Trauriges Jubiläum: 80. Jahrestag der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl

Ulm gedenkt den Freiheitskämpfern

Am 22. Februar 1943 wurden die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus aus Ulm, Hans und Sophie Scholl hingerichtet. Verschiedene Gedenkveranstaltungen erinnern an sie.

Die Medien im nationalsozialistischen Deutschland waren unter staatlicher Kontrolle. Nur mit Flugblättern konnten die Mitglieder der "Weißen Rose" ihre Meinung unter das Volk bringen. Die "Weiße Rose" ging aus einem Freundeskreis hervor. Hans Scholl und Alexander Schmorell kannten sich vom gemeinsamen Medizinstudium. Weitere Gleichgesinnte, wie die Schwester von Hans,  Sophie und Willi Graf, Christoph Probst und Kurt Huber schlossen sich der Bewegung an.

"Wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist [...]"

Im Sommer 1942 erschienen die ersten von insgesamt 6 Flugblättern, die die Gruppe auslegten und darin die Schandtaten der Machthaber anprangerten. Beim Auslegen des 6. Flugblatts in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München wurden die Freiheitskämpfer erwischt. Die Geschwister Scholl wurden verhaftet. "Es lebe die Freiheit", ruft Hans Scholl, am 22. Februar 1943, bevor er den Kopf unter das Fallbeil legt, mit dem die Mitglieder der Weißen Rose hingerichtet werden sollen.

Ulm gedenkt der Weißen Rose

Sophie Scholl 1942 in Blumberg

Anlässlich des 80. Jahrestags der Hinrichtung der Geschwister Scholl finden heute, am 22. Februar 2023, mehrere Gedenkveranstaltungen in Ulm statt. So zum Beispiel im Geschwister Scholl Haus in der Olgastraße 139, um 14 Uhr. Dort hatte die Familie Scholl zwischen 1933 und 1939 gewohnt.

Alt-Oberbürgermeister Ivo Gönner wird ein Grußwort halten, dann werden die Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer und der Stadthistoriker Sylvester Lechner sprechen. Das Schlusswort hat Dr. Horst Hohmuth, Gründer der Erinnerungsstätte.

Alle Interessierten sind eingeladen als Zeichen des Gedenkens und des Respekts weiße Rosen im Bereich der Erinnerungsstätte abzulegen. Auch die evangelische Martin-Luther-Kirchengemeinde Ulm lädt zu einem Gedenkgottesdienst am heutigen Mittwoch um 19 Uhr auf die Orgelempore der Martin-Luther-Kirche ein.

An den Ort, an dem – versteckt in der Kammer hinter dem Orgelprospekt – die Mitglieder der Ulmer Schülergruppe der Weißen Rose das fünfte Flugblatt kuvertiert und adressiert haben. Außerdem ist am Kornhausplatz bis heute die Dauerausstellung „wir wollten das andere“ über die Ulmer Jugendopposition im Nationalsozialismus zu sehen.

Die Erinnerung – bis heute lebendig

Was ist das Vermächtnis der "Weißen Rose"? Für den Sprachwissenschaftler Wolfgang Huber ist es vor allem ein Umstand: "Dass die ganze Justiz von einem einzigen Gedanken durchdrungen ist, nämlich der Würde des Menschen". Sein Vater war jener Professor Kurt Huber, der wegen seines Engagements hingerichtet wurde. So hätte sich sein Vater das ungefähr vorgestellt, glaubt Huber. "Jedes Recht wird plötzlich Unrecht in unserer Verfassung, wenn es gegen die Menschenwürde geht." Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Anfang Februar in einer Gedächtnisvorlesung an der LMU die Arbeit der Freiheitskämpfer: "Frieden, Freiheit, die Würde jedes Menschen und die Verantwortung jedes Einzelnen - diese Werte leiteten die Weiße Rose. Sie sind heute das Fundament unserer freiheitlichen Demokratie."

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