Aus Südafrika, Großbritannien oder Dänemark: Mittlerweile hört man von immer mehr Corona-Varianten, die in Deutschland auftauchen. Diese Woche wurden auch erste Mutationen in den Landkreisen Alb-Donau und Biberach festgestellt. Was bedeuten die Mutationen für den Lauf der Pandemie? Wirken unsere Impfstoffe auf die Varianten?
Zuerst einmal muss man wissen, dass Viren immer mutieren. Wenn das Erbgut von insgesamt rund 30.000 Einzelbausteinen, den Nukleotiden, vervielfältigt wird, kommt es zu einer Mutation. Mutationen sind daher vor allem Kopiefehler. Der Fund einer Mutation ist also nicht überraschend. Bis September waren bereits mehr als 12.000 einzelne Mutationen des Coronavirus bekannt, sogenannte Punktmutationen. SARS-CoV-2 mutiert nach derzeitigen Schätzungen deutlich langsamer als etwa ein HI-Virus und auch seltener als bestimmte saisonale Grippeviren wie Influenza B. Nicht jede Mutation hat einen Einfluss darauf, wie das Virus aussieht oder sich verhält.
Zum Verständnis für den nachfolgenden Text muss man wissen, was ein sogenanntes „Spike-Protein“ ist. Das Coronavirus Sars-CoV-2 benötigt die Spike-Proteine auf seiner Oberfläche, um an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche menschlicher Zellen zu binden und die Zellen zu infizieren.Wie Zacken einer Krone stehen die Moleküle von der Virushülle ab.
Die britische Variante breitet sich weiter in Europa aus. Bereits im September wurde sie erstmals in England entdeckt. Ein Grund für die schnellere Ausbreitung der britischen, aber auch südafrikanischen Virus-Variante sollen Mutationen sein, die das sogenannte „Spike-Protein“ betreffen und dafür sorgen, dass das Virus besser an Zielzellen andocken kann. Eine dieser Mutationen heißt N501Y.
Virologe Christian Drosten äußerte die Vermutung, dass es auch die Möglichkeit geben könnte, dass es mit der Mutante weniger Symptomatische oder weniger schwer Symptomatische gibt, vor allem in der Frühphase der Erkrankung. Menschen die keine oder nur wenige Symptome verspüren, bleiben nicht so schnell zu Hause wie Leute mit starken Symptomen – und können so unentdeckt mehr Menschen anstecken.
Die südafrikanische Variante wurde schon im August in Südafrika nachgewiesen. Sie ist wohl so durchsetzungsfähig, dass sie die anderen Mutationen verdrängt. Wie auch die britische Mutation besitzt die südafrikanischen Variante eine Mutation an der äußeren Hülle des Coronavirus, dem sogenannten „Spike-Protein“. Diese Veränderung soll dafür sorgen, dass sich die Mutationen besser an menschliche Zellen binden können. So können sich die britische und südafrikanischen Varianten um 50 Prozent schneller verbreiten. Die Variante aus Südafrika bringt aber darüberhinaus noch weitere Mutationen mit sich, die den Virologen Sorgen bereiten. Es deutet einiges darauf hin, dass sie auch eine „Flucht-Mutation“ im Gepäck hat. Diese Mutation hilft dem Virus, der Immunantwort des Menschen zumindest teilweise zu entkommen.
Beide Varianten, Britische und Südafrikanische, haben es geschafft, die herkömmliche Virusvariante zu verdrängen. Die Schwere des Krankheitsverlaufs soll durch die Mutationen nicht verändert werden. Sie führen zu einem exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen und damit können auch die Todeszahlen drastisch ansteigen.
Millionen Nerze mussten in Dänemark getötet werden, weil dort das Virus in einer Pelzfarm mutiert war. In Neu-Ulm und Ansbach wurden jetzt sechs Fälle einer dänischen Coronavirus-Variante nachgewiesen. Das hat ein Labor in Augsburg bestätigt. Die dänische Mutation könne eindeutig von der britischen und der südafrikanischen Variante unterschieden werden. Durch die einzelnen Bindungsarme der Spike-Proteine erkennen Fachleute die Mutationen. Die Spike-Proteine sitzen wie spitze Stacheln auf der Hülle des Virus und ermöglichen es ihm, in menschliche Zellen einzudringen. Die dänische Gesundheitsbehörde SSI geht nicht davon aus, dass die Nerz-Variante leichter übertragbar oder tödlicher ist. Die mutierte Form könnte aber robuster gegenüber menschlichen Antikörpern sein.