Es ist ein Pilotprojekt: Im Ehinger Liebherr Werk impfen jetzt die Betriebsärzte. Sie sollen die dritte Säule in der Impfkampagne der Regierung bilden. Vier Ärzte und rund 50 Freiwillige sind in Ehingen im extra eingerichteten Impfzentrum des Kranherstellers beschäftigt. Von den 4200 Mitarbeitern am Standort Ehingen wollen sich 70% auch direkt im Werk impfen lassen. 200 Menschen Ü60 sollen dort fürs erste ihre Schutzimpfung bekommen. Liebherr will im Anschluss, soweit rechtlich möglich, auch die Mitarbeiter anderer Betriebe impfen.
Nachdem Impfzentren und Arztpraxen bereits flächendeckend impfen, haben jetzt die Vorbereitungen für einen Impfstart der Betriebsärztinnen und Betriebsärzte begonnen. Diese sollen in die Impfkampagne einsteigen, sobald mehr Impfstoff vom Bund kommt. In dieser Woche ist dazu das erste Modellprojekt im Liebherr-Werk in Ehingen gestartet.
„Wenn wie angekündigt deutlich mehr Impfstoff vom Bund geliefert wird, werden die Unternehmen und Betriebe mit ihren Betriebsärztinnen und -ärzten die dritte Säule der Impfkampagne sein. Wir sammeln hierzu mit Liebherr nun Erfahrungen, aber auch die Bundesregierung muss ihre Hausaufgaben machen. Bisher fehlen Regelungen, wie Impfstoff direkt in die Betriebe kommen kann – ohne Umweg über ein Impfzentrum“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha anlässlich des Impfstarts am Dienstag (27.04.2021) am Liebherr-Standort in Ehingen.
Mit 200 Dosen des Impfstoffs AstraZeneca aus dem landeseigenen Kontingent werden dort im Rahmen des Modellprojekts impfberechtigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von über 60 Jahren durch den arbeitsmedizinischen Dienst sowie zusätzlich freiwillige, qualifizierte Helfer aus der eigenen Belegschaft geimpft. Ziel ist, das Impfen im Betrieb mitsamt Dokumentation und Statistik vorzubereiten und offene Fragen in diesem Zusammenhang zu klären.
„Das Interesse weiterer Unternehmen ist groß. Es freut mich, dass so viele Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Impfangebot unterbreiten wollen. Aber auch im Mai gilt noch: Schutzbedürftige haben Vorrang. Das betriebseigene Impfzentrum im Liebherr-Werk in Ehingen, das für diese Woche als erstes Modellprojekt im Land an den Start geht, ist hier ein beeindruckendes Beispiel. Liebherr ist das erste Unternehmen, das – zunächst einmal im Rahmen eines Pilotprojekts – seine impfberechtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über 60 impfen kann“, so Lucha weiter.
„Es geht uns nicht darum, unseren Beschäftigten Privilegien zu verschaffen. Die Verteilung der Impfstoffe wird durch die Landespolitik geregelt und gilt auch für uns“, so Daniel Pitzer, kaufmännischer Geschäftsführer der Liebherr-Werk Ehingen GmbH. „Vielmehr wollen wir die Impfkampagne im Alb-Donau-Kreis unterstützen und freuen uns sehr, dass wir als Pilotbetrieb ausgewählt wurden. So können wir helfen, die Impfzentren und die Hausärzte zu entlasten und noch mehr Geschwindigkeit aufnehmen.“
Im Mai wird zusätzlich ein Modellprojekt mit Betriebsärztinnen und Betriebsärzten in den Justizvollzugsanstalten des Landes starten. Gemeinsam mit weiteren Modellversuchen in Unternehmen im ganzen Land sollen die Projekte dabei helfen, besondere Herausforderungen und offene Fragen zum Impfen durch Betriebsärzte und in Unternehmen zu klären. Das Ministerium befindet sich in guten Abstimmungen mit Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land haben sich bereit erklärt, interessierte Unternehmen zu informieren und zu koordinieren. Spätestens ab Sommer, wenn deutlich mehr Impfstoff erwartet wird, sollen nach dem Beschluss des landesweiten Impfgipfels vom 16.04.2021 alle Teile der Impfkampagne unter Volllast laufen.
Das Sozialministerium hat die IHK Region Stuttgart gebeten, stellvertretend für alle IHKs in Baden-Württemberg die Kommunikation und Koordination der Unternehmen zum Impfen durch Betriebsärzte zu übernehmen. Die IHKs bündeln die Interessensbekundungen impfwilliger Unternehmen und machen Vorschläge für weitere Modellprojekte.
Ministerium und IHK sind sich darin einig, dass die Impfpriorisierung auch beim Start des Impfens durch Betriebsärztinnen und Betriebsärzte weiterhin gilt. Solange der Impfstoff noch knapp ist, muss der Impfstoff zuerst all jenen zur Verfügung stehen, die ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf haben. „Das Ziel im Mai heißt weiter: Schutz für diejenigen Menschen, die ihn am dringendsten brauchen. Auch wenn im Mai mit mehr Impfstoff zu rechnen ist, wird zunächst weiterhin ein Impfen nach der in der Corona-Impfverordnung des Bundes festgelegten Reihenfolge notwendig sein“, betonte Minister Lucha.
Bei einem Stakeholder-Dialog mit Unternehmen sowie Betriebsärztinnen und Betriebsärzten am 28. April will das Ministerium außerdem im direkten Dialog offene Fragen von Unternehmen und Betriebsärzten klären und hat dazu bereits breit eingeladen.