High-Tech rettet Insekten beim Mähen

Neues Pilotprojekt im Kreis Biberach

Blühstreifen, intelligente Straßenbeleuchtungen und jetzt sogar insektenfreundliche Mähköpfe: Das Verkehrsministerium geht für den Schutz der ökologisch unverzichtbaren Insekten immer wieder neue Wege – und stößt nun ein weiteres Pilotprojekt an. Dieses wird auch im Kreis Biberach getestet.

Im Kreis Biberach testet die Straßenmeisterei zwei Jahre lang einen neuen Mähkopf an Mähmaschinen zum Schutz von Insekten.

Verkehrsminister Winfried Hermann hat das neue Projekt nun vorgestellt. „Angesichts des dramatischen Arten- und Insektensterbens ist es mir wichtig, dass bei der Pflege der Grünflächen an Straßen auf den Insektenschutz geachtet wird. Daher freue ich mich, dass eine neuartige Technik zur Verfügung steht und erprobt werden kann, mit der wir insektenschonend mähen können. Ich hoffe, dass sich die Geräte bewähren und dass die Technik bald zum Standard bei den Straßenmeistereien werden kann. Ich danke allen Landkreisen, die sich am Pilotprojekt beteiligen. Sie bereiten durch ihre Arbeit einen großen Schritt für den Artenschutz im Land vor,“ sagte Hermann.

Den Schlegelmulchern fallen viele Tiere zum Opfer

Die aktuell gängige Pflegemethode ist das Mulchen mit sogenannten Schlegelmulchern, welche die Gräser und Kräuter durch rotierende Schlegel zerkleinern und auf der Fläche ablegen. In einer Untersuchung von Steidle et al. 2022 (s.u.) kam es beim Einsatz eines solchen Schlegelmulchers beispielsweise zu Verlusten von 50 Prozent bei Hautflüglern (Wildbienen, Wespen und Co.), 73 Prozent bei Insektenlarven und sogar 87 Prozent bei Schmetterlingen.

Die neuartigen Mähköpfe schützen dreifach

Die beiden neuen Mähkopf-Modelle, die auf die Gerätträger der Straßenmeistereien montiert werden können, weisen mehrere Veränderungen zum Schutz von Insekten und anderen Kleintieren auf: Eine Vorrichtung vor dem Mähkopf scheucht insbesondere mobilere Arten auf und ermöglichst ihnen so die Flucht. Eine höhere Schnitthöhe führt dazu, dass Kleintiere, die sich am Boden befinden, nicht vom Mähkopf erfasst werden. Die Führungsrollen, auf denen der Mähkopf über die Fläche rollt, überrollen nur noch einen kleinen Teil der Fläche, was wiederrum die am Boden lebenden Insekten schont.

175.000 Euro vom Land für das Pilotprojekt

Laut der Steidle-Studie könnte ein insektenfreundlicher Mähkopf die Verluste bei Schmetterlingen und Insektenlarven vollständig verhindern. Bei den Hautflüglern könnten die Verluste um 15 bis 25 Prozent reduziert werden. Bei einer flächendeckenden Anwendung der neuen, insektenfreundlichen Mähköpfe könnten potentiell Millionen von Insekten und Kleintieren geschont werden, was einen großen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt leisten würde. Aus diesem Grund wird das Pilotprojekt mit rund 175.000 Euro aus dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt gefördert. Dabei fördert das Land die Beschaffung der entsprechenden Mähköpfe im Rahmen des Pilotprojektes mit einem Anteil von 90 Prozent der Beschaffungskosten.

Sieben Landkreise beteiligen sich

Die insgesamt 13 Mähköpfe werden von den Straßenmeistereien der Landkreise Biberach, Esslingen, Göppingen, Freudenstadt, Hohenlohekreis, Ostalbkreis und Schwäbisch Hall über einen Zeitraum von zwei Jahren im Rahmen der üblichen Mäharbeiten erprobt. Dabei soll in Erfahrung gebracht werden, ob sich die Mähköpfe für die regelmäßigen Pflegearbeiten gut eignen und ob sie die Anforderungen des Straßenbetriebsdienstes erfüllen. Wenn dieses der Fall ist, soll ein sukzessiver Einsatz überall im Land erfolgen.

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