Neu-Ulm: Kriminalstatistik überschattet von tödlichem Streit

Sicherheitslage in der Region

Kriminalität in Neu-Ulm und Senden bleibt auf niedrigem Niveau – Polizei betont Unterschiede zur gefühlten Sicherheit.

Die Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2024 für die Bereiche Neu-Ulm und Senden war überschattet von einem tödlichen Streit am Neu-Ulmer Donauufer in der Nacht zum Donnerstag – und das war dem Neu-Ulmer Polizeichef Michael Keck deutlich anzumerken. Ursprünglich wollte er verkünden, dass die Kriminalhäufigkeitsbelastung so niedrig war wie nie zuvor.

Gefühlte vs. tatsächliche Sicherheit

An der aktuellen Tat konnte Keck auch die Unterschiede zwischen der statistischen Sicherheit und der gefühlten Sicherheit festmachen. Die Tat hat sich an einem öffentlichen Ort ereignet, doch die Opfer sind nach aktuellem Ermittlungsstand keine Zufallsopfer. Sie kannten sich bereits, und statt in Neu-Ulm hätte der Streit auch an einem anderen Ort so tragisch eskalieren können.

Zuständigkeiten und regionale Einordnung

Die Statistik zur Kriminalität umfasst den Bereich der Polizeiinspektion Neu-Ulm, die neben dem Stadtgebiet auch für Elchingen und Nersingen zuständig ist. Präsentiert wurden die Zahlen gemeinsam mit den Auswertungen der Polizeistation Senden, die für die gleichnamige Region zuständig ist und zum Jahreswechsel 2025 organisatorisch von Weißenhorn nach Neu-Ulm wechselte.

Leichter Anstieg bei Straftaten, langfristig aber Rückgang

Die Neu-Ulmer Polizisten hatten im vergangenen Jahr 13.344 Einsätze zu absolvieren – eine Steigerung um 126 Einsätze. Daraus entstanden 3.975 Straftaten (2023: 3.944). Im Jahr 2020 waren es noch 4.527. Der Rückgang beträgt mehr als zwölf Prozent. Die Aufklärungsquote konnte von 65,9 % (2020) auf 68,9 % gesteigert werden.

Für den Bereich Senden konnte Stefanie Kraatz, die Leiterin der Polizeistation, 947 Fälle melden – eine minimale Änderung gegenüber 935 Fällen im Jahr 2023. Vor zehn Jahren waren es noch 1.314.

Kriminalhäufigkeit: Rückgang in fast allen Gemeinden

Die Kriminalhäufigkeitsbelastung – also die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner – liegt im Stadtgebiet Neu-Ulm bei 5.735 (2024) und damit deutlich niedriger als im Jahr 2020 (6.831). Auch in Nersingen ist ein Rückgang um fast 17 % auf 2.561 zu verzeichnen. Nur in Elchingen stieg der Wert leicht von 2.473 auf 2.578. Senden liegt mit 4.092 Fällen auf Vorjahresniveau (2015: 6.050).

Herkunft und Altersstruktur der Tatverdächtigen

Ermittelt wurden im Raum Neu-Ulm 2.267 Tatverdächtige. 52 % davon hatten die deutsche Staatsangehörigkeit, rund zwölf Prozent waren Zuwanderer. In Senden wurden 507 Tatverdächtige festgestellt. Den deutlichsten Rückgang gab es bei Jugendlichen: von 140 auf 113. Kraatz führt das auf gezielte Kontrollen am Bahnhof und im Stadtpark zurück.

Gewaltkriminalität wieder auf Vor-Corona-Niveau

Bei den Straftatenarten stieg die Gewaltkriminalität wieder auf das Niveau von 2020: 212 Fälle, nach einem Tief während der Corona-Zeit. Die Aufklärungsquote bei schwerer oder gefährlicher Körperverletzung liegt bei über 92 %, die meisten Taten ereignen sich im privaten Bereich. In Senden waren es 46 Fälle, einer mehr als im Vorjahr – 87 % davon wurden aufgeklärt.

Schwankungen bei Diebstählen und Drogen

Bei den Diebstählen gab es Anstiege, was auch an zwei geklärten Serien lag. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank auf 27 – nur im Corona-Jahr 2021 war sie niedriger. Einen starken Anstieg gab es bei Straßendiebstählen: von 256 auf 375. Die Legalisierung von Cannabis führte zu einem Rückgang bei Rauschgiftdelikten: von 317 auf 151 – der niedrigste Wert seit zehn Jahren. In Senden stiegen die Ladendiebstähle von 62 (2023) auf 77 (2024). Die neun Fälle schwerer oder gefährlicher Körperverletzung wurden vollständig aufgeklärt.

Weniger Betrug – höherer Schaden

Ungewöhnlich war die Entwicklung bei Betrügereien wie dem Enkeltrick oder Schockanrufen. Die Zahl der Fälle sank durch starke Präventionsmaßnahmen um über 60 % – von 210 auf 79. Der entstandene Schaden jedoch verdoppelte sich von 125.000 auf fast 260.000 Euro. In zwei Fällen erbeuteten Täter Schmuck und Bargeld im Wert von 30.000 bzw. 37.000 Euro.

Kein Kriminalitätsschwerpunkt am Bahnhof

Immer wieder in der Diskussion steht in Neu-Ulm der Julius-Rohm-Platz. Doch das Gebiet rings um den Bahnhof und die Glacis-Galerie ist laut Polizeichef Keck kein Kriminalitätsschwerpunkt. 925 Fuß-, Fahrrad- und Fahrzeugstreifen wurden 2024 dokumentiert – ein hoher Kontrolldruck.

Messerkriminalität: 14 Fälle im Jahr 2024

In einer Schlussbemerkung ging Keck auf Messer als Tatwaffe ein: In 14 Fällen der knapp 4.000 Straftaten kam ein Messer zum Einsatz – nur dreimal im öffentlichen Raum.

Das könnte Dich auch interessieren