Sie wurde 103 Jahre alt: Ulm trauert um Ann Dorzback

Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Die Stadt verliert mit Ann Dorzback eine bedeutende Zeitzeugin jüdischen Lebens – OB Ansbacher kondoliert der Familie

Die Stadt Ulm nimmt Abschied von einer großen Persönlichkeit: Ann Dorzback, geborene Wallersteiner, ist am 30. März 2025 im Alter von 103 Jahren in Louisville, Kentucky, verstorben. Die gebürtige Ulmerin, Tochter einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, musste 1939 vor den Nationalsozialisten fliehen – ihre Verbundenheit zu Ulm aber blieb ihr ein Leben lang erhalten.

„Ihr Dörfle“, wie sie Ulm liebevoll nannte, blieb ihr Heimatort im Herzen – trotz der Ozeane dazwischen. Nun trauert die Stadt um eine Frau, die mit großem Mut, unermüdlichem Engagement und tiefer Menschlichkeit Spuren hinterlassen hat.

Flucht, Neubeginn – und die Rückkehr im Geiste

Ann Dorzback wurde 1921 in Ulm geboren. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde das Leben für jüdische Familien zunehmend gefährlich. 1939 gelang ihr mit ihrer Familie die Flucht in die Vereinigten Staaten. Dort baute sie sich ein neues Leben auf – doch Ulm blieb für sie stets ein wichtiger Teil ihrer Identität.

Sie besuchte regelmäßig ihre alte Heimatstadt, engagierte sich für den Dialog mit jungen Menschen und setzte sich leidenschaftlich für Aufklärung und Versöhnung ein. Ihre Lebensgeschichte wurde so zu einer Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Eine Stimme gegen das Vergessen

Oberbürgermeister Martin Ansbacher würdigte Ann Dorzbacks jahrzehntelanges Engagement:

„Ann Dorzback setzte sich zeitlebens für Versöhnung und Verständigung ein. Sie wurde zu einer wichtigen Stimme, die unermüdlich Zeugnis ablegte und die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wachhielt.“

Ihr Mut, über das Erlebte zu sprechen, sei ein Geschenk an die Stadtgesellschaft und künftige Generationen gewesen, so der OB weiter:

„Immer wieder suchte sie den Kontakt zu ihrer Heimatstadt, besuchte ihre alte Schule, sprach mit jungen Menschen über ihre Erfahrungen und wurde so zur lebendigen Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.“

Erinnern und Mahnen

Besonders eindrücklich ist ihr Beitrag zur Ulmer Erinnerungskultur. Ein von ihr gemaltes Bild der zerstörten Ulmer Synagoge – basierend auf ihren Erinnerungen – ist heute ein zentrales Zeugnis der jüdischen Geschichte der Stadt. Auch der Film „Ann Dorzback: Ein jüdisches Leben“, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis 27. Januar, dokumentiert ihr bewegtes Leben und sichert ihr Vermächtnis für die Zukunft.

Für ihr Lebenswerk wurde Ann Dorzback im Jahr 2021 mit der Bürgermedaille der Stadt Ulm ausgezeichnet – als Anerkennung für ihr Engagement, ihre Menschlichkeit und ihre bleibenden Verdienste.

Ein bleibendes Andenken

Mit ihrem Tod verliert die Stadt Ulm eine außergewöhnliche Persönlichkeit – eine unermüdliche Kämpferin gegen das Vergessen. OB Martin Ansbacher betont:

„Ann Dorzbacks Lebensgeschichte mahnt uns, wachsam zu sein gegenüber Intoleranz und Hass. Ihr Vermächtnis wird in Ulm und weit darüber hinaus weiterleben.“

Die Stadt Ulm spricht der Familie Dorzback ihr aufrichtiges Mitgefühl aus. Das Andenken an Ann Dorzback wird in ihrer Heimatstadt einen festen Platz behalten.

Hinweis: Der Film „Ann Dorzback: Ein jüdisches Leben“ ist über den Arbeitskreis 27. Januar zugänglich und wird regelmäßig im Rahmen von schulischen und städtischen Gedenkveranstaltungen gezeigt.

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