Bei der Versorgung im Notfall kommt es auf jede Minute an. Vor allem Rettungshubschrauber stellen sicher, dass Verletzte möglichst schnell in eine Klinik kommen. Um das angesichts einer sich ändernden Kliniklandschaft und neuer Anforderungen an die Notversorgung weiter zu gewährleisten, hat das Innenministerium die Stationierung der Hubschrauber im Land neu organisiert.
Zusätzlich zu den bislang acht Hubschrauber-Standorten sollen zwei neue in Lahr (Ortenaukreis) und im Bereich Ravenstein (Neckar-Odenwald-Kreis) entstehen, wie das Innenministerium in Stuttgart am Donnerstag mitteilte.
Zwei der bisherigen Hubschrauberstandorte werden dagegen verlegt. Der Rettungshubschrauber in Leonberg (Kreis Böblingen) soll künftig von der BG Klinik in Tübingen starten. Der Luftrettungsstandort Friedrichshafen wird nach Deggenhausertal-Wittenhofen (beide Bodenseekreis) verlegt. Der übergangsweise am Baden-Airpark stationierte Hubschrauber kehrt zudem an seinen Standort am St.-Vincentius-Krankenhaus in Karlsruhe zurück.
Von den neuen Standorten profitierten insbesondere die Notfallpatientinnen und -patienten in zahlreichen Orten, die tagsüber nicht innerhalb von 20 Minuten durch einen Rettungshubschrauber erreicht werden könnten, sagte Wilfried Klenk, Staatssekretär im Innenministerium, zu der Entscheidung. «Die Menschen dort sind aktuell unterversorgt, das wollen wir ändern.»
So sorgt der neue Standort im Bereich Ravenstein den Angaben zufolge für eine bessere Versorgung der Menschen im Stadt- und Landkreis Heilbronn und in den Landkreisen Neckar-Odenwald, Hohenlohe und Schwäbisch-Hall. Vom Standort in Lahr profitierten die Menschen im Ortenaukreis und im nördlichen Schwarzwald.
Landrat Lothar Wölfle begrüßte die Verlegung innerhalb des Bodenseekreises: «Wir sind froh, dass das Land bei seiner Standortentscheidung die Besonderheiten des seenahen Bereiches gewürdigt hat.» Industriedichte, Verkehrsaufkommen, Tourismus und besondere Einsatzlagen direkt am See, erforderten es, dass der Hubschrauber in greifbarer Nähe stationiert bleibe, teilte der CDU-Politiker mit.
Um auf veränderte Anforderungen an die Notfallversorgung und eine sich ausdünnende Kliniklandschaft zu reagieren, hatte das Ministerium ein Gutachten in Auftrag gegeben. Darin kamen Wissenschaftler des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Universität München zum Schluss, dass die Zahl der Rettungshubschrauber im Land von acht auf zehn erhöht werden sollte. Auch die Verlegung von Standorten war Teil der Empfehlungen. Ebenso wie eine Ausdehnung der 24-Stunden-Bereitschaft auf zwei Standorte.
Um die Einsatzbereitschaft der Luftrettung weiter zu erhöhen, soll deshalb der in Stuttgart stationierte Hubschrauber künftig 24 Stunden in Bereitschaft sein. Bislang war dies nur am Standort Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) der Fall.
Durch diese Änderungen bei der Luftrettung im Südwesten soll es möglich sein, tagsüber innerhalb von 20 Minuten und nachts in nicht mehr als 30 Minuten Verletzte per Hubschrauber zu erreichen. Zudem soll dadurch gewährleistet sein, dass zwischen dem Notruf und der Einlieferung in eine Klinik bei Diagnosen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall nicht mehr als eine Stunde vergeht.
Die Standorte Freiburg, Mannheim und Ulm bleiben unverändert bestehen. In Ulm werden lediglich die Einsatzzeiten am frühen Morgen und in den Abendstunden erweitert. Eine angedachte Verlegung des Standorts in Freiburg war den Angaben nach nicht möglich, da kein für den Flugverkehr taugliches Grundstück gefunden worden sei. Es entstehe dadurch aber keine Lücke in der Versorgung, teilte das Ministerium mit. Der südbadische Raum wird demnach weiterhin rund um die Uhr durch die schweizerische Luftrettung mitversorgt.