Erstmals dürfen Frauen zum Höhepunkt des Fischertags in Memmingen am Samstag (8.00 Uhr) zum Ausfischen in den dortigen Stadtbach springen. Seit 1931 hatte der Fischertagsverein, der das Fest mit Tausenden Besuchern jährlich veranstaltet, Frauen per Satzung von der Tradition ausgeschlossen – mit Verweis darauf, dass dies in den Jahrhunderten zuvor Brauch gewesen sei. Erst nach einem Urteil des Memminger Landgerichts im vergangenen Jahr änderte der Fischertagsverein diese Regel.
Das Gericht hatte dem Verein attestiert, seine weiblichen Mitglieder ohne triftigen Grund schlechter gestellt zu haben als die männlichen. Geklagt hatte Christiane Renz, selbst Memmingerin und langjähriges Mitglied im Verein. Sie ist nach Angaben des Vereins auch die einzige Frau, die dieses Jahr neben rund 1200 Männern offiziell am Ausfischen teilnehmen wird. «Ich denke, viele Frauen und Mädchen wollen sich diesen Rummel nicht geben», sagte Renz dazu. «Ich hoffe, dass sich ein paar in den nächsten Jahren trauen, wenn sie Lust darauf haben.»
Beim Fischertag springen die Teilnehmer jedes Jahr im Sommer in den Memminger Stadtbach und holen Forellen aus dem Wasser. Wer den größten Fisch fängt, wird Fischerkönig. Die Veranstaltung geht darauf zurück, dass früher der städtische Bach einmal jährlich leergefischt wurde, um den Kanal zu reinigen. Diese Tradition ist nach Angaben des Vereins bis ins 16. Jahrhundert zurückzuverfolgen.