Diese erfreuliche Momentaufnahme ist jedoch noch kein Signal für den Beginn einer anhaltenden konjunkturellen Erholung. Der Blick nach vorn der hiesigen Unternehmen bleibt von einer hartnäckigen Skepsis geprägt. Die Pläne der Betriebe für Beschäftigung und Inlandsinvestitionen fallen zunehmend restriktiver aus. Die regionale Wirtschaft tritt auf der Stelle, wie die IHK Ulm mitteilt.
Die durch die geopolitischen Konflikte geschwächte Entwicklung der Weltwirtschaft, die geldpolitische Straffung infolge hoher Inflationsraten sowie die zunehmend größere Verunsicherung der Unternehmen und Haushalte, haben die regionale Wirtschaft im Jahr 2023 ausgebremst. Anzeichen für eine baldige Trendumkehr waren kaum auszumachen. Die regionalen Unternehmen senkten ihre Daumen.
Dass die Unternehmen nur weniger Monate später, im Januar 2024, ihre aktuelle geschäftliche Situation trotzdem besser einschätzen als im Herbst letzten Jahres erscheint auf den ersten Blick daher etwas erstaunlich. Leicht gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die ihre momentane Situation als gut bewerten, von 35 auf 37 Prozent. Sehr viel stärker ist der Rückgang des Anteils der Betriebe in schlechter Lage um zehn Punkte auf 13 Prozent. In Summe beider Effekte ergibt sich eine Verbesserung des IHK-Lageindikators (Differenz von positiven und negativen Lageeinschätzungen) von 12 auf 24 Punkte. Diese Lagebesserung durchzieht einen Großteil aller Branchen, am kräftigsten fällt sie in der Industrie aus.
Ein Indiz für eine konjunkturelle Wende zum Besseren ist das jedoch noch nicht. Denn die verbesserte Lageeinschätzung beruht nicht auf einer gestiegenen Nachfrage und höheren Umsätzen. Weiterhin gibt es mehr Unternehmen mit sinkenden als mit zunehmenden Erlösen. Die kräftig gesunkene Inflation sowie die im internationalen Vergleich immer noch zu hohen, aber deutlich reduzierten Energiepreise scheinen jedoch den Kostendruck in vielen Unternehmen so weit reduziert zu haben, dass die regionale Wirtschaft eine insgesamt leicht verbesserte Ertragslage melden kann.
„Die erfreuliche Momentaufnahme ist noch kein Signal für den Beginn einer anhaltenden konjunkturellen Erholung. Gelingt es der Politik nicht, durch eine investitions- und wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik Vertrauen zurückzugewinnen, droht nicht nur ein weiteres wirtschaftlich schwaches Jahr, sondern auch ein weiterer Verlust von internationaler Wettbewerbsfähigkeit“, kommentiert IHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage.
Nachfrageseitig rechnen die hiesigen Unternehmen auch vorerst nicht mit einer Trendumkehr. Die Bedeutung der Inlands- und Auslandsnachfrage als Geschäftsrisiko hat in den letzten zwölf Monaten kontinuierlich zugenommen. 68 Prozent der Unternehmen nennen die Inlandsnachfrage als Risiko, 25 Prozent die Auslandsnachfrage. In der exportorientierten Industrie bereitet das Auslandsgeschäft vier von zehn Betrieben Sorgen.