Ein richtiges Dorffest war die Übergabe des neuen Feuerwehrfahrzeuges am Samstagabend in der Nellinger Dorfmitte trotz der notwendigen 3G-Regeln. Mehrere Hundert Gäste kamen, um gemeinsam das neue Feuerwehrauto zu sehen und zu feiern.
„Es ist doch schön, dass wir wieder zusammen kommen können“ begann Bürgermeister Christoph Jung seine Ansprache und gab auch zu, dass ihn die Musik der Band Rammstein begeisterte, die das Vorfahren des neuen Feuerwehrfahrzeuges auf dem Dorfplatz begleitete. Die Nellinger Feuerwehr hat das neue Fahrzeug geradezu inszeniert: Anstatt sich an einem Sonntagmittag zu treffen, hat die Wehr ganz bewusst den Einbruch der Dunkelheit abgewartet und dann das Löschfahrzeug durch künstlichen Nebel, Lichteffekte und laute Rockmusik auf den Dorfplatz fahren lassen.
Das neue Fahrzeug war so nötig, dass es schon vor der Übergabe im Einsatz war. Sonntag vor einer Woche wurden die Nellinger zu einem Verkehrsunfall an der Autobahnraststätte Aichen alarmiert. Das alte Fahrzeug sprang nicht an. Da die Feuerwehrleute schon auf das neue Fahrzeug geschult waren, stiegen sie einfach um.
Zwischen seinem Vorgänger aus dem Jahr 1996 und dem neuen, 16 Tonnen schwere Lastwagen mit Allradantrieb liegen laut Bürgermeister Jung Welten in der Feuerwehrtechnik und die Auflistung der Ausstattung durch Feuerwehrkommandant Markus Eckle machte das anschaulich. Neben 2.000 Liter Wasser und den notwenigen Schläuchen und Wasser-Strahlrohren verfügt das Fahrzeug über einen Sprungretter, einen akkubetriebenen Hilfeleistungssatz mit Schere und Spreizer, LED- Beleuchtung für die Einsatzstelle, eine Sichtschutzwand gegen Gaffer, Navigationssystem für die Fahrt zur Einsatzstelle und ein Tablet für Daten über Gefahrstoffe oder optimale Angriffspunkte an Unfallautos, um eingeklemmte Menschen befreien zu können.
Eckle machte auch deutlich, dass die Einsätze der Nellinger Feuerwehr mittlerweile zu 70 Prozent aus technischer Hilfeleistung bestehen. Nicht nur das klassische Löschen von Bränden fordert die ehrenamtlichen Helfer, sondern überwiegend die technische Hilfe für Menschen in Not, so führt gerade die nahe Autobahn 8 zu solchen Einsätzen.
Nach der Schlüsselübergabe bestaunten viele Gäste das neue Gefährt. Die vollgepackten Geräteräume neben der Mannschaftkabine lassen das Fahrzeug wie eine rollende Werkstatt erscheinen. Sogar eine Motorsäge ist dabei, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und auch ganz feine Schlüssel und Drähte für das Öffnen von Wohnungstüren sind verladen. Eine klappbare Rettungsplattform bringt die Einsatzkräfte näher an eingeklemmte Lastwagenfahrer heran und ein Hochdrucklüfter kann Brandrauch oder gefährliche Gase aus einem Gebäude drücken.
Für die Planung und den Bau des Einsatzfahrzeuges vergingen rund drei Jahre, dabei konnte der durch den Etat vorgegebene Kostenrahmen von 500 000 Euro mit einem Kaufpreis von 495 000 Euro gehalten werden. Unterstützt wird die Gemeinde dabei mit Zuschüssen von gut 180 000 Euro. Den restlichen Betrag bezeichnete Bürgermeister Jung als einen Kraftakt für die Gemeinde, rechtfertigte die notwendige Investition aber auch mit den Worten „Im Ernstfall gibt es keine zweite Chance“. Nun können die rund 50 Feuerwehrleute nahezu alle Einsatzarten mit ihrem neuen Universalwerkzeug abarbeiten.
Wie professionell die Feuerwehrleute nicht nur retten können, sondern auch feiern, zeigten sie mit einer Lasershow als Ausklang des Festes. Wieder zogen künstliche Nebelschwaden über den dunklen Dorfplatz und Laserstrahlen bewegten sich zum Takt der Musik. Die Begeisterung der Besucher war groß und auch danach forderten vor allem die Kinder durch Sprechchöre eine weitere Zugabe, auch wenn jedes Fest einmal enden muss.
Text/Foto: Thomas Heckmann
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