Eine ganze Häuserzeile, die zum Abbruch vorgesehen ist, kann die DRK Rettungshundebereitschaft Ulm/Alb-Donau in den nächsten Wochen für realistische Übungen nutzen. Der Vermieter Venovia stellt die leerstehenden Gebäude in der Nähe des Ulmer Hauptbahnhofs bis zum geplanten Abbruch zur Verfügung.
Gleich nach der Schlüsselübergabe an den strahlenden Rettungshundeausbilder Christian Görling startet die erste Übung, doch hier üben die Ulmer nicht alleine, auch von den DRK-Rettungshundestaffeln Reutlingen und Heidenheim sind ehrenamtliche Teams gekommen. Zusammenarbeit ist für Görling eine Selbstverständlichkeit, denn es geht darum zu helfen. Bei den rund 40 Alarmierungen pro Jahr rückt man in der Regel gemeinsam mit der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm aus. Dabei werden nicht nur im Stadtgebiet und im Landkreis Menschen gesucht, die nicht mehr nach Hause finden oder nach Hause finden wollen, sondern man hilft sich auch unter den Rettungshundestaffeln landkreisübergreifend gegenseitig.
Da auch immer wieder orientierungslose Menschen aus Heimen verschwinden, sind die Wohnblöcke ein realitätsnahes Übungsfeld. Daneben wird in Wäldern oder auf Trümmern wird geübt, um große Flächen genauso wie eingestürzte Häuser absuchen zu können.
In der Ausbildung werden die Hunde spielerisch an ihre Aufgaben herangeführt und sind dann mit Begeisterung unterwegs. Auch der deutsche Schäferhund „Legolas“ von Görling darf einen Vermissten suchen. Hinter einer umgekippten Tür und heruntergerissenen Tapeten hat sich Rettungshundeführer Alfons Hartmann in einem Zimmer im dritten Stock versteckt. Für den Hund ist nun die Herausforderung, das Gebäude systematisch abzusuchen, kein Zimmer, kein Stockwerk auszulassen, um keine Person zu übersehen.
Im Erdgeschoss lässt Görling Legoland von der Leine. Der Hund saust sofort in die linke Wohnung, sucht die Zimmer im Uhrzeigersinn ab, kommt nach wenigen Sekunden schwanzwedelnd in das Treppenhaus zurück und verschwindet in der rechten Wohnung. Auch dort hat sich Legoland nicht lange auf, sondern schlägt dann im Treppenhaus ganz automatisch den Weg in das nächste Stockwerk ein.
Christian Görling braucht seinem Hund gar keine Anweisungen geben, denn der Hund hat das systematische Suchen nach Menschen komplett verinnerlicht. Dass Legolas im ersten Stock niemanden findet, stört ihn nicht, er macht einfach im zweiten Stock weiter und braucht für die zehn Räume keine Minute. Ein Mensch braucht hier schon zum Laufen länger und müsste dann auch noch hinter Nischen und Ecken suchen.
Je nach Rasse haben Hunde bis zu 220 Millionen Riechzellen, ein Mensch dagegen nur rund fünf Millionen Riechzellen. Auch die Nasenschleimhaut ist zehnmal größer als beim Menschen. Mit 300 Atemzügen pro Minute werden die Gerüche eingesogen, dabei unterscheidet der Hund sogar links und rechts. Ein Zehntel des Hundegehirns dient dabei dem Riechen, Hunde sind so die idealen Tiere für die Suche nach Menschen.
Im dritten Stock sucht Legolas wieder Zimmer für Zimmer hab, dazu muss der Hund über eine herausgerissene Türe laufen. Durch die unten liegende Türklinke ist die Tür wie eine Wippe, die kippt, als der Hund darüber läuft. Auch das ist Legolas gewöhnt und lässt sich nicht irritieren.
Während Göhring noch im Flur ist, fängt Legolas an zu bellen. Der Hund hat die vermisste Person gefunden und „verbellt“ sie. Der Hund geht dabei nicht an die Person heran, versucht sie auch nicht abzulecken, sondern bellt und hüpft freudig auf und ab, denn Legolas weiss, dass es jetzt eine Belohnung gibt. Der Vermisste Alfons Hartmann gibt dem Schäferhund seine Beißwurst und der Hund spielt glücklich mit ihr herum.