«Ich werde die Anregung auf jeden Fall nicht aufgreifen», sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er verwies darauf, dass sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bereits von den Forderungen seines Ministers distanziert habe.
Lucha (Grüne) hatte in einem Brief einen Wechsel von der pandemischen in die endemische Phase für Ende April gefordert. Eine solche Entscheidung hätte weitreichende Folgen: Das Coronavirus würde wie das Grippevirus eingestuft. Es gäbe praktisch keine Tests und für positiv Getestete und Erkrankte keine vorgeschriebene Quarantäne mehr. Als Grund führte Lucha an, die Gesundheitsämter hätten wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante keinen Einfluss mehr auf das Ausbruchsgeschehen. «Das Verhalten sollte vielmehr in die Eigenverantwortung gegeben werden, für Erkrankte gilt weiterhin die Aufforderung, zu Hause zu bleiben», schrieb der Minister.
Lauterbach sagte, er glaube, dass der Brief «möglicherweise in einem Moment der Frustration oder des Zorns» geschrieben worden sei. Er betonte, er schätze Lucha und arbeite gut mit ihm zusammen. Ein Regierungssprecher in Stuttgart hatte am Donnerstagabend deutlich gemacht, dass Luchas Brief an Lauterbach nicht mit Kretschmann abgestimmt gewesen sei.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will an seinem heftig kritisierten Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) trotz der Verwirrung um den Corona-Kurs der Landesregierung festhalten. «Es war ein nicht abgestimmter und missverständlicher Vorstoß vom Gesundheitsminister zur falschen Zeit», sagte Kretschmann am Freitag der dpa zum Vorschlag Luchas, Ende April die endemische Phase einzuläuten – und damit das Coronavirus wie ein Grippevirus einzustufen. «Der Vorschlag wurde zurückgezogen, wir arbeiten in der Regierung im Team, dadurch können Fehler korrigiert werden», sagte Kretschmann. Die Landesregierung führe die Debatte zum Thema «in geordneten Bahnen fort». «Das ist kein Grund für einen Rücktritt. Wir sind im Land vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Das ist gerade auch das Verdienst meines Gesundheitsministers.»
Die Opposition hatte zuvor den Rücktritt Luchas gefordert und eine Sondersitzung des Landtags beantragt.