Die württembergische Landessynode hat während ihrer Herbsttagung in Stuttgart intensiv über das Verständnis der Ehe diskutiert. Im Mittelpunkt der Debatte stand der Antrag auf eine gleichberechtigte Trauung gleichgeschlechtlicher Paare, der in der Sommertagung 2023 eingebracht wurde. Dieser sieht vor, vollwertige Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche sowie dritte Geschlechter in der Evangelischen Landeskirche Württemberg zu ermöglichen.
Seit 2019 ist es in der Evangelischen Landeskirche Württemberg möglich, gleichgeschlechtliche Paare in einem Segnungsgottesdienst zu begleiten. Dabei wird der Lebensweg der Einzelpersonen gesegnet, während heterosexuelle Ehepaare in einer kirchlichen Trauung als Ehebund gesegnet werden. Dieses Unterschiedliche Maß wird zunehmend kritisiert und als diskriminierend empfunden.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl erklärte, dass viele Betroffene die aktuelle Regelung als halbherzig wahrnehmen. Sie empfinden es als Ausschluss, dass gleichgeschlechtliche Paare keine gleichwertige kirchliche Trauung feiern dürfen.
Landesbischof Gohl kündigte an, dass eine Arbeitsgruppe bis zur Sommersynode 2025 einen Gesetzentwurf erarbeiten soll, der gleichgeschlechtliche Trauungen rechtlich und liturgisch gleichstellt. Der Vorschlag soll die Trauung für heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare einheitlich regeln und so Diskriminierung verhindern.
Während der Tagung zeigten die Synodalen unterschiedliche Positionen. Vertreter des Pietismus betonten die biblisch begründete Sichtweise einer Ehe zwischen Mann und Frau, während andere Synodale für die Akzeptanz und Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare eintraten. Der Theologische Ausschuss konnte bisher keine einheitliche Haltung finden.
Hellger Koepff, Vorsitzender des Ausschusses, betonte, dass alle Argumente aufgenommen würden, um eine Lösung zu erarbeiten, die verschiedenen Eheverständnissen gerecht wird.
Landesbischof Gohl sprach sich klar für eine Reform aus:
„Ich möchte nicht, dass Menschen in der Kirche Diskriminierung erfahren. Die Kirche sollte ein Ort sein, der alle Menschen willkommen heißt und ihre Liebe gleichberechtigt anerkennt.“
Er verwies auf die Rückmeldungen vieler Paare, die keinen Unterschied zwischen einer Segnung und einer Trauung erkennen können. Zudem sei das bisherige Verfahren, Segnungsgottesdienste in Gemeinden einzuführen, zu kompliziert und nicht mehr zeitgemäß.
Die Diskussion um die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare bleibt in der württembergischen Landessynode ein emotionales und kontroverses Thema. Bis zur Sommersynode 2025 soll ein Gesetzesentwurf erarbeitet werden, der alle Ehepaare gleichstellt. Die endgültige Entscheidung liegt dann bei der Landessynode.
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