Wissenschaftler haben jetzt sein terrestrisches Alter bestimmt: Der Rekord-Meteorit „Blaubeuren“ schlug schon vor 10.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb ein. Noch bis Ende Januar 2021 ist er im urmu Blaubeuren ausgestellt.
Ein gut 30 Kilogramm schwerer Steinbrocken, gefunden in einem Garten in Blaubeuren, hat im Juli Schlagzeilen und Geschichte geschrieben: Nach ausgiebigen Untersuchungen stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ihn als schwersten Steinmeteoriten Deutschlands vor.
Jetzt liefert der Meteorit „Blaubeuren“ wieder Neuigkeiten: Wie der DLR-Meteoritenexperte Dieter Heinlein in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „Sterne und Weltraum“ schreibt, haben Wissenschaftler aus Tucson in Arizona und Dresden-Rossendorf nun das sogenannte terrestrische Alter des Meteoriten bestimmt: Mit erstaunlichen Ergebnissen: Der Meteorit schlug schon vor etwa 10.000 Jahren auf der Schwäbischen Alb ein.
„Bislang war nur bekannt, dass der Stein vor mehreren hundert Jahren vom Himmel gefallen sein muss“, sagt Stefanie Kölbl, geschäftsführende Direktorin des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren (urmu), in dem der Sensationsfund seit dem Sommer ausgestellt ist. „Doch jetzt wissen wir, dass der Meteorit in der Mittelsteinzeit, der Epoche der nacheiszeitlichen Jäger und Sammler, einschlug. Das ist natürlich ein wunderbarer neuer Bezug zu unserem Haus“, sagt Kölbl weiter.
Hansjörg Bayer, der Besitzer, der den Meteoriten zufällig in seinem Garten in Blaubeuren-Weiler ausgegraben hatte, hat nun entschieden, dass der Chondrit des Typs H4-5 namens „Blaubeuren“, der relativ viel metallisches Eisen enthält und aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems stammt, noch länger in seiner Heimatstadt zu sehen sein soll. Die Sonderausstellung „Besuch aus dem All“ im urmu wird daher bis 31. Januar 2021 verlängert.
Das urmu liegt in unmittelbarer Nähe der Steinzeithöhlen, die von der UNESCO 2017 zum Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ ernannt wurden. Als das zentrale Museum für altsteinzeitliche Kunst und Musik in Baden-Württemberg und Forschungsmuseum der Universität Tübingen stellt das urmu das eiszeitliche Leben am Rand der Schwäbischen Alb vor 40.000 Jahren vor. Höhepunkte sind die älteste Kunst und die ältesten Musikinstrumente der Menschheit mit Originalfunden aus der Region. Prominentestes Exponat ist das Original der „Venus vom Hohle Fels“.
Im Museum sind aktuell wegen der Pandemie Mund-Nase-Masken zu tragen. In den Räumen sind die angegebenen maximalen Besucherzahlen einzuhalten. Daher sollte für den Besuch etwas mehr Zeit eingeplant werden, vor allem an Wochenenden. Dafür haben Gäste die Chance auf eine sehr persönliche und ungestörte Begegnung mit dem kosmischen Freund.