Hoffnung für den Ulmer Kultursommer: Im Biergarten Liederkranz wird ein neues Veranstaltungskonzept umgesetzt, dass Künstler trotz Corona zurück auf die Bühne holt.
Eigentlich war die diesjährige Planung den Liederkranz schon fertig. Doch dann kam Corona. „Die Renovierungsarbeiten und das Programm stand bereits in den Startlöchern“, erzählt Dr. Thomas Kienle. Der Vereinsvorstand von „Indauna“ initiierte das 2018 angelaufene Vorhaben, die Ulmer Friedrichsau kulturell wiederzubeleben. „Unter den Vorausetzungen konnten wir natürlich nicht wie geplant weiter machen“, so Kienle. Ein neues Konzept musste her. „Wir haben viele Gespräche geführt, ob man das kulturelle Leben in Ulm trotz Corona aufrechterhalten kann. Ein Kulturbiergarten war eine denkbare Möglichkeit“.
Seit die Landesregierung den freiluft Gastronomen vergangene Woche grünes Licht gegeben hat, ist diese Option eines Kulturbiergartens zu einem Plan gereift und der erste Ulmer „Pop-up-Biergarten“ war geboren.
Offene Bühne für ein vielfältiges Programm
Ab dem 5. Juni wird der Verein den Liederkranz für voraussichtlich drei Monate in Betrieb nehmen. Bis dahin gibt es für den Verein noch viel zu tun. Derzeit wird renoviert. Auch das Programm wird neugestaltet. „Wir haben die Not gesehen, in der gerade viele Künstler stecken. Wir öffnen die Bühne für alle, die etwas beitragen wollen.“ So sollen nicht nur Musiker die Möglichkeit haben diesen Sommer vor Publikum aufzutreten, sondern auch Schauspieler, Tänzer oder Poetry-Slammer. „Hier sind wir ganz offen. Jeder kann sich bei uns melden“, sagt Kienle. „Wir wollten unser Programm grundsätzlich so gestalten, dass für jeden was dabei ist. Jetzt ist es aber umso wichtiger, die Bühne für alle zu öffnen, die gerade keine haben. Da wollen wir möglichst flexibel bleiben“. Der Verein ist bereits in Einladung mit unterschiedlichen kulturellen Akteuren in Ulm, wie dem Theater oder der Musikschule.
Kunstetagen Neu-Ulm stellen aus
Die offenen Ateliers in den Neu-Ulmer Kunstetagen, bisher noch in der Stadtbücherei, ziehen um - in den Liederkranz. Neben großformatigen "Holzköpfen" wird auch der "Holzhirsch", eine Groß-Skulptur aus Wegwerf-Holz dort gebaut. Das "UpCircle Collective" um den Ulmer Künstler Mark Klawikowski will damit zeigen, wie Wegwerfmaterial einen zweiten Nutzen und eine Aufwertung erhalten. Dafür werden industrielle Wegwerfhölzer gesammelt, die anstatt in der Verbrennungsanlage zu landen, hier für den Holzhirsch verbaut werden. Eine Vernissage mit der Band "SongLotterie" ist für den 05.06.2020 geplant.
Neue Kooperation, neue Regeln
Das Programm wird in Kooperation mit dem Gleis 44 gestaltet und über den Sommer noch wachsen. Seit Anfang des Jahres engagiert sich der Gleis 44-Geschäftsführer Raffael Schmidt als zweiter Vorstand des „Indauna e.V.“. „Ich freue mich sehr davon Teil sein zu dürfen. Die kulturelle Vielfalt in Ulm zu unterstützen ist gerade in diesen Zeiten umso relevanter geworden“, meint Schmidt. Schon zuvor hatte der Verein gemeinsam mit dem Kulturzentrum an einem Programm für den Liederkranz gearbeitet. Nun muss sich der „Indauna e.V.“ auch um die Planung zur Einhaltung der Hygienemaßnahmen kümmern. „Hier können wir schon einige Erfahrung im Gleisgarten sammeln, bevor wir dann auch im Liederkranz bewirten“, so Schmidt.
Wie in dem Biergarten hinter dem Ulmer Hauptbahnhof wird es eine begrenzte Anzahl an Plätzen im Liederkranz geben, das Personal wird geschult und auch die Künstler auf der Bühne werden sich an bestimmte Regeln halten müssen, um die Gesundheit der Gäste zu gewährleisten. „Das sind die Rahmenbedingungen“, bekräftigt Kienle. „Gerade stecken wir noch mitten in der Planung und es gibt ganz viele Möglichkeiten und Ideen. Wir wollen so viele wie möglich davon umsetzen“.
Fotos: Moritz Reulein