Die Diktatur des Nationalsozialismus kam nicht wie eine Naturkatastrophe über die Stadt Biberach. 1932 und 1933 lagen hier die Wahlergebnisse der NSDAP höher als im Landesdurchschnitt. Das Museum Biberach legt dar, wie Biberacher zu Opfern oder Tätern wurden. Viele suchten die Nähe zur Macht, bekleideten Posten, denunzierten Mitbürger und verschafften sich Vorteile. Regimegegner wurden überwacht, eingesperrt, beruflich geschädigt oder öffentlich an den Pranger gestellt.
Die jüdischen Geschäfte wurden boykottiert, bis die Familien die Stadt verließen. Behinderte, Alkoholiker, Arme und Ungebildete wurden zwangssterilisiert und im Samariterstift Grafeneck vergast. Kriegsgefangene, britische Internierte und ehemalige KZ-Häftlinge wurden im „Lager Lindele“ eingesperrt. Es gab viele namenlose Tote.
1945 kam der Krieg mit Bombardierungen und Plünderungen auch nach Biberach. Die Bilanz des Dritten Reiches ist erschütternd. Wie konnte das geschehen? Wie funktionierte der NS-Staat? Die Sonderausstellung erzählt von ideologischer Verblendung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, von Parteiopportunismus und beflissenem Wegschauen, aber auch von Zivilcourage und Solidarität. Gegen das Vergessen hilft nur Wissen.
Bei der Ausstellungseröffnung am 12. Mai 2023 um 19.30 Uhr sprechen Oberbürgermeister Norbert Zeidler und Museumsleiter Frank Brunecker im Museumsfoyer. Das Duo „Signaltöne“, bestehend aus Martin und Andreas Gratz, umrahmt den Abend musikalisch. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos.
Am Sonntag, 14. Mai, werden die ersten Führungen durch die Ausstellung angeboten: Um 11 Uhr eine allgemeine Führung mit Joachim Guderlei und um 15 Uhr eine Führung, die speziell auf das Thema „Lager Lindele“ eingeht, mit Rotraud Rebmann.
Führungen durch die neue Sonderausstellung werden immer donnerstags um 18 Uhr und sonntags um 11 und 15 Uhr angeboten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme kostet den Museumseintritt plus 1 Euro. Alle Informationen zur Ausstellung findet ihr hier.