Es war eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes! Der Kreis Günzburg hat ein Jahrhundert-Hochwasser erlebt, dessen Folgen noch lange spürbar sein werden. Günzburgs Landrat Hans Reichhart hat jetzt Bilanz gezogen.
Sein Dank gilt natürlich allen Einsatzkräften, von Polizei über Feuerwehr bis THW und BRK, insbesondere aber auch Seelsorge und Nachbarschaftshilfe. Er sei stolz auf seinen Landkreis, sagt Reichhart, denn die Solidarität und gegenseitige Hilfe sei enorm groß gewesen. Selbst das Günzburger Legoland sei in die Bresche gesprungen und habe hunderten Einsatzkräften ein Quartier mit Verpflegung geboten.
Neben derlei guten gabs aber auch schlechte Nachrichten, wortwörtlich sogar – manche haben die Katastrophe zur Verbreitung von Fake-News missbraucht. Dämme seien gebrochen, die noch intakt waren, wurde als Beispiel genannt. Derlei Fake-News gingen schnell durch die sozialen Netzwerke. Reichhart empfiehlt hier auf die seriösen Medien zu vertrauen, die gegenchecken, verifizieren und nachfragen.
Trotz vermeintlicher Fehlmeldungen sind die echten Schäden unglaublich groß, von insgesamt rund 400 Millionen Euro ist die Rede, unbeziffert die persönlichen Schäden, die Schicksalsschläge vieler einzelner Menschen, die teils ihr komplettes Hab und Gut für immer verloren haben. Auch der Schaden an öffentlichen Einrichtungen, wie Seniorenheime und Kindergärten sind noch kaum überschaubar.
Über das lange Katastrophen-Wochenende (Samstagmorgen bis Montagmittag) wurden rund 450 Tonnen Sand über 203.000 Sandsäcke im Kreis Günzburg verteilt. Tausende Helfer, davon alleine 2260 Feuerwehrleute waren im Einsatz und haben rund 66.000 Stunden gearbeitet, über 90.000 Ehrenamtsstunden kommen noch dazu. Vier Helikopter waren im Einsatz.
Und bis auf den weiterhin vermissten Feuerwehrmann gab es keine Todesopfer, so der Landrat, und hofft, dass der Mann noch gefunden wird. Die Suche nach ihm läuft weiter.
Es kann dabei auch nicht allumfassend jedem Menschen geholfen werden, so Reichhart. Ein Härtefallprogramm ist auf dem Weg, Soforthilfen sind schon im Millionenbereich geflossen – allerdings kam aus Berlin noch nichts. An dieser Stelle wünscht sich der Landrat ein deutliches Zeichen von der Bundesregierung, statt nur Besuche mit Hochwasser-Fotokulisse.
Und wie geht’s weiter? Mit Blick in die Zukunft fordert Reichhart einen besseren Hochwasserschutz – und der muss schnell kommen. Gewarnt wird vor solchen Naturkatastrophen schon seit Jahrzehnten. Welche Rolle spielen jetzt Entsiegelung und Renaturierung? Die größte Rolle spielt das Zurückhalten großer Wassermassen, so Reichhart.