Hilferuf aus der Pflege! Offener Brief an Lauterbach von Ulmer Pflegekraft

Pflege am Boden

Vor fünf Jahren schrieb die Ulmer Fachpflegekraft Jana Langer einen Offenen Brief an die damalige Kanzlerin Merkel, der bundesweit für Diskussionen gesorgt hatte. Geändert am "System Pflege" hat sich seither aber nichts. Jetzt hat sie einen Offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach geschrieben.

Sie ist Fachpflegekraft, freigestellte Personalrätin an der Uniklinik Ulm und seit 25 Jahren Krankenschwester. Vor fünf Jahren schrieb die Ulmerin Jana Langer einen Offenen Brief an die damalige Kanzlerin Merkel, der bundesweit für Diskussionen gesorgt hatte. Geändert am „System Pflege“ hat sich seither aber nichts. Jetzt hat sie einen Offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach geschrieben. Und auch diesmal trifft sie einen Nerv. Die Pflege ist am Boden – und das schon lange vor Corona. Wo soll das enden?

In ihrem Offenen Brief geht es um den lange schon bekannten Personalmangel, der jetzt bedenkliche Ausmaße annehme. Patienten seien gefährdet und schlecht versorgt. Und dieser Personalmangel ginge mittlerweile bis in der Ärzteschaft hinein. Laut jüngsten Umfragen des Marburger Bundes seien die Arbeitsbedingungen der Ärzte genauso schlecht wie bei allen anderen Gesundheitsmitarbeitern – mit derselben Folge: Berufsflucht.

Langer schreibt von einem menschenunwürdigen System in der Pflege und fehlenden Reformen, die wirklich eine Änderung herbeiführen könnten. Sie bittet Bundesgesundheitsminister Lauterbach eindringlich und bewegend, doch bitte so gütig zu sein und endlich die Reißleine zu ziehen.

Der Offene Brief an Bundesgesundheitsminister Lauterbach

Sehr geehrter Prof. Dr. Karl Lauterbach,

Die Sommerlochthemen der letzten Jahre waren immer geeignet das Thema Gesundheitspolitik aus dem Fokus zu nehmen. Auch im Jahr 2022 gelingt dies gut, denn Zukunftsängste und finanzielle Notlagen überdecken das Problem, das wir in unserem Land im Gesundheitssystem haben. Die Ängste der Pandemie und die Problematik des fehlenden Personals scheinen in Gesellschaft und auch Politik keine große Rolle mehr zu spielen. Zwar hat uns die Pandemie gut vor Augen geführt welche Schwachstellen das System besitzt, aber scheinbar ist dies völlig ausgeblendet.

„Wir steuern auf einen Personalmangel in der Pflege zu“- eine Meldung der DPR-Präsidentin Frau Vogler. Wir wissen alle, dass wir mittendrin stecken in der Misere, und trotzdem wird der Mut für eine Reform, die die Abwärtsspirale stoppen soll, immer kleiner.

Ich frage sie nicht mehr, was sie gedenken zu tun, denn es wären nur die üblichen Antworten, die einem „BlaBla“ gleichklingen. Mit dem Ablegen ihrer Fliege scheinen sie auch ihren Biss verloren zu haben. Auch wenn sie es waren, der maßgeblich dieses menschenunwürdige System vorangebracht hat, waren meine Hoffnungen doch sehr groß, dass sie diesen Fehler doch rückgängig machen, wenn Sie in dieser Position sind. Zumindest hätte man sich das aus einigen Ihrer Aussagen erhoffen können. Ich gebe zu da war ich sehr naiv.

Mittlerweile hat der Personalmangel bedenkliche Ausmaße angenommen, Patienten sind gefährdet und schlecht versorgt. Und das nicht nur pflegerisch gesehen, sondern auch auf ärztlicher Seite. Wenn man sich die jüngsten Umfragen des Marburger Bundes anschaut, sind die Arbeitsbedingungen der Ärzte genauso schlecht wie bei allen anderen Gesundheitsmitarbeiter*innen und hat die gleichen Folgen: Berufsflucht.

Wenn schon der Mangel an Pflegekräfte sie nicht in Unruhe versetzt, dann doch bitte das! Dann könnte ich erneut nach einem kleinen Halm greifen, dass sich auch in meinem Beruf etwas ändert und ich wieder menschenwürdig arbeiten kann – ohne ethische Konflikte zu haben.

Vor Jahren habe ich bereits Alarm geschlagen, ihr Vorgänger hat mit seinen Reformen Lobbyisten bedient und unsere Situation erheblich verschlechtert. Wie weit wollen sie es denn jetzt noch kommen lassen? Die Vogelstrauß-Taktik scheint nicht mehr die richtige Strategie zu sein, auch Reförmchen werden diesen Karren nicht mehr aus dem Schlamm ziehen.

Wenn sich Frau Moll als Pflegebeauftragte schon völlig danebenbenimmt, dann seinen sie doch bitte so gütig und ziehen die Reißleine!

Mit freundlichen Grüßen
Jana Langer, Fachpflegekraft

Das könnte Dich auch interessieren

11.06.2024 Warnstreik an der Uniklinik Ulm - Entlastung für die Beschäftigten gefordert Es geht um ein Zukunftspaket: Wieder wird an den Unikliniken im Ländle gestreikt, und zwar in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und auch in Ulm. Die Gewerkschaft Ver.di ruft alle Beschäftigten, Azubis und Praktikanten von Mittwoch bis Freitag ganztägig zum Warnstreik auf. Für Donnerstagmittag ist eine Kundgebung am Weinhof mit anschließendem Demo-Zug durch Ulm geplant. 03.05.2024 Ulmer Gesundheitsclowns schreiben Buch: "Hoffentlich gibt’s da oben Currywurst und Kuchen" „Hoffentlich gibt’s da oben Currywurst und Kuchen“ – so heißt das neue Buch der beiden Ulmerinnen Katrin Jantz und Hanna Münch. Als Gesundheitsclowns Liesel und Lotti besuchen sie vor allem alte Menschen in Seniorenheimen, um dort der Einsamkeit ein Schnippchen zu schlagen. Und über ihre wirklich ganz wunderbaren Erfahrungen dort haben sie dieses Buch geschrieben. 26.03.2024 Albert Einstein Discovery Center: Daniel Libeskind besucht Ulm Libeskind schaute sich am Dienstag den vorgesehenen Standort, das K 1, den alten Trakt der SWU an der Karlstraße an (im Volksmund auch „SWU-Glaspalast“ genannt). Und Libeskind findet den Standort richtig gut:“ man hat eine perfekte Sicht auf alles, alles liegt so nah beieinander, hinzu kommt die tolle Erreichbarkeit mit Bahn, Bus, dem Auto oder 18.12.2024 Giengen: Stadt wächst und blickt optimistisch in die Zukunft Mit 20.469 Einwohnern (Stand: Dezember 2024) hat Giengen eine wichtige Marke überschritten, die höhere Schlüssel-Zuweisungen ermöglicht. Eine  Willkommenskultur wird großgeschrieben – Neubürger erhalten Infopakete mit wertvollen Tipps und die neue Bürger-Broschüre liefert allen Orientierung. Wohnraum-Offensive 2025/2026 Über 120 neue Wohnungen entstehen in Projekten wie „Lamm-Areal“ und „Bruckersberg-Ost“. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem geförderten Wohnraum. Bis 2028