Für den Reichsadler am Finanzamt Ulm als Hinterlassenschaft aus der NS-Zeit plant das Land Baden-Württemberg einen lokalen Wettbewerb für eine künstlerische Gestaltung. «Die künstlerische Befassung und Auseinandersetzung ist eben auch ein gesellschaftlicher Beitrag, der an dieser Stelle der Historie Rechnung tragen soll», sagte der Ulmer Amtsleiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Tilmann Häcker. Damit gehe auch eine wichtige Beschäftigung der Öffentlichkeit mit dem Thema einher. Dazu soll es demnach eine Erklärtafel geben, für die ein Textvorschlag vorliegt.
Nach Angaben von Häcker soll es einen Wettbewerb mit fünf bis zehn Künstlern aus der Region geben. Das Budget werde voraussichtlich bei bis zu 10 000 Euro liegen.
Die Idee zu einer künstlerischen Gestaltung hatte der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir – der noch vor einem Jahr die Abnahme aller NS-Symbole gefordert hatte. Die Überlegung sei, mit «einer künstlerischen Intervention» eine Uminterpretation des Reichsadlers zu schaffen, sagte Rivoir nun.
«Nicht mehr diese Verherrlichung und dieses massive Objekt aus der Nazizeit, sondern dass es sozusagen ein Mahnmal für den Frieden wird – ein Nachdenkort auch über Frieden und Krieg und diese ganzen Herrschaftssymbole.»
Er sehe eine künstlerische Auseinandersetzung heute als den besseren Umgang mit dem Reichsadler an, sagte Rivoir. Mit der Entfernung des NS-Symbols würde man letztlich auch eine Diskussion wegnehmen.
Der Reichsadler wurde schon vor Jahren mit roter Farbe beworfen. Diese werde bewusst nicht entfernt, sagte Häcker. «Wir sehen das auch als Statement der Gesellschaft.»