Eines vorweg: das landesweit höchste Infektionsgeschehen in Bezug zur Einwohnerzahl weist der Landkreis Biberach mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 551,3 auf.
Die Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg nehmen weiter stark zu. Die Zahl der neu gemeldeten Infektionsfälle pro 100 000 Einwohner in einer Woche betrug am Dienstag (Stand: 16.00 Uhr) bereits 296,9 nach 256,8 am Vortag, wie das Landesgesundheitsamt (LGA) in Stuttgart mitteilte.
Auch die Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten stieg um 9 auf 356 weiter an. Sollte die Bettenbelegung an zwei Werktagen in Folge auf 390 steigen, würde die Corona-Alarmstufe mit einer landesweiten 2G-Regelung greifen. Zu vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens hätten dann nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt. Nach einer Prognose der Uniklinik Freiburg für das LGA könnte die Schwelle zur Alarmstufe noch in dieser Woche erreicht werden.
Die Zahl der Klinikeinweisungen von Corona-Infizierten pro 100 000 Einwohner in einer Woche stieg auf 5,1 nach 4,9 am Vortag. Im Vergleich zum Montag verzeichnete die Behörde 6890 neue Corona-Infektionsfälle und 38 weitere Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. Damit beträgt die Zahl der gemeldeten Infektionen seit Beginn der Pandemie in Baden-Württemberg 673 455, die Zahl der Todesfälle stieg auf 11 164.
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
der Landkreis Biberach hat landesweit die mit Abstand höchsten Infektionszahlen, eine 7–Tagesinzidenz, die sich heute vermutlich der 600er Marke nähern wird. Das ist dramatisch! Das heißt in aller Deutlichkeit: Jede und Jeder kann sich überall anstecken, wir haben ein sehr diffuses Infektionsgeschehen in allen Lebensbereichen zu verzeichnen. Es gibt bereits wieder mehr Ausbrüche in stationären Einrichtungen. Wir befinden uns im exponentiellen Anstieg bei gleichzeitig noch viel zu niedriger Impfquote.
Es ist nicht nur eine Pandemie der Nichtgeimpften, sondern auch die Geimpften sind zunehmend Teil des Infektionsgeschehens, weil sie das Virus weitergeben und auch erkranken können. Landesweit lag die 7-Tage-Inzidenz bei den Geimpften (Stand, Dienstag, 9. November) bei 52,6, bei den Nichtgeimpften bei 755,7.
Unser Gesundheitssystem kommt bereits jetzt an seine Grenzen. Gestern beispielsweise haben wir die Meldung einer Praxis erhalten, dass diese quasi „am Ende“ sei und den Nachfragen nach Abstrichen und Impfungen nicht mehr nachkommen kann. Eine Corona – Schwerpunktpraxis wohlgemerkt.
Ich bin über die Situation mehr als besorgt und wir wissen alle, dass wir das Infektionsgeschehen nur mit drastischen Maßnahmen der Kontaktbeschränkung stoppen können. Wir wissen auch, dass alles, was wir heute dafür tun, erst in einigen Wochen eine positive Wirkung auf das Gesundheitssystem erzielen wird.
Uns stehen sehr schwierige Wochen bevor. Daher heute mein dringender Appell an Sie und alle Bürgerinnen und Bürger. Helfen Sie mit, diesen exponentiellen Anstieg zu stoppen. Reduzieren Sie Ihre Kontakte auf das unbedingt Notwendige, überlegen Sie bei allem - muss das sein? Denken Sie an Ihre Angehörigen, an Menschen, die krank sind oder eine Behinderung haben, deren Immunsystem geschwächt ist und an Menschen, die sich nicht impfen lassen können.
Denken Sie an die vielen erschöpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen, Kliniken und Einrichtungen. Sagen Sie nicht notwendige Besuche ab, erledigen Sie Sitzungen, Besprechungen digital. Ganz große Sorgen mache ich mir um unsere Pflegeheime, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Bewohnerinnen und Bewohner. Ein aktueller Ausbruch in einer Einrichtung der Behindertenhilfe zeigt, was es bedeutet, wenn in einer Einrichtung mit schwerstbehinderten Menschen das Virus zirkuliert.
Daher meine dringende Bitte an alle, die solche Einrichtungen besuchen und dort arbeiten: Lassen Sie sich impfen und testen Sie sich vor dem Besuch auch dann, wenn Sie geimpft sind.
Alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer bitte ich: Tragen Sie Maske, wo immer es geht, auch während des Unterrichts, und warten Sie nicht auf eine Entscheidung aus Stuttgart. Es ist nicht verboten, Maske zu tragen, es ist in Anbetracht der Lage mehr als klug.
Dr. Heiko Schmid
Landrat