommen sind. Man konnte sich auch nicht mehr orientieren, es gab keine Straßen und keine Bezugspunkte mehr. Das hatte schon erhebliche, dramatische Folgen.
Zum Bombardement selbst sagte Wettengel weiter:
Die Aufklärungsflugzeuge haben zunächst sogenannte Christbäume gesetzt, also eine Beleuchtung um ein besseres Ziel zu haben, und haben dann mit der Bombardierung begonnen, die selbst nur ganz kurz gedauert hat. 19:23 Uhr begann die Bombardierung und zwanzig Minuten, also keine halbe Stunde später, war sie fertig. Aber in dieser kurzen Zeit erzielte sie so einen hohen Zerstörungsgrad.
Dass das Ulmer Münster von den Alliierten bewusst verschont wurde, ist eine Mär und stimmt nicht, so Wettengel:
Dass das Münster stehen geblieben ist, ist eine Fügung des Schicksals, im Grunde genommen Glück. Aber es war keinesfalls Absicht, denn die Zielgenauigkeit war minimal, es herrschte auch an dem Tag, an diesem 17. Dezember 1944, ganz schlechte Sicht. Das heißt, die britischen Bomber hätten das nicht steuern können.
Fritz Glauninger war damals vor Ort. Zusammen mit seiner Schwester fährt der damals Achtjährige mit dem Zug von Niederstotzingen nach Ulm. Wegen des Luftangriffs stoppt der Zug auf Höhe der Böfinger Halde. Von dort sieht er alles mit an:
Wir haben dann diese Bomben und die Einschläge gesehen. Dann bin ich mit meiner Schwester die Heidenheimer Straße runter und zu unserem Haus in der Karlstraße gelaufen. Und als wir da angekommen sind, hat das Haus bis in den Keller runter gebrannt. Da waren Phosphor-Kanister eingeschlagen, das ist flüssig, und das hat sich dann durch das ganze Haus durchgebrannt.
Die fünfköpfige Familie entgeht dem Flammen-Inferno und bleibt unverletzt. Aber alles Hab und Gut ist verloren, so Glauninger weiter:
Wir hatten nur noch das, was wir am Körper hatten. Und so sind wir dann beieinander gewesen und hatten nichts mehr. Wir sind dann zur Großmutter nach Biberach weitergereist. Da sind wir dann untergekommen.
Auch Jahrzehnte danach – als wir ihn getroffen hatten - konnte sich Fritz Glauninger gut an alles erinnern. Vor allem an eines:
Den Geruch, den verlier ich nie aus der Nase. So schwefelig gelb, und dann natürlich verbrannt aber nicht, wie wenn wir irgendwo Tannenholz verbrennen, sondern wirklich bösartiger Gestank.