Für die Rettung von Flüchtlingen, die in Flüchtlingslagern unter menschenunwürdigen Umständen leiden und im Mittelmeer sterben, findet am Samstag eine corona-gerechte Demonstration in Ulm statt.
Durch die Corona-Pandemie wird die prekäre Situation im Mittelmeer verschärft. In Griechenland zum Beispiel warten derzeit 40.000 Flüchtlinge in einem Aufnahmelager, das eigentlich nur für 6.000 Geflüchtete vorgesehen ist – Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln ist in diesem Umfeld undenkbar. Es wurden zwar 50 Minderjährige aus den Flüchtlingslagern nach Deutschland geholt, jedoch sind es weit mehr, die Deutschlands Hilfe benötigen.
Reinhold Thiel von der Ulmer Ärzteinitiative und einer der Organisatoren der Aktion „Rettungskette“ beschreibt diese niedrige Zahl als „lächerlich“. Sein Kollege Dietmar Oppermann, Diakon des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg bestätigte: „Ich dachte Deutschland würde für einen größeren Anteil stehen.“ Die Aktion „Rettungskette“ mit dem Motto „Leave no one behind“ fordert die Bundesregierung auf, mehr Menschen aus den Flüchtlingslagern zu evakuieren und in Deutschland aufzunehmen – über 100 Kommunen haben sich bereiterklärt Flüchtlinge aufzunehmen.
Um auf die Not der Flüchtlinge aufmerksam zu machen, hätten unter normalen Umständen am 16. Mai viele Menschen aus Deutschland, Österreich und Italien eine Menschenkette gebildet, die sich von der Nordsee bis zum Mittelmeer erstrecken sollte. In Schwaben hätte die Rettungskette von der Wengenkirche bis zur Pauluskirche reichen sollen.
Die Durchführung der ursprünglich geplanten Menschenkette ist gerade nicht möglich, sie wird auf nächstes Jahr verschoben. Für dieses Jahr wurde sie corona-gerecht verändert und so geplant, dass sie trotzdem stattfinden kann. Dabei wird ein symbolisches Seil mit Friedensflaggen über der Donau auf der Herdbrücke aufgehängt und eine Mahnwache in Ulm von 12:15 Uhr bis 12:45 Uhr stattfinden. Um die Aktion corona-gerecht abwickeln zu können, erklärt Thiel es können nur Menschen teilnehmen, die sich im Voraus anmelden und eine Maske tragen. Es werde einen Ordnungsbeauftragten pro 20 Teilnehmer geben, der für die Einhaltung der Maßnahmen während der Mahnwache sorgt.
Angemeldet sind bisher 12 verschiedene Organisationen, Vereine und Verbände, die sich in der Region aktiv für Frieden, Menschenrechte und Geflüchtete engagieren. Nach Thiel ist noch mit mehr teilnehmenden Gruppen zu rechnen.