Als Jan-Niklas Beste mit einem schönen Schlenzer den Ausgleich zum 2:2-Endstand beim 1. FC Union Berlin erzielt hatte, griff er sich plötzlich an den Oberschenkel. Sein Trainer Frank Schmidt dachte am Samstag zunächst, dass sich der Mittelfeldspieler des 1. FC Heidenheim den gleichen Spaß erlaubte wie am Tag zuvor Leverkusens Granit Xhaka.
Der Schweizer Nationalspieler hatte nach seinem Treffer zum 1:0 gegen den 1. FSV Mainz 05 (2:1) ganz ähnlich reagiert. Doch es war ein einstudiertes Schauspiel, weil der im Sommer vom FC Arsenal gekommene Xhaka zuvor noch nicht für Bayer getroffen hatte. Keine Verletzung also, sondern nur ein Scherz zur Freude seiner Mitspieler.
«Aber dann war es kein Spaß», erklärte Schmidt mit Blick auf Beste, der sich wohl eine muskuläre Blessur zuzog und ausgewechselt werden musste. In der Schlussphase ging zudem FCH-Profi Lennard Maloney vom Platz, nachdem er sich das Knie verdreht hatte.
Es waren jedoch die einzigen Ärgernisse an einem Tag, der wieder zeigte, dass der Aufsteiger einen Reifeprozess vollzogen und sich in der Fußball-Bundesliga etabliert hat. «Dieses Selbstvertrauen haben wir uns irgendwo erarbeitet, dass wir mit Rückschlägen umgehen können», sagte Kapitän Patrick Mainka in der ARD. Denn nach der frühen FCH-Führung durch Nikola Dovedan (3. Minute) drehten Unions Nationalspieler Robin Gosens (44.) und András Schäfer (45.+2) kurz vor der Pause die Partie zunächst für die Gastgeber.
Doch die Schmidt-Elf ließ sich nicht verunsichern, kam stärker aus der Pause – und nahm dank Bestes auch ästhetisch wertvollem Treffer (71.) einen Punkt mit. «Wir haben am Anfang ein bisschen gebraucht, um uns in der Bundesliga zurechtzufinden», erklärte Mainka. «Aber inzwischen wissen wir, wie wir Punkte sammeln.» Der Neuling habe sich nach dem ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte ins Oberhaus «das gewisse Selbstverständnis» erarbeitet.
Schmidt hatte vor der Reise nach Berlin nicht so gewirkt, als würde er sich Sorgen machen, weil zuvor beim 1:2 gegen Tabellenführer Bayer Leverkusen die Heidenheimer Serie von acht Spielen ohne Niederlage zu Ende gegangen war. Auch diesen Rückschlag verdaute sein Team. Und «mit jedem Erfolgserlebnis glaubst du mehr an dich, wird das Selbstvertrauen größer. Und ich glaube, das hat man auch heute gesehen», sagte der Coach in der ARD.
Auch wenn der FCH mit nun 28 Punkten nicht weit hinter den Tabellenplätzen steht, auf denen man sich für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert: Vom Saisonziel 40 Punkte und Klassenverbleib rücken Spieler und Trainer von der Ostalb erwartungsgemäß nicht ab. «Das verbietet sich für uns als Aufsteiger», meinte Schmidt zum Blick nach oben. Stattdessen schaut er lieber auf den kommenden Samstag: Dann soll auf dem Heidenheimer Schlossberg auch Eintracht Frankfurt das Selbstvertrauen des FCH zu spüren bekommen.
(Text: Matthias Jung und Arne Richter, dpa)