Gerlenhofen: Psychoterror am Bahnübergang

Bis zu 120 Züge täglich

Im Neu-Ulmer Stadtteil Gerlenhofen werden die Anwohner im Bereich der Bahnstrecke seit Freitag um den Schlaf gebracht und auch tagsüber regelrecht terrorisiert.

Die Nächte sind kurz im Neu-Ulmer Stadtteil Gerlenhofen und auch tagsüber werden die Anwohner der Bahnstrecke regelmäßig durch ein lautes Pfeifen aufgeschreckt. Zur Sicherung des unbeschrankten Bahnübergangs müssen durchfahrende Züge seit Freitag mit einem lautstarken Signal auf sich aufmerksam machen – sehr zum Leidwesen der Bewohner.

Der Bahnübergang in Gerlenhofen ist bisher unbeschrankt, das bedeutet, er ist nur durch ein rot blinkendes Warnlicht und Andreaskreuze gesichert. In den letzten Jahren gab es dort mehrere tödliche Unfalle, erst Ende Mai kam dort ein 77-jähriger Radfahrer ums Leben. Aufgrund dieser Unfalle wurden kritische Stimmen laut, der Bahnübergang soll sicherer werden. Langfristig ist geplant, den Bahnübergang umzubauen und mit Schranken auszustatten. Die Planungen hierfür laufen zwar bereits, allerdings ist erst 2025 mit einer Fertigstellung der Umgestaltung zu rechnen.

Wie können Unfälle verhindert werden?

Nachdem die Stadt Neu-Ulm ihrerseits bereits zusätzliche, selbst gestaltete Warntafeln sowie auffällige Markierungen auf der Fahrbahn angebracht hatte, wurden im Rahmen einer Verkehrsschau zusammen mit der Deutschen Bahn und der Polizei weitere Möglichkeiten zur Erhöhung der Sicherheit diskutiert. Laut Sandra Lützel, Pressesprecherin der Stadt Neu-Ulm, gehörten die lautstarken Pfeifsignale der Züge zwar durchaus zu den vorgeschlagenen Maßnahmen, es gab jedoch bisher keine finale Entscheidung oder Absprache. Die Bahn hat sich daher wohl im Alleingang dafür entschieden, die sogenannten Pfeiftafeln aufzustellen.

Die Nerven liegen blank bei den Anwohnern in Gerlenhofen.

Stellungnahme der Deutschen Bahn

Inzwischen scheint man jedoch auch bei der Deutschen Bahn bemerkt zu haben, dass die aktuelle Lösung durchaus für Probleme sorgt. Auf Anfrage erhielten wir folgendes, schriftliches Statement:

Die DB und die Stadt Neu-Ulm haben bei einer Sonderverkehrsschau besprochen, dass die Züge am Bahnübergang in Gerlenhofen langsamer fahren (120 km/h statt 140 km/h) und zusätzlich ein Pfeifsignal abgeben werden. Damit soll die Sicherheit am Bahnübergang weiter erhöht werden. Wir werden dieses Vorgehen allerdings nochmal überprüfen, da die Beeinträchtigung für die Anwohner:innen sehr hoch ist. Wir stehen dazu in enger Abstimmung mit der Stadt.

Die Planungen für den Einbau von Schranken laufen indes. Die Inbetriebnahme ist für 2025 vorgesehen. Die Modernisierung eines Bahnübergangs ist sehr aufwändig und langwierig. Jede Anlage wird im Hinblick auf die Gegebenheiten vor Ort maßgeschneidert erstellt. Dazu kommen unter anderem Voruntersuchungen zur verkehrlichen Entwicklung ebenso wie umweltrechtliche Belange und die Abstimmung mit dem Kreuzungspartner zu den Vorbereitungen. Schließlich gilt es, in einem entsprechenden Verfahren Baurecht für die Erneuerung zu erlangen.

Es bleibt also zu hoffen, dass schnell eine akzeptable Lösung zur Sicherung des Bahnübergangs gefunden wird und die Anwohner in Gerlenhofen wieder zur Ruhe kommen dürfen.

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