Wie auch in den vergangenen Jahren hat das Ulmer Bundeswehrkrankenhaus am späten Dienstagabend verletzte Ukrainischer zur Weiterbehandlung aufgenommen.
Sechs Männer und eine Frau wurden mit einer fliegenden Intensivstation der Luftwaffe von Kiew über Berlin nach Memmingen geflogen, von dort ging es mit einem Konvoi von Rettungswagen in das Ulmer Krankenhaus. Weitere sechs Patienten wurden in das Berliner Bundeswehrkrankenhaus gebracht.
Seit mehreren Jahren beauftragt das Auswärtige Amt immer wieder die Bundeswehr, solche humanitären Maßnahmen durchzuführen. Bereits Ende letzter Woche ist ein Erkundungsteam aus Deutschland nach Kiew geflogen, um die Patienten auszuwählen, die in den deutschen Bundeswehrkrankenhäusern sinnvoll medizinisch versorgt werden können. Im Fachteam aus Ärzten und Pflegern aus mehreren Bundeswehr-Krankenhäusern war auch eine Ulmer Bauchchirurgin. Sie muss nun wie alle anderen Team-Mitglieder nach der Rückkehr erst einmal in Corona-Quarantäne.
Am Dienstagvormittag flog dann der Airbus A310 „MedEvac“ der Luftwaffe von Köln nach Kiew. Das zum Intensivtransporter umgebaute Flugzeug kann nicht nur sechs beatmete Patienten mit dem Standard einer deutschen Intensivstation befördern, sondern auch weitere liegende und sitzende Patienten. Die medizinische Besatzung wird dabei von den Bundeswehrkrankenhäusern gemeinsam gestellt, unter ihnen dieses Mal auch der Ulmer Anästhesist Marc Frammelsberger. Morgens um zwei Uhr wurde er von Ulm aus nach Köln gefahren, den Rückflug der leeren Maschine ab Memmingen nach Köln musste er nicht mehr mitmachen, der durfte von Memmingen direkt nach Ulm fahren. Der Flug selbst ging von Kiew erst nach Berlin, um dort acht Patienten an das dortige Bundeswehrkrankenhaus zu übergeben. Anschließend ging der Flug weiter nach Memmingen.
Hier wartete auf dem Rollfeld der Intensiv-Transportbus des DRK Ulm, der alleine vier liegende Patienten transportierte. Weitere Rettungswagen der Bundeswehr übernahmen die weiteren drei Verletzten aus der Ukraine. Nach einer kurzen medizinischen Übergabe an den Ulmer Notarzt Jochen Lührs ging es im Konvoi mit Absicherung durch Feldjäger und mit Blaulicht nach Ulm. Im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus war alles für die Aufnahme der Patienten mitten in der Nacht vorbereitet. Mit allen Corona-Vorsichtsmaßnahmen und Schutzanzügen wurden die Patienten auf eine Isolierstation gebracht, in der sie die nächsten Tage verbringen. Dort werden weitere Untersuchungen vorgenommen, neben Krankenhaus-Keimen werden auch Corona-Tests vorgenommen.
Ein Patient musste auch in Kiew bleiben, da er dort positiv auf das Virus getestet wurde. In Ulm erwarten die ukrainischen Patienten in den kommenden Monaten zum Teil mehrere Operationen, um alte Verletzungen aus kriegerischen Auseinandersetzungen zu behandeln. Diese Verletzungen stammen nicht nur aus Konflikten im Sommer, sondern teilweise auch vom vergangenen Jahr. Die Ärzte im Ulmer Bundeswehrkrankenhaus haben in ihren Auslandseinsätzen viele Erfahrungen im Umgang mit Kriegsverletzungen gemacht, diese Erfahrungen können nun zum Wohl der ukrainischen Patienten eingesetzt werden. Text/Foto: Thomas Heckmann