Der 25-jährige Polizeibeamter auf Probe aus Mannheim war Anfang Februar für eine Fortbildung in Ulm. In der Nacht vom 08. Februar sollen die drei Angeklagten und ein strafunmündiger 13-Jähriger dem Opfer auf seinem Nachhauseweg aufgelauert haben, um ihn dann brutal zusammenzuschlagen.
Heute wurde das Opfer als Zeuge im Prozess vernommen. Seine Aussage zum Tathergang ist sehr detailliert.
Nach seiner Ankunft mit dem ICE am Ulmer Hauptbahnhof ist er weiter zum Revier, um dort seine Zivilklamotten anzuziehen. Das Revier verließ er gegen 01:10 Uhr, dabei telefonierte er mit einer Freundin über Airpods, als ihm eine verdächtige Gruppe auffiel. Drei Personen pressten sich in der Pfluggasse mit dem Rücken an die Wand, eine Vierte tat dies ebenfalls an der gegenüberliegenden Seite. Alle vier Personen wanden das Gesicht ab. Laut seiner Aussage sei er zunächst noch an der Gasse vorbei gelaufen, entschied sich dann aber nach wenigen Metern dazu umzudrehen. Als er wieder zur Gasse kam standen die Männer nebeneinander, jetzt erkennt er auch, dass sie maskiert sind. Nach einem kurzen Wortwechsel warnt er die Maskierten, dass er die Polizei gerufen hat, zu diesem Zeitpunkt noch ein Bluff. Anschließend geht er weiter, beendet das Gespräch mit seiner Bekannten und setzt den Notruf ab. Aus der Gasse hört er in der Zwischenzeit Fluchtgeräusche in Form von schnellen Schritten.
Er beschließt die Verfolgung aufzunehmen, damit er den anrückenden Einsatzkräften eine Fluchtrichtung nennen kann. Er läuft durch die Pflugasse, die zu diesem Zeitpunkt leer ist. Auf dem Kornhausplatz angekommen bemerkt er zwei Gestalten in einiger Entfernung. Außerdem bemerkt er im Augenwinkel eine Bewegung er dreht sich hin und zwei weitere maskierte Personen sind deutlich näher und in kampfbereiter Haltung. Die anderen beiden Personen setzen sich zu diesem Zeitpunkt auch in Bewegung. Nach seinen Angaben hat er sich hier als Polizist ausgewiesen, was aber keine Reaktion bei seinen Angreifern hervorgerufen hat. Er wendet sich daraufhin dem Angreifer zu der ihm den Fluchtweg versperrt und versucht diesen mit einer Wurftechnik zu überwältigen. Währenddessen erfährt er aber eine große Gewalteinwirkung am Schädel und geht zu Boden. Ob es ein Schlag, Tritt oder Knie war kann er nicht sagen. Ab hier hat er keine visuelle Erinnerung mehr. Er hört „heißes Geschrei“ und dann erfährt er noch eine zweite Gewalteinwirkung gegen den Schädel.
Dem Opfer versagt zum ersten Mal die Stimme als er erzählt, dass er während dem Angriff innerlich und möglicherweise auch äußerlich nach seiner Mutter geschrien hat. Er hat sich gewünscht dass es auf die eine oder die andere Art endet. Anschließend hat er nur bruchstückhafte Erinnerungen.
Anschließend erzählt er von seinen Verletzungen und seiner Behandlung. Er hatte unter anderem mehrere Schädelbrüche, eine Fraktur des Jochbeins und des Nasenbeins. Zunächst musste er auf die Intensivstation Wieder auf der Normalstation erzählt er, dass sein bester Freund zu Besuch kam und sich zunächst seinem Zimmernachbarn zuwendete.
Da wurde mir bewusst, dass ich so beschissen aussehe,
dass mein bester Freund mich nicht erkennt.
Mittlerweile ist der 25-jährige wieder im Dienst und arbeitet die vollen acht Stunden. Nachtdienst, zwischen 22 und 6 Uhr darf er aber keinen machen. Im Publikum sitzen neben seinem besten Freund auch viele seiner Kollegen, die ihm Beistand leisten wollen. Er möchte auch an jedem der Prozesstage anwesend sein.
Eigentlich sollte der zum Tatzeitpunkt 13-Jährige, der wohl ebenfalls in der Tatnacht anwesend war, als Zeuge gehört werden. Allerdings erschien er nicht zur angegeben Zeit. Nach einer angemessenen Wartezeit wurde der Prozess für heute beendet. Am Freitag 23.06. wird er fortgesetzt und ein Urteil wird im August erwartet.