Die Präsidentin des DRK-Kreisverband, Ronja Kemmer, hat das Informationsbüro vorgestellt. Seit dem ersten Tag kommen zwischen 30 und 40 Flüchtlinge mit Zügen in Ulm an und sind dankbar für die Anlaufstelle.
Gemeinsam mit der Bahnhofsmission nehmen sich die ehrenamtlichen Helfer des DRK den Sorgen der Flüchtlinge an. Nach bis zu 48 Stunden Reisezeit sind die Flüchtlinge körperlich erschöpft. Im Hauptbahnhof können sie sich erst einmal hinsetzen, etwas essen oder trinken und die Kinder können in einer Spielecke die Flucht-Strapazen kurz vergessen. Währenddessen werden die Erwachsenen mit Informationen versorgt, die sie für die nächsten Tage benötigen. Zur Erstregistrierung geht es weiter in den Weinbergweg, dort erhalten sie auch einen Schlafplatz zugewiesen, wenn sie niemanden aus dem Freundeskreis haben, der sich um sie kümmert. Für den weiteren Weg gibt es Snacks und Getränke, für Babies Windeln und da, für die Ehinger DRK-Helferin Elisabeth Waibel überraschend, auch viele Haustiere mit auf der Flucht sind, gibt es beim DRK sogar Hunde- und Katzenfutter. Kreisgeschäftsführer Tobias Schwetlik lobte die Zusammenarbeit mit der Bahn und der Bahnhofsmission. Binnen zwei Tagen war ein freier Laden im Bahnhof gefunden und freigemacht, die Bahnhofsmission übernahm die Butterbrote und die Heissgetränke und das DRK hat ehrenamtliche Helfer, die täglich von neun bis 18 Uhr als Ansprechpartner vor Ort sind.
Da die Helfer nicht ukrainisch sprechen und viele Flüchtlinge nicht englisch sprechen, hängen an Stellwänden Zettel mit Begriffen auf deutsch und ukrainisch. Mit Zeigen klappt so eine Verständigung, für schwierigere Fälle sind Dolmetscher der ukrainischen Gemeinde aus Neu-Ulm jederzeit telefonisch erreichbar. Die ukrainische Gemeinde kümmert sich auch weiter um die Flüchtlinge, es gibt WhatsApp-Gruppen, um sich gegenseitig auszutauschen.
Das DRK lädt zum gemeinsamen Kaffeetrinken ein, so können sich im Café Jam am Münster und an weiteren Orten die Flüchtlinge ungestört treffen und bei einem Kaffee oder einem Kuchen ein bisschen Normalität und Muttersprache in der Fremde erleben.
Am Hauptbahnhof können keine Sachspenden angenommen werden, Schwetlik betont, dass es derzeit in Ulm auch keinen Bedarf dafür gibt. Die Organisation in Ulm läuft zwischen der Stadtverwaltung, dem DRK, dem ASB, der Bahnhofsmission, der ukrainischen Gemeinde und vielen weiteren Beteiligten Hand in Hand. Auch Stephanie Werner von der Bahnhofsmission ist von dem Miteinander in Ulm begeistert und hat aus anderen Städten erfahren, dass es nicht überall so regungslos funktioniert.
Ronja Kemmer und Tobias Schwetlik suchen weitere Helfer, die sich im Hauptbahnhof ehrenamtlich engagieren, eine DRK-Mitgliedschaft ist dazu nicht unbedingt notwendig. Interessierte können sich per E-Mail an fluchthilfe@drk-ulm.de melden.
Text/Foto: Thomas Heckmann