Eine Ulmer Kultur-Legende hat sich für immer verabschiedet: Günther „Günni“ Heiser ist überraschend verstorben. Über 20 Jahre war er aktiv im Ulmer Zelt engagiert, lange dort auch der Sprecher, über 10 Jahre lenkte er die Geschicke des Ulmer Roxy mit, war im Vorstand der Kulturhallen tätig. An beiden Stellen war er nicht mehr wegzudenken. Jetzt ist er mit nur 68 Jahren verstorben, die Todesursache ist nicht bekannt.
Die Konzerte und Bands dieser Welt, das Ulmer Zelt und das Roxy, alle hatten eines gemeinsam: sie kannten Günter Heiser. Die, die ihn gut kannten, dürften ihn „Günni“ nennen. Und das dürfte nicht jeder.
Günni war auf über 3000 Konzerten, hatte Kartons voller Eintrittskarten und einen davon sogar aus Versehen mal entsorgt. Und in diesen Kartons sind nicht nur Tickets, sondern vornehmlich tolle Sammlerstücke, die das musikinteressierte Herz sofort höher schlagen lassen: neben Tickets und handgeschriebenen, meist signierten Setlisten finden sich Backstage-Pässe und Trommelstöcke von Drummern aller möglicher Bands, beginnend in den 1970er Jahren.
Der Weg zu einem seiner ersten Konzerte in Sindelfingen verlief etwas kompliziert. Günnis Mofa war kaputt, den Autoführerschein hatte er noch nicht. Also machte er sich mit damals 17 Jahren kurzerhand mit erhobenem Daumen per Autostopp auf den Weg. Beim Konzert selbst saß er auf der Bühne und bekam später die Drumsticks von Bernd Noskes, dem Chef der deutschen Band „Birth Control“, seiner damaligen Helden, geschenkt.
Und das war noch lange nicht alles. Am selben Abend sprang er unvermittelt selbst als Drummer für „Guru Guru“ ein, weil deren Drummer zu betrunken war, um selbst zu spielen. Für Günni ein unvergesslicher Moment!
Schon mit drei Jahren spielte er die Schallplatten seiner Eltern, in der Jugend gründete er ein Jugendzentrum, um Bands dorthin einzuladen. Und das sind nur einige der vielen Geschichten, die der liebenswerte, humorvolle und großherzige Günther „Günni“ Heiser mit strahlenden Augen erzählen konnte, und das nicht nur am Lagerfeuer im Backstage des Ulmer Zelts.
Stets grüßte er, wenn man ihn auf seinem Fahrrad durch Ulm kurven sah, immer hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Der Auftritt der Metal-Band „Testament“ im Ulmer Roxy am 7. August sollte sein letzter Konzertbesuch werden.
Der gebürtige Stuttgarter kam 2002 nach Ulm, er war gelernter Banker, später freiberuflicher Betriebswirt – sein Herz schlug aber für Konzerte, Musik und Kultur. Sein großes Engagement wurde nur noch von der Größe seines Herzens übertrumpft. Sein Tod reißt ein großes Loch in die Ulmer Kulturszene – „Günni“ wird sehr fehlen!
Gute Reise, lieber Günni! Oder wie das Roxy schreibt: „Ruhe in Frieden, lieber Günther. Wir hoffen, dass Du im richtigen Teil des Hardrock-Himmels gelandet bist. Möge dort Deine Lieblingsmusik erklingen und stets ein kühles Weizenbier für Dich bereitstehen.“