So geht es aktuell einigen Betroffenen in Ulm und Umgebung. Allein im Kreis Göppingen hatte die Polizei zwischen Oktober und November rund 100 Einbrüche vernommen.
Der Anstieg der Einbruchszahlen ist hauptsächlich der verfrühten Dämmerung verschuldet. Insgesamt sind die Zahlen allerdings nicht auf dem Niveau der Hochzeiten im Jahr 2017 und 2018. Insbesondere während der Pandemie waren die Einbruchszahlen bei einem Tiefstwert, die dem Lockdown zuzurechnen sind. Seitdem steigen die Zahlen wieder leicht an.
Grundsätzlich brechen Einbrecher in Gewerbe eher am Wochenende ein, bei Privathäusern ist ein leichter Anstieg ab Donnerstag bis Samstag zu erwarten. Da Einbrecher nicht auf persönliche Konfrontationen mit den Bewohnern aus sind, brechen sie selten nachts ein, während jemand im Gebäude schläft. Die Täter orientieren sich an der Helligkeit und begehen so etwa von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr abends Tageswohnungseinbrüche, so der Kriminaltechniker Reiner Schneider von der Polizeistelle Ulm.
Ein Einbrecher arbeitet nach vier Grundprinzipien. Er arbeitet schnell, leise, unerkannt und nach Gelegenheit.
Allgemein brechen sie zu zweit oder zu dritt ein und sind zu Fuß unterwegs. Am wichtigsten ist für Einbrecher die Gelegenheit: Es geht nicht darum, die Opfer im Vorfeld auszuspionieren. Vielmehr passende Gelegenheiten, die ein geringes Risiko versprechen: gekippte Fenster oder Terrassentüren, Häuser, bei denen kein Auto in der Einfahrt steht, kein Licht an ist und Rollläden heruntergelassen sind. Bietet sich also ein passendes Objekt, wird meist erst durch Klopfen oder Klingeln verifiziert, ob wirklich niemand daheim ist. In vier von fünf Fällen wird dann mit einem Schraubendreher ein Fenster oder eine Tür aufgehebelt. Statistisch gesehen benötigt ein Einbrecher für einen Einbruch 12 bis 15 Minuten.
Kommt man nach Hause und muss feststellen, dass eingebrochen wurde, bittet die Polizei, als erstes das Wohnobjekt zu verlassen, um möglichen körperlichen Begegnungen zu entgehen und Spuren für die Kriminaltechnik nicht zu zerstören. Als nächstes sollte die 110 verständigt werden, die vorbeikommt und den Tatort sichert. Dann setzen die Ermittlungen seitens der Polizei mit Befragungen, Spurensicherung und anderen Verfahren ein.
Wenn ein Einbrecher doch noch im Haus ist, oder ins Wohnobjekt einsteigt, wenn man daheim ist, sollte man sich lautstark bemerkbar machen und beispielsweise das Licht anschalten. Auch hier sollte man es nicht auf eine persönliche Begegnung mit dem Täter ankommen lassen, da die Reaktion in solch einer Situation nicht abschätzbar ist. Stattdessen hilft es sich bei Gelegenheit Merkmale des Einbrechers einzuprägen und sofort die 110 zu verständigen.
Wer zufällig Zeuge eines Einbruchs wird oder etwas Verdächtiges sieht, wie Personen oder Fahrzeuge, die langsam durch Wohngebiete fahren, ruft sofort die 110 an und gibt jegliche Informationen durch. Eine Streife wird dann die Lage beobachten und Situation sichern.
Grundsätzlich kann jeder mit angepasstem Verhalten präventiv gegen Einbrüche vorgehen: die Wohnungstür immer ganz abschließen und beim Verlassen des Hauses alle Fenster und Türen vollständig schließen. Mechanischer Grundschutz, wie abschließbare Fenstergriffe, bieten in Verbindung mit angepasstem Verhalten, bereits einen sehr guten Einbruchsschutz, der etwa bei 90 bis 92% liegt. Wer für sein Sicherheitsgefühl etwas tun will, kann weitere elektronische Komponenten, wie Kameras zur Videoüberwachung oder Einbruch-Überfall-Meldeanlagen, sowie Zeitschaltuhren für Lichter, installieren. Zum Schluss bleibt ein Restrisiko von etwa 5%, das es allerdings bei allem gibt.
Die Polizei bietet zusätzlich sicherungstechnische Beratungen an, bei der eine Schwachstellenanalyse am eigenen Gebäude gemacht wird.
Auch wenn die ansteigenden Einbruchszahlen der letzten Wochen durchaus beängstigend sind, beruhigt Kriminaltechniker Schneider:
Angst ist falsch ausgedrückt. Man sollte jetzt zur dunklen Jahreszeit, aber generell zu jeder Jahreszeit ein gesundes Misstrauen haben.