Jetzt kommt Gegenwind: Weil Ravensburger sein Winnetou-Kinderbuch aus dem Programm gestrichen hat, weil es rassistisch sei, dreht sich jetzt der vorangegangene Shitstorm in die andere Richtung.
Irgendwann käme man nicht mehr aus dem Rücksichtnehmen heraus, sagt z.B. in Berlin FDP-Vize Kubicki in der Bild. Der Verlag sei vor einer Minderheit eingeknickt, heißt es jetzt im Netz. Ravensburger bleibt aber, Stand heute, bei seiner Entscheidung: Der Verlag nahm sein Winnetou-Kinderbuch nach einem Shitstorm auf Instagram aus dem Programm. Es würde rassistische Stereotype wiedergeben, die ihren Ursprung im Kolonialismus haben, so der Vorwurf. Neben dem Kinder- und Jugendbuch sind auch ein entsprechendes Erst-Lesebuch, ein Puzzle und ein Stickerbuch aus dem Programm geflogen.
Ein Sprecher von Ravensburger teilte auf dpa-Anfrage mit, man habe die Entscheidung, die Titel aus dem Programm zu nehmen, sorgfältig abgewogen. «Wir vertreten in unserem Unternehmen und mit unseren Produkten seit langer Zeit Werte, an die wir glauben: unter anderem Gemeinsamkeit und Bildung, wozu auch Fairness und Offenheit gegenüber anderen Kulturen gehören, und dies wollen wir in unserem Programm ausgewogen darstellen.»
Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass wegen der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein «romantisierendes Bild mit vielen Klischees» gezeichnet werde. «Auch wenn es sich um einen klassischen Erzählstoff handelt, der viele Menschen begeistert hat: Der Stoff ist weit entfernt von dem, wie es der indigenen Bevölkerung tatsächlich erging.»
Vor diesem Hintergrund wolle man als Verlag keine verharmlosenden Klischees wiederholen und verbreiten, auch wenn man den Grundgedanken der Freundschaft – wie bei Winnetou vorhanden – hoch schätze. Neben den beiden Büchern seien auch ein Puzzle und ein Stickerbuch zu dem Film aus dem Programm genommen worden.
Wer also das Kinderbuch zum Kinofilm „Der junge Häuptling Winnetou“ haben will, sollte es schnell noch im Laden kaufen. Denn Nachschub wird es keinen geben. Im Buch selbst gibt’s übrigens eine Vorbemerkung, die klargestellt, dass es eine fiktive Geschichte und keine sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker sei.
Die Kritik hatte sich zuerst an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Film kam am 11. August in die Kinos und läuft auch noch.
Und was sagen die Indianer, die Ureinwohner Nordamerikas, selbst? Einige leben auch in Deutschland. Wer „Indianer“ sagt sei kein Rassist, heißt es z.B. von der “Native American Association of Germany”. Und Karl-May-Folklore an sich zeige zwar ein falsches Bild, aber sie müsse nicht verboten werden.
Es fehle allerdings an echten „Indianer-Märchen“ in der öffentlichen Wahrnehmung. Also die Geschichten, die sich die Ureinwohner Amerikas selber erzählen.