Sechs Spieler umfasst der Bundesligakader der TTF Liebherr Ochsenhausen. Aus gutem Grund, wie man immer deutlicher sieht. Inzwischen nämlich hat sich das verfügbare spielende Personal immer weiter reduziert, sodass gegen Rekordmeister Düsseldorf gerade so drei spielfähige Akteure aufgeboten werden konnten. Dass es da zu einer 1:3-Niederlage kam, ist nicht weiter verwunderlich – ohne Simon Gauzy, Shunsuke Togami und Kanak Jha, die alle aus unterschiedlichen Gründen nicht ins Rennen geschickt werden konnten.
Gauzy war körperlich nicht in der Lage, die vielen Einsätze mit seiner Nationalmannschaft in den letzten Tagen in Verbindung mit den WTT-Turnieren zuvor haben ihn mächtig geschlaucht. Aus demselben Grund war übrigens auch Can Akkuzu, der unter normalen Umständen ebenfalls eine Regenerationspause erhalten hätte, weit von seiner Topform entfernt. Japan-Champion Togami dürfte erst im März nach Ochsenhausen zurückkehren und Kanak Jha ist bekanntlich gesperrt. So richtig fit war eigentlich nur Alvaro Robles, doch der konnte aufgrund von Pech im Aufstellungspoker keine Wirkung erzielen.
Das waren ungünstige Bedingungen für ein Bundesligaspiel, das eigentlich ein Tischtennisfest hätte werden sollen. Natürlich muss man auch in Rechnung stellen, dass Düsseldorf faktisch mit zwei Spielern in die Box ging – Kay Stumpers Verletzung war noch nicht auskuriert und Timo Boll kurzfristig erkrankt. Doch das wirkte sich kaum aus, da Trainer Danny Heister, der natürlich gegen keinen Ochsenhauser eine Chance gehabt hätte, als Nummer drei an den Tisch ging und damit mit Alvaro Robles, von den TTF an Position drei gesetzt, den Spieler mit den vermutlich größten Erfolgsaussichten gegen die Borussia-Asse Anton Källberg und Dang Qiu neutralisierte. Und dieses Duo war wirklich wieder in überragender Form und entschied die Partie zugunsten der Rheinländer. “Wir haben heute praktisch mit eineinhalb gegen zwei gespielt“, sagte TTF-Präsident Kristijan Pejinovic nach der Partie. „Düsseldorf hat mit der Aufstellung clever gepokert und hatte das glücklichere Händchen.”
Dennoch lag vor 460 Fans in der Dr.-Hans-Liebherr-Halle im ersten Match des Abends eine Sensation in der Luft, zumindest roch es ein wenig danach, als der junge Samuel Kulczycki gegen den Weltranglisten-19. Anton Källberg mit 2:1 Sätzen in Führung ging. Doch der Schwede behielt kühlen Kopf und entschied die umkämpfte Partie schließlich in fünf Sätzen zu seinen Gunsten. Hier ein Punkt für die TTF und zumindest ein abschließendes Doppel wäre sicher gewesen, in dem Akkuzu/Robles sicher beste Siegchancen gegen Källberg/Heister besessen hätten. Doch „wenn“, „aber“ und „hätte“ zählen nicht im Leistungssport, sondern nur knallharte Tatsachen. Und da war eben nichts auf der Habenseite.
Auch nicht nach dem zweiten Match, in dem Akkuzu die Überlegenheit des Weltranglisten-10. Dang Qiu anerkennen musste, auch wenn er im dritten Satz (17:19) auf Augenhöhe war. Das Spiel zwischen Robles und Heister nach dem Pausentee war belanglos, der Holländer, einst ein guter Bundesligaspieler, spielte einen Satz, war dabei chancenlos, und warf dann das Handtuch. Folglich hätte nachfolgend Kulczycki gegen Qiu gewinnen müssen, um sein Team ins Doppel zu retten – und davon blieb der Ochsenhauser mit insgesamt 15 Punkten in drei Sätzen doch meilenweit entfernt. Folglich war es schon eine leistungsgerechte Niederlage, wenn auch unter unglücklichen Rahmenbedingungen.
Und diese Niederlage bleibt nicht folgenlos, auch wenn das 2:3 zwei Tage zuvor gegen die Bergneustädter Schwalben viel ärgerlicher war. Es muss als der eigentliche Grund dafür angesehen werden, dass es für die TTF – nach dem guten Polster durch den Sieg in Bad Königshofen – nun wieder richtig eng geworden ist im Kampf um die Play-off-Plätze.
Düsseldorf und Saarbrücken sind mit sechs beziehungsweise vier Punkten Vorsprung bis auf Weiteres enteilt. Man bleibt zwar auf dem dritten Tabellenplatz, dahinter lauern aber die nach Minuspunkten gleichauf liegenden Teams aus Mühlhausen und Bad Königshofen. Vielleicht ist es ganz gut, dass man nun zehn Tage Regenerationspause hat – erst am Montag, den 13.02., ist man wieder gefordert, wenn man in Fulda-Maberzell aufschlägt. Bis dahin sollten TTF-Cheftrainer Fu Yong zumindest wieder vier fitte, ausgeruhte Spieler zur Verfügung stehen, um eine realistische Chance zu haben, dieses wichtige, richtungsweisende Spiel zu gewinnen.
“Es waren schwierige Spiele für mich und das Team“, räumte Samuel Kulczycki nach der Partie ein. „Gegen Anton Källberg war ich dran, da hatte ich eine Chance, die ich leider nicht genutzt habe. Qiu Dang hat sehr stark gespielt und gezeigt, warum er Europameister ist. Gegen ihn konnte ich nie richtig ins Spiel kommen und fand keine Lösungen.”
“Respekt an Düsseldorf, die das gleiche Dilemma wie wir haben, mit zwei Spielern hierher zu kommen und die Punkte mitzunehmen“, so Kristijan Pejinovic. „Dang Qiu war überragend, man hat gesehen, weshalb er Europameister ist. Samuel heute an eins, obwohl er noch leicht angeschlagen war. Er hat gegen Anton ein sehr gutes Spiel gemacht und hatte Chancen, uns in Führung zu bringen, die er leider nicht nutzen konnte. Später gegen Dang Qiu war nichts drin für ihn. Auch Can war noch nicht wieder in Top-Verfassung. Zum Schluss war er gegen Dang zwar dran, aber verloren ist verloren.“ Der Vereinspräsident erläutert nochmals die Kalkulationen in Bezug auf die Aufstellung: „Tja, da hatte Düsseldorf leider die bessere Idee. Wir hatten natürlich gehofft, dass Alvaro gegen Qiu oder Anton spielt und einen der beiden vielleicht knackt, sodass es zum Schlussdoppel kommt. Gegen Danny Heister war er natürlich verschenkt.“ Doch es gibt nur eines, nämlich nach vorne zu schauen: „Jetzt gilt es, die zehn Tage bis zum nächsten Spiel zu nutzen und uns gut zu regenerieren. Und dann geht es weiter mit ganz wichtigen Spielen im Kampf um die Play-off-Plätze, da müssen wir fit und ausgeruht herangehen.”
TTF Liebherr Ochsenhausen – Borussia Düsseldorf 1:3
Samuel Kulczycki – Anton Källberg 2:3 (-6, 4, 9, -7, -7)
Can Akkuzu – Dang Qiu 0:3 (-7, -6, -17)
Alvaro Robles – Danny Heister 3:0 (4, 0, 0)
Samuel Kulczycki – Dang Qiu 0:3 (-5, -7, -3)