Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer. Am Ostermontag soll Sead T. seine siebenjährige Tochter heimtückisch getötet haben, soll dabei aber auch im Zustand der Schuldunfähigkeit gehandelt haben. Da die Staatsanwaltschaft weitere erhebliche Taten erwartet und der Mann für die Allgemeinheit gefährlich ist, beantragt sie die Unterbringung.
Der Mann hat in einer Erklärung die Tat gestanden und die Vorwürfe eingeräumt. Demnach hat er „auf göttlichen Befehl“ seine Tochter geopfert, so wie es Abraham mit seinem Sohn tun sollte. Hier warf der Vorsitzende Richter Wolfgang Tresenreiter ein, dass Abraham diesen Befehl nicht vollenden musste. Der Angeklagte beschrieb, dass er sich seit einigen Jahren intensiv mit den verschiedenen Religionen beschäftigt und er so den Auftrag bekam, „das liebste Kind“ zu opfern. Die Erklärungen des Mannes waren dabei wortreich und doch für den Vorsitzenden Richter nicht schlüssig nachvollziehbar, was zahlreiche Nachfragen belegten.
Als die Mutter unterwegs war, lud der Mann die Tochter ein, mit ihm einen Spaziergang zu machen. Während das Mädchen ihre Inlineskates anzog, holte der Vater in der Küche ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge, wickelte es in ein Geschirrtuch und versteckte es in einem Turnbeutel. Hinter dem Schulzentrum Wiblingen spielte der Vater mit seiner arglosen Tochter „Indianer“, zog die Kordel aus seiner Jogginghose und fesselte damit dem Kind die Hände auf dem Rücken. Unbemerkt vom Mädchen zog er dann das Messer und verletzte sie mit einem einzigen Schnitt am Hals tödlich.
Anschließend rief der Mann selbst die Polizei und gestand den Mord. Wenige Meter von seiner getöteten Tochter entfernt lies er sich widerstandslos festnehmen.
Beklemmend war es, als im Gerichtssaal der über neun Minuten andauernde Notruf des 40-Jährigen bei der Polizei eingespielt wurde. In den Worten und Sätzen war die Verwirrung des Anrufers deutlich zu hören und doch nahm der Polizist am Notruf den Mann ernst, schickte mehrere Streifenwagen an den Tatort. In der Zeugenvernehmung beschrieben mehrere Polizisten ihre Erlebnisse: „Ich hatte den Eindruck, dass er in einer Parallelwelt lebt“ sagte einer von ihnen. Ein anderer Polizist beschrieb, wie er das Mädchen aufgefunden hat und fasste es zusammen mit dem Satz „da machten Erste-Hilfe-Maßnahmen keinen Sinn mehr“. Der Notarzt stellte dann auch nur den Tod des Mädchen fest.
Sead T. konsumiert seit 25 Jahren immer wieder Cannabis, normalerweise einen bis zwei Joints nach der Arbeit. Nach seiner Festnahme am Ostermontag hatte er auch THC im Blut, weitere Drogen oder Alkohol waren jedoch nicht nachweisbar.
Im Gerichtssaal wurde ein Videomitschnitt der ersten richterlichen Befragung am Tag nach der Tat gezeigt, in diesem Video waren deutlichste Stimmungsschwankungen zu sehen. Einerseits saß der Täter teilnahmslos auf dem Stuhl, dann wieder wurde er laut, sprang auf und forderte seinen Verteidiger auf, ihn zu erschießen.
Seit der Tat ist der Mann in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, dort kümmern sich Ärzte und Pfleger um ihn und versuchen, ihn medikamentös zu stabilisieren. Auch zur Verhandlung begleiteten ihn zwei Mitarbeiter der Klinik, so war auch im Lauf des Tages eine Medikamentengabe notwendig, als Sead T. auffällig unruhig wurde. Den ganzen Tag wechselte die Stimmung, mal starrte er mit leerem Blick nach unten, um wenig später zu weinen.
Fortgesetzt wird die Verhandlung am Freitag, dann soll auch ein psychiatrischer Sachverständiger aussagen. Eine Entscheidung über eine Unterbringung wird für Ende November erwartet.