Lena Daur und Chiara Sterzl lernen sich während ihres Masterstudiums in Bozen kennen. Sie beide studierten dort Eco-Social Design. Hier entstehen Projekte, die einen nachhaltigen oder sozialen Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. In ihrer Masterarbeit setzten sich Lena und Chiara mit dem Thema "Trauer" auseinander, weil sie merkten: hier gibt es einen Missstand.
Es ist ein Tabuthema, es sollte aber kein Tabuthema sein. Es betrifft ja doch jeden. Trotzdem werden viele Umwege um Trauernde gemacht. Da war für uns einfach viel Unverständnis da, so Lena.
Was gibt es für junge Menschen an Trauerbegleitangeboten? Warum laufen die Dinge in unserer Gesellschaft wie sie laufen, obwohl sie für viele Menschen sehr schwer sind? Der Umgang mit Trauernden, wie sie gesehen werden oder wie auch Umwege um sie gemacht wird. Mit all diesen Fragen haben sich Lena und Chiara beschäftigt.
Gemeinsam gründeten sie die Initiative "Schwer okay". Schwer okay ist ein Angebot der Trauerbegleitung, bei dem Events mit kreativen und interaktiven Inhalten veranstaltet werden. Lena und Chiara kombinieren Freizeitaktivitäten mit Trauerimpulsen, mit Fragen zur Reflexion zu den Erinnerungen, sodass die Gedanken, aber auch der Austausch zu der verstorbenen Person da sein kann.
Events sind zum Beispiel eine Pasta Party, die Erinnerungsschneiderei oder eine Pflanzen Tauschparty. Dabei steht vor allem eben das gemeinsame Tun im Vordergrund.
Das Angebot richtet sich an 16-jährige bis ungefähr 30-jährige. Damit wollen Lena und Chiara genau dieser Generation den Einstieg in das Thema erleichtern.
Oft spürt man, man würde sich gerne mehr mit dem Thema auseinandersetzen, man spürt aber auch, es ist eine riesen Hürde. Und diese Hürde wollten wir so klein wie möglich halten. Also dass man sagt das ist zwar ein Trauerangebot für mich, aber es wird immer kombiniert mit Freizeitangeboten. Bei der Pasta Party essen wir zum Beispiel gemeinsam und Essen tut man ja gerne und das wird dann eben kombiniert mit diesen Trauerimpulsen, das ist unser Konzept, sagt Lena.
Klare Antwort von Lena: Wir müssen anfangen, die Zweifel aus dem Weg zu räumen. Es ist auf jeden Fall ein großes Thema und wenn man sich nie so wirklich damit beschäftigt, dann kann das schnell überwältigend sein. Man findet zu sich und seinen eigenen Gefühlen einen neuen Zugang. So geht es aber allen davor, alle sind nervös, alle zweifeln. Dann kommen wir zusammen in diesen Events und merken, es sind Menschen in der gleichen Situation wie ich. Es ist gar nicht so schlimm zu den Events zu kommen, sondern man spürt einen direkten Mehrwert.
Großes JA! Wenn er dich beschäftigt, dann ist er genug, um zu einem Trauerevent zu kommen, egal wen man verloren hat. Sobald es für einen von großer Bedeutung ist, dann ist man herzlich Willkommen bei schwer okay. Und es ist auch ganz egal, wie lange der Trauerfall schon her ist. Manche kommen nach drei Monaten, andere nach 12 Jahren.
Vielleicht fühlst du dich noch nicht bereit zu einem Trauerevent zu gehen. Dafür gibt es viele kleine Rituale, die du in deinen Alltag einbauen kannst, um dich besser zu fühlen. Ein Ritual ist schon mal zur Beerdigung zu gehen, du kannst eine Kerze anzünden und an die Person denken. Spazieren gehen, eine richtig fette Lebensparty für die Person feiern. Es kann ein Ort sein, zu dem du zurückkehrst oder du kochst das Lieblingsessen der Person. Alles was du so für dich entdeckst und in Gedanken einfach bei der Person sein kannst.
Im Interview mit Lena von schwer okay und Hannah, die selbst ein Trauerevent besucht hat, sprechen wir über den Umgang mit Trauer in der Gesellschaft, wie vielfältig Trauer für jeden Einzelnen sein kann und natürlich über die Initiative schwer okay. Kann ich so ein Trauerevent aushalten, welche kleinen Rituale im Alltag helfen mir, die Trauer besser zu verarbeiten und wie kann ich selbst mit trauernden Menschen umgehen. All diesen Fragen schenken wir Antworten:
Schwer okay gab es bisher in Augsburg und Bamberg. Jetzt veranstalten Lena und Chiara ihr erstes Event in Ulm. Und zwar eine Pflanzen Tauschparty.
Das Konzept: Jeder bringt eine Pflanze mit, die dann getauscht wird. Anhand der Metaphorik der Pflanze wird geschaut, was einem in der Trauer gut tut. Da wird geschaut, was bei jedem individuell das Rezept ist zur Hilfe in der eigenen Trauer, wenn einen mal wieder die Trauer überrollt, was kann man da für sich selber tun kann.
Die Events von schwer okay umfassen meist eine Größe von drei bis fünf Personen, damit viel Zeit für jede einzelne Geschichte ist.