Die wirtschaftliche Lage des Handwerks in der Region Ulm stellt sich zum Jahresbeginn 2025 als durchwachsen dar. Auf der Jahrespressekonferenz präsentierten die Handwerkskammer Ulm die Ergebnisse ihrer aktuellen Konjunkturumfrage, die eine Stagnation der Geschäftslage zeigt. Zwar steigen die Umsätze im Vergleich zum schwachen Jahr 2023, doch die Auslastung der Betriebe sinkt.
Das bringt zwar einen Vorteil für den Kunden, da Handwerker früher einen Auftrag wahrnehmen können. Doch für den Betrieb bedeuten freie Kapazitäten ein Warnsignal.
29 Prozent der Handwerksbetriebe im Kammergebiet erwarten zudem eine Verschlechterung für das Jahr 2025. Damit das nicht passiert, hat die neu gewählte Präsidentin Katja Maier klare Forderungen an die Politik: „Die Belastungen durch Bürokratie, Steuern und Abgaben, kombiniert mit einer weiterhin schwierigen konjunkturellen Lage, setzen unserem Handwerk zu. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, sind politische Impulse sowie Stabilität und Verlässlichkeit erforderlich“.
Klares Ziel der Handwerkskammer: Das Unternehmertum im handwerklichen Bereich soll wieder attraktiver werden.
Außerdem macht die in einigen Jahren in Rente gehende Generation der Babyboomer Sorgen. Bereits jetzt sind 520 Ausbildungsplätze in der Region unbesetzt, das macht 20 Prozent der Gesamtplätze aus. Bundesweit stehen aber bis 2030 etwa 125.000 Betriebsnachfolgen an. Auch in den Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee sind 3.777 von insgesamt 20.500 Inhabern über 60 Jahre alt.
Die Versorgungsdichte der Handwerke wird auf 87 Einwohner pro Betrieb bis 2030 steigen, bisher kümmert sich ein Betrieb um durchschnittlich 74 Einwohner.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, fördert die Handwerkskammer weiter ihr Zentrum für Betriebsnachfolge (ZeN). Mit Hilfe der selbst entwickelten regionalen Betriebsbörse sollen die Betriebsaufgaben der kommenden Rentner aufgefangen werden. „Wir bekommen pro Jahr etwa 1000 Kontaktanfragen über unsere Börse. Davon können wir 50 Prozent an die angemeldeten Betriebe weitervermitteln“, so Geschäftsführer Dr. Tobias Mehlich.
Um einem stillen Sterben des Handwerks entgegenzuwirken, möchte Mehlich noch weitere Potenziale ausschöpfen. Besonders die Einführung einer Meisterprämie, die Erhöhung der Anzahl von weiblichen Auszubildenden und eine bessere Integration von angehenden ausländischen Handwerkern stehen im Vordergrund. Letzterer Punkt hatte mit dem Startschuss der Beschäftigungsbrücke Indien und damit elf neuen Auszubildenden aus dem asiatischen Land im Jahr 2024 bereits einen positiven Anlauf.