Im Landkreis Sigmaringen sind aktuell 104 Personen positiv auf das Corona Virus getestet worden. Drei Personen sind aus der Quarantäne entlassen, zeigen also keine Symptome mehr. In den Laboren gibt es Wartezeiten von zwei oder mehr Tagen, aktuell stehen noch 250 Testergebnisse aus.
Aus diesem Grund werden die Kriterien, wer getestet werden kann, weiter verschärft. Es müssen ein enger Kontakt zu einem bestätigten COVID-19 Fall und eine deutliche typische Symptomatik vorliegen. Berücksichtigt wird auch eine berufliche Tätigkeit im medizinischen oder pflegerischen Kernbereich oder im Bereich der kritischen Infrastruktur. Sollte ein Arzt einen Test empfehlen, das Gesundheitsamt ihn aber wegen mangelnder Kapazitäten anders priorisieren müssen, erhält der Arzt sofort eine Rückmeldung.
Das Gesundheitsamt geht davon aus, dass die Zahl der Virusträger möglicherweise höher ist als die der 104 Personen, bei denen es nachgewiesen werden kann. In jedem Fall wird sorgfältig ermittelt und alle Kontaktpersonen werden geprüft. Mittlerweile können aber nicht mehr alle Infektionsketten nachvollzogen werden. Man muss jetzt also davon ausgehen, dass das Virus auch Personen in sich tragen, die nicht in Risikogebieten waren. „Daher appelliere ich nochmals an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger im Kreis, sich an die vorgeschriebenen Maßnahmen wie die Ausgangsbeschränkungen und die Hygieneempfehlungen zu halten. Das Virus ist nun allgegenwärtig“, so Landrätin Stefanie Bürkle.
Kliniken schaffen zusätzliche Kapazitäten
Die SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen haben eine Reihe von Maßnahmen festgelegt, um auch bei einer weiter dynamischen Ausbreitung des Coronavirus die Versorgung sicherzustellen.
Seit Anfang letzter Woche wurden alle plan- und verschiebbaren Aufnahmen sowie stationäre und ambulante Operationen an allen drei SRH Krankenhäusern im Landkreis Sigmaringen bis auf weiteres ausgesetzt. Am Standort Sigmaringen wurde eine zentrale Corona-Station eingerichtet, in der bis zu 22 infizierte Patienten behandelt werden können. Eine Ausweitung ist bis auf 42 Betten möglich. Zusätzlich wird aktuell eine spezielle Erstaufnahme-Station mit 11 Betten für Virusverdacht-Patienten eingerichtet. Am SRH Krankenhaus Sigmaringen sind darüber hinaus 14 Intensivbetten und 10 Beatmungsplätze. Aktuell wird für die Intensivüberwachung eine weitere Station aufgebaut.
Die fachgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung durch Ärzte und intensivmedizinisch geschultes Personal ist gewährleistet. Um die erforderlichen Personalressourcen für diese herausfordernde Situation sicher zu stellen, wurde in Bad Saulgau eine Station geschlossen und in Pfullendorf die Kapazität für den Regelbetrieb reduziert. Das Personal wird am Standort Sigmaringen eingesetzt. Um die Kapazität in der Intensivpflege erhöhen zu können, falls es die Entwicklung der Coronavirus-Ausbreitung fordert, wird derzeit weiteres Pflegepersonal geschult.
Patienten mit Verdacht auf Corona-Infektion und infizierte Patienten werden ausschließlich im SRH Krankenhaus Sigmaringen behandelt. In den SRH Krankenhäusern in Pfullendorf und Bad Saulgau werden jetzt ausschließlich Patienten ohne Corona-Infektion und ohne Corona-Verdacht behandelt, um den Standort Sigmaringen bei der Patientenversorgung zu entlasten. Dies ist ein aktueller Status, der je nach Entwicklung der Ausbreitung und Infektionsrate im Landkreis gegebenenfalls erneut angepasst werden muss.
Strukturierte Vorgehensweise
„Innerhalb einer Woche haben wir durch eine strukturierte Herangehensweise ein konzentriertes Maßnahmenpaket und mit Hilfe unserer sehr engagierten Mitarbeiter die Grundlagen für eine gute Patientenversorgung in dieser besonderen Situation etablieren können“, erklärt Professor Dr. Georg von Boyen, Ärztlicher Direktor der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen. „Wir haben ein spezielles Corona-Kernteam zusammengestellt, das sich mindestens einmal täglich abstimmt, um zeitnah und effektiv die jeweilige Tagessituation zu analysieren und entsprechende Maßnahmen festzulegen.“
In diesem Team werden auch Möglichkeiten geprüft, um die bestehenden Kapazitäten für die Behandlung von Corona-Patienten weiter ausbauen zu können, falls der Coronavirus sich weiterhin so stark ausbreitet.
Gibt es Materialengpässe?
In vielen Kliniken ist derzeit durch die dynamische Ausbreitung des Coronavirus die rechtzeitige Materialbeschaffung ein großes Thema. „Wir haben in allen Beschaffungsfragen die Unterstützung des SRH Konzerns, das macht es uns an manchen Stellen etwas leichter. So hat uns bspw. die Schwesternklinik, das SRH Waldkrankenhaus Gera, schnell und unbürokratisch drei Beatmungsgeräte zur Verfügung gestellt, sodass wir unsere Kapazität kurzfristig erhöhen konnten“, erklärt Christine Neu, Interimsgeschäftsführerin der SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen. „Zudem profitieren wir von der Situation, eine eigene Apotheke am Standort Sigmaringen zu haben. Sie produziert vor Ort Desinfektionsmittel, mit denen wir den eigenen Bedarf ergänzen können.“
Besucherstopp in den SRH Krankenhäusern
Um die Weiterverbreitung des Coronavirus und das Infektionsrisiko für Patienten zu minimieren, besteht an allen drei Standorten (Sigmaringen, Bad Saulgau, Pfullendorf) seit letzter Woche ein Besuchsverbot. Ausgenommen davon sind lediglich Angehörige, die einen im Sterben liegenden Patienten besuchen wollen, eine Begleitperson, welche eine Schwangere bei der Geburt begleiten möchte und die Begleitperson eines minderjährigen Kindes.
Zentrale Sichtung für ambulante und stationäre Patienten
Am SRH Krankenhaus Sigmaringen befindet sich der Zugang für fußläufige ambulante und stationäre Patienten ab sofort rechts vom Haupteingang. Dies gilt auch für Patienten, die in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) möchten. Die Wegeführung ist ausgeschildert. Mit dieser Maßnahme kann sichergestellt werden, dass die erste Patientensichtung durch Ärzte alle Schutzmaßnahmen erfüllt, die vom Robert-Koch-Institut empfohlen sind.
Kooperation mit Waldburg-Zeil-Kliniken
Mit dem privaten Klinikenverbund Waldburg-Zeil-Kliniken konnten die SRH Kliniken im Landkreis Sigmaringen die Vereinbarung treffen, dass nicht-Corona-Patienten nach einem akutstationären Krankenhausaufenthalt weiterhin adäquat und zügig in die Rehabilitation übergeben werden können.