Gemeinschaft statt Isolation: Ulmer Verein sucht ein Gründstück für Mehrgenerationenwohnen

Pflege neu gestalten

Wir wissen alle um den Notstand in der Pflege, um die Herausfoderungen, der sie sich heutzutage stellen muss. Aus diesem Notstand heraus, gründete sich vergangenes Jahr der Verein Mehrgenerationenpflegebauernhof-Ulm e.V. Er möchte mit dem Gemeinschaftskonzept die Pflege auf natürliche Weise neu gestalten.

Seit Dezember 2022 gibt es den Verein „Mehrgenerationenpflegebauernhof-Ulm e.V.“. Dieser möchte die Pflege wieder selbst gestalten, und zwar durch eine aktive Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft soll aus Menschen unterschiedlicher Generationen bestehen, die alle unter einem Dach leben. Dadurch soll mehr Lebens- und Pflegequalität ermöglicht werden. Jetzt wird dafür ein passendes Gebäude bzw. Grundstück gesucht.

Der Verein

Der Verein dient dem gemeinnnützigen Zweck und ist vor allem auf Vernetzung aus. Der Fokus liegt darauf Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenzubringen. Seit Dezember sind sie dabei, Unterstützer und Interessierte zu gewinnen und eine mediale Präsens aufzubauen. Und das mit Erfolg. Gestartet mit zehn Mitgliedern, sind sie mittlerweile bei 26. Und diese sind nicht nur aus der Pflege.

Wir haben einen Ingenieur, einen ITler, jemanden aus dem Bereich der Homöopathie, Stiftungserfahrene, einen Bauplaner, Marketing- und Vertriebserfahrung und einen Finanzbeamten. Wir sind froh, über so viele unterschiedliche Fähigkeiten in unserem Verein, so Carolyn Thomas, 1. Vorsitzende.

Wer noch fehlt? Jemand mit kaufmännischem Wissen.

Der Verein ist ein Netzwerk, welches getragen wird von vielen Ehrenamtstätigkeiten. Viele Menschen auch außerhalb des Vereins bieten Workshops oder Beschäftigungsangebote an.

Wir haben zum Beispiel eine Erzieherin im Vorstand, die sich vorstellen kann, einen angegliederten Kindergarten zu eröffnen. Deshalb ist sie auch im Verein, so Carolyn.

Wie kam es eigentlich zu dieser Idee?

Carolyn Thomas, 1. Vorsitzende, kommt selbst aus der Pflege und arbeitet dort bereits seit 13 Jahren. Die Herausforderungen dieser Branche erlebt sie hautnah mit. Die Pflege braucht neue Ideen, es gibt immer weniger Pflegefachkräfte. Deshalb wollte sie etwas ändern. Sie wollte die Gemeinschaft bzw. Bürger mehr einbeziehen. Über einen Fernsehbeitrag, bei dem ein Bauerhof einen Nebenerwerb in der Pflege hatte, kam sie auf die Idee. Hier passiert eine natürliche Aktivierung, das fand sie toll. Und das mit Kindern zu kombinieren - noch besser! So werden auf natürliche Weise die Menschen einbezogen. Kinder und Senioren werden in ihrer Bindung unterstützt, ohne das die Pflegenden es bewusst angehen.

Carolyn lernte Sarah kennen, die schon länger das Mehrgenerationen-Wohnen im Blick hatte. Für sie ist die natürliche Art und Weise zu wohnen in einer Gemeinschaft. Sie hatte sich bereits Grundstücke angeschaut, aber noch kein passendes gefunden. Dafür fand sie aber Carolyn.

Wenn mehrere Generationen zusammen sind, dann ist es früher oder später so, dass jemand Pflege benötigt. Deshalb ist unser Motto "Pflege zurück ins Leben". Denn im Alter isoliert im Altersheim zu sein, bei dem die Pflege nicht wirklich gewährleistet ist, geschweige denn die fehlenden soziale Kontakten und Beschäftigungen, oder sich noch einbringen können - das möchte ich im Alter nicht, deswegen haben wir uns zusammengefunden, um Wohnen, Leben und Pflege wieder zu vereinen", so Sarah.

Workshops

Bereits jetzt finden zahlreiche Workshops, bei denen viele der Mitglieder aktiv beteiligt sind, statt. Momentan noch bei der Stiftung Liebenau im Ruländerweg am Eselsberg, in Zukunft hoffentlich auf ihrem eigenen Grundstück. Aber nicht nur Vereinsmitglieder, sondern auch unabhängig bieten Menschen diese Workshops an. Z.B. möchte eine Sängerin ein gemeinsames Singen anbieten. So bringt jeder sein Talent in den Verein ein. 

Über die Workshops sollen neue Mitglieder, mögliche Stifter und auch Menschen zusammengebracht werden, die sich vorstellen können auf dem Pflegebauernhof zu leben und zu arbeiten.

Alle Infos zu den Workshops gibt es hier. Die Anmeldungen finden ebenfalls online statt.

Gesetzlicher Rahmen

Es gilt, dass maximal 12 Bewohner pro Haus in einer Pflege-WG sein dürfen. Das ist vor allem aufgrund des Pflegeschlüssels bei jungen Leuten wichtig. Auch wird geschaut, ob der Schwerpunkt eher in der Pflege oder Wohnen liegt.

Ich glaube, dass zwischen zehn und 20 Bewohner am Hof eine realistische Zahl sind, meint Sarah.

Wer ist willkommen?

Grundsätzlich ist jeder herzlich willkommen. Sarah ist überzeugt davon, dass aus diesem Projekt auch mehrere Gemeinschaften und Projekte entstehen werden. Am besten ist dabei natürlich eine bunte Mischung, denn es bringt nichts, wenn in einem Hof 20 alte Menschen sind. Das Projekt wird von jungen Menschen getragen. Junge Menschen können dort wohnen oder ambulant zur Verfügung stehen. Auch Kinder und Tiere sollen dabei sein.

Bereits jetzt gibt es z.B. alleinerziehende Mamas, die sich vorstellen können auf diesem Mehrgenerationenhof zu wohnen und sich z.B. mit einer älteren Dame gegenseitig zu helfen. Die Dame passt auf das Kind auf, und die Mama kann wieder arbeiten und einkaufen gehen.

Eine Gemeinschaft ermöglicht, dass Frauen wieder in den Beruf gehen können und wissen, sie unterstützen z.B. eine ältere Dame beim Einkauf oder beim Waschen und im Zuge dessen schaut sie nach meinem Kind. Das ist natürlich eine Win-Win-Situation für beide Parteien, so Carolyn.

 Die Vereinsgemeinschaft mitgestalten ...

... dann bist du beim Mehrgenerationenpflegebauernhof genau richtig!

Das Grundstück

Der Verein und die Ideen stehen, Interessenten sind bereits da, jetzt fehlt noch das passende Grundstück, um die Visionen umsetzen zu können.

Konrekt stellt sich der Verein folgendes vor:

Wir hoffen einfach geduldig jemanden zu finden, der genau das passende Objekt für uns hat. Da warten wir bis der Richtige kommt, so Carolyn.

Auch die Kleinsten haben genaue Vorstellungen.

Schön wäre ein großer Garten mit einer Rutsche oder Schaukel, damit die Kinder auch Aufmerksamkeit bekommen und ihren Spaß haben können, so Jan, Sarahs Sohn.

Ein Traum wäre es zum Beispiel auch, dass sich ein Stifter findet, der ein großes Grundstück zu Verfügung stellt, selber aber drin wohnen bleiben möchte. Vielleicht auch schon pflegebedürftig ist und sich daraus dann eine Gemeinschaft bildet, damit diese Person nicht alleine ist.

Es ist immer noch ein Hauptwunsch, dass ein Stifter ein bestehendes Gebäude stiftet und die Stiftung mit unterstützt zu gründen, so Carolyn.

Bist du vielleicht die passende Person?

Wenn du denkst, du hast ein passendes Grundstück für den Verein oder möchtest ihn anderweitig unterstützen, dann findest du alle Infos hier: Mehrgenerationenpflegebauernhof-Ulm e.V.

 

Das könnte Dich auch interessieren

12.03.2024 Ab Freitag findet wieder die Ulmer „EngagierDich-Woche“ statt Am 15. März startet Ulm in die EngagierDich-Woche. Bis zum 22. März werden wieder die unterschiedlichsten Einrichtungen und Organisationen ihre Türen öffnen. Und das mit einem klaren Ziel: Menschen finden, die ehrenamtlich der Gemeinschaft helfen wollen. Die größte Besonderheit in diesem Jahr ist der EngagierDich-Bus. Insgesamt fünf Stationen werden am 16. März von ihm angefahren. 15.09.2024 Sabrina trifft... Reparatur-Laden-Gründer Adrian Büsselmann Sein Reparatur-Laden soll dafür sorgen, dass wir in der Region einen großen Schritt Richtung Nachhaltigkeit machen können. Gründer Adrian Büsselmann geht es aber auch um Zwischenmenschliches. 13.09.2024 Am Samstag: „größter und buntester CSD“ für Ulm und Neu-Ulm erwartet Morgen, am Samstag, den 14. September soll der „größte und bunteste CSD“ für Ulm und Neu-Ulm über die Bühne gehen. Bei dem Demonstrations- und Aktionstag stehen wieder die Rechte der queeren Community im Fokus. Los geht’s um 15 Uhr am Stadthaus auf dem Ulmer Münsterplatz – und da trifft man sich danach auch wieder – 06.09.2024 Ulm: neue Anlaufstelle im Rathaus verspricht mehr Service Im ersten Stock gegenüber dem Standesamt stehen insgesamt acht Mitarbeiter im neuen Service-Center den Bürgern für alle möglichen Fragen zur Verfügung. Egal ob per Mail, telefonisch oder persönlich: die Bürger sollen hier eine gesicherte Erstauskunft bekommen, ohne selbst lange nach der richtigen Ansprechperson suchen zu müssen. Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher ist dabei die Bürgernähe besonders