Rund 4,5 Millionen Euro investiert die Stadt Ulm in das neue Zentrum der DLRG-Wasserretter in der Neu-Ulmer Bootshausstraße. Am Samstag wurde die Einweihung mit einem großen Fest gefeiert, bei dem die ehrenamtlichen Retter den Neubau zeigen konnten.
Um nicht schon vor dem Festakt zu viel von der Fahrzeughalle zu zeigen, hatten die Retter den Blick durch die transparenten Scheiben mit Diskonebel unmöglich gemacht. Ein bisschen überrascht waren die Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) dann von der Qualität des Nebels, dichte Rauchschwaden drangen beim Öffnen der Tore auf den Vorplatz und auch als sich die Gäste ihre Plätze suchten, war die Sicht noch nicht klar. Für den Ulmer Oberbürgermeister war daher klar, dass der berühmt-berüchtigte Ulmer Nebel von der DLRG produziert wird. Mit dieser launigen Bemerkung reihte sich Czisch in die Freude ein, die jeder Redner passend verbreitete.
Der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Ulm, Markus Häußler, lobte das Gebäude als zukunftsweisend für die Wasserrettung, denn es gäbe bundesweit kein anderes Gebäude, das alle Normen erfüllt. Gerade die Ulmer können da aus Erfahrung berichten, denn in der alten Donaubad-Gaststätte, in Garagen in Neu-Ulm und im Ulmer Donautal sowie einer Holzbaracke untergebracht, mussten die Helfer jahrzehntelang mit schwierigen Platzverhältnissen zurechtkommen.
Ein Ausbau auf dem bisherigen Gelände zwischen Orange Campus, Donaubad und Adenauerbrücke scheiterte am Platz, auf der Ostseite der Adenauerbrücke mit Zufahrt über die Bootshausstraße konnte ein passendes Gelände gefunden werden. Da die Stadt Ulm als Träger des Katastrophenschutzes die DLRG auch mit einer Unterkunft ausstatten muss, wurde die städtische Projektentwicklungsgesellschaft mit der Umsetzung beauftragt. Zur Ernüchterung trug dann bei, dass die Fördertöpfe des Landes überzeichnet waren. Ein baden-württembergisches Gebäude auf bayerischem Grund machte die Planung nicht einfacher. Zehn Jahre dauerten die Planungen, in den vergangenen drei Jahren wurde es dann konkret.
Neben einer Fahrzeughalle, in der sämtliche Fahrzeuge Platz finden und auch die Boots- und Technikanhänger bereits angekuppelt sind, befinden sich Umkleideräume. Taucher und Strömungsretter können sich dort nach einem Einsatz umziehen und die Spezialkleidung auf Trockengestelle hängen. Komplettiert wird das Erdgeschoss mit Wachräumen, Küche und einer Funkzentrale. Das Obergeschoss beherbergt die Geschäftsstelle, Schulungsräume und die Jugendräume.
Die Jugendarbeit genießt einen hohen Stellenwert, die Hälfte der Mitglieder ist jünger als 27 Jahre. Doch auch die neuen Ausbildungsräume sind vielfältig nutzbar, über Beamer und Bildschirme ist eine hybride Nutzung möglich, Lehrgangsteilnehmer können so nicht nur vor Ort, sondern auch über Internet von daheim aus ausgebildet werden. Diese neuen Möglichkeiten haben auch das Interesse des Landesverbandes Württemberg geweckt, es laufen bereits Sondierungsgespräche, wie das Neu-Ulmer Gebäude als Außenstelle der Landesschule genutzt werden kann.
Rita Schwarzelühr-Sutter, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium war nach Neu-Ulm gereist, um das neue Wasserrettungszentrum mit eigenen Augen zu sehen. Hier werden nach ihren Worten landesweite Maßstäbe gesetzt. Beeindruckt war sie auch davon, dass die DLRG in der Corona-Pandemie keine Mitglieder verloren hat. Sorgen bereitet ihr, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können.
Neben der Wasserrettung durch die Taucher und Strömungsretter, die auch in stark fließenden Gewässern retten können, wird schon der nächste Großeinsatz geplant. Zum Nabada werden insgesamt rund 300 Helfer zusammengezogen, die auch aus anderen Ortsgruppen stammen. Im Neubau können sie nun auch zwischen den Einsätzen bewirtet werden und auch für das Abstellen der Einsatzfahrzeuge ist ein Vielfaches an Platz gegenüber der alten Unterkunft vorhanden.