Erst vor zwei Jahren ist die neue Wohnanlage am Escheugraben in Neu-Ulm offiziell eingeweiht worden. Die Anlage umfasst 70 Wohnungen, direkt an einer verkehrsberuhigten Zone gelegen. Doch mit der Ruhe dürfte bald Schluss sein. Die Stadt plant eine neue Bustrasse direkt durch den Escheugraben. Sprecher der 70-köpfigen Eigentümer-Gemeinschaft ist Markus, ein Projekt-Entwickler aus Stuttgart. Er hat sich dort als Kapitalanlage eine Wohnung gekauft. Auch er fühlt sich verschaukelt und befürchtet einen Wertverlust seiner Wohnung. Sie sei damals entsprechend zur vermeintlich ruhigen Seite ausgerichtet worden, genau da, wo künftig die Busse vorbeifahren sollen. Beim Kauf sei nie von einer neuen Busspur die Rede gewesen. Die Eigentümer-Gemeinschaft will die Sache jetzt juristisch prüfen lassen.
Die Stadt Neu-Ulm kann den Unmut der Anwohner durchaus verstehen. Stadtplaner Jörg Oberle sagt aber auch, man müsse das große Ganze sehen. Bis 2027 soll der gesamte ÖPNV in Neu-Ulm neu gestaltet werden, die Linie von der Innenstadt nach Ludwigsfeld ist dabei eine zentrale Achse. Sie soll attraktiv und schnell sein, deshalb sei auch der Durchstich durch den Escheugraben notwendig. Die Busse könnten nicht in Schlangenlinien fahren, sondern müssten den direkten Weg nehmen. "Das spare nicht nur Zeit", so der Stadtplaner, "sondern erhöhe auch die Akzeptanz und die Attraktivität des ÖPNV."
Die Busse sollen auf der neuen Trasse im Zehn-Minuten-Takt fahren. Das macht summa summarum 200 Fahrten am Tag. Was immer noch akzeptabel wäre, sagt der Stadtplaner. Das letzte Wort in der Sache hat der Neu-Ulmer Stadtrat. Er wird über die Pläne zur Umgestaltung des ÖPNV in Neu-Ulm abstimmen. Wann genau, ist noch offen.