Über 120 Menschen, die für oder in der katholischen Kirche arbeiten, haben sich am Dienstag als „queer“ geoutet, d.h. sie sind z.B. schwul, lesbisch oder bisexuell. Darunter sind auch einige Priester aus Schwaben, bzw. der württembergischen Diözese Rottenburg-Stuttgart wie der schwule Pfarrer Armin Noppenberger aus Langenargen am Bodensee. Die DONAU 3 FM Kirchenredaktion KiP Radio hat mit ihm ein Interview geführt.
In einer einzigartigen Aktion haben sich 125 Mitglieder der katholischen Kirche als Queer geoutet - das Besondere daran: Alle diese Menschen arbeiten für oder sogar in der katholischen Kirche. Mit der Aktion prangern die katholischen Mitglieder LGBTIQ+ - Bewegung die Doppelmoral der Kirche an. Sie fordern, endlich das diskriminierende Arbeitsrecht der Institution zu kippen. Unter den geouteten ist auch Pfarrer Armin Noppenberger aus Langenargen am Bodensee.
"Nach einer Outing-Aktion in der Theaterszene kam bei mir der Gedanke auf, dass diese Türe auch in der Kirche geöffnet werden muss, dass sich in und für die Kirche etwas tun muss. Wir (Queeren) müssen uns zeigen, hörbar und sichtbar machen." erklärt Noppenberger seine Beweggründe an der Aktion teilzunehmen.
"Menschen wie ich werden in traditionelleren Sphären der Kirche alle in einen Topf geworfen bei dem Thema Missbrauch." - Armin Noppenberger, Pfarrer aus Langenargen
Angst, weil er als schwuler Pfarrer in der Katholischen Kirche arbeitet habe er lange Zeit nicht wirklich gehabt. Inzwischen wachse aber auch bei ihm - durch das Bekanntwerden von immer mehr Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche - eine gewisse Angst.
"Menschen wie ich werden in traditionelleren Sphären der Kirche alle in einen Topf geworfen bei dem Thema Missbrauch.", begründet der Pfarrer seine wachsende Angst. Existenzielle Ängste habe er aber nie verspürt, auch weil er sich trotz seiner sexuellen Orientierung von Gott und sich selbst angenommen fühlt.
Das wichtigste sei für Noppenberg der offene Dialog, "das Sprechen nimmt dem Schweigen die Macht". Nur so könne sich in der Katholischen Kirche etwas ändern. Die Aktion #outinchurch zeige, dass es auch in der Kirche - in der Gestalt ihrer Verantwortlichen - genug queere Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner für dieses Thema gäbe. Mit diesen Menschen könne dir Kirche eine Veränderungen anbahnen.
Erste Rückmeldungen auf die Aktion und das offene Outing des Pfarrers aus Langenargen gab es auch schon, "überwiegend positive, eigentlich richtig ermutigende. Ich hab jetzt noch keine keine ganz schwierige kritische Rückmeldungen bekommen." Alleine am Dienstag haben die positiven Reaktionen aus seinem Umfeld den Priester bereits zweimal den Tränen nahe gebracht. Und auch mit Menschen, die mit dem Outing des Kirchenmannes wenig anfangen können, möchte er das Gespräch suchen, denn "das wichtigste ist, ins Gespräch zu kommen."