Trillerpfeifen, Luftballons und Kostüme: Die sogenannten „Corona-Spaziergänge“ haben in Ulm wieder der Verkehr lahmgelegt, sogar ein Krankenwagen wurde kurzzeitig blockiert. Rund 1500 Demonstrierende sollen es am Abend (18.01.2022) in Ulm gewesen sein. Die Polizei war wieder mit einem Großaufgebot im Einsatz. Größtenteils friedlich – aber auch teils sehr aggressiv war die Stimmung.
Wegen der in der Stadt Ulm geltenden Allgemeinverfügung hatte die Polizei schon im Vorfeld die Teilnehmenden auf die Einhaltung eben dieser hingewiesen. Der nicht angemeldete Aufzug zog von der Ulmer Innenstadt in Richtung Weststadt bis zum Theodor-Heuss-Platz, bevor die Teilnehmenden wieder zum Münsterplatz zogen. Dabei musste die Polizei den Verkehr regeln.
Es kam teilweise zu erheblichen Verkehrsbehinderungen, da es erneut auch keine vorher angemeldete Marschrichtung oder Route gab, wie es das Versammlungsrecht eigentlich vorsieht, um für die Sicherheit aller sorgen zu können. Also auch derer, die nicht an den Demonstrationen teilnehmen.
Sechs Personen sehen Anzeigen entgegen, da sie während der Versammlung vermummt waren. Eine weitere Person wurde wegen Beleidigung gegen Polizeibeamte angezeigt. Einige Personen bekamen Ordnungswidrigkeits-Anzeigen, da sie gegen die Allgemeinverfügung verstießen. Einer Zeitungsjournalistin wurde offen gedroht, als Vertreterin einer „Lügenpresse“, so die Demonstrierenden, wurde sie minutenlang von der Arbeit abgehalten.
In Telegram-Chats wird mehreren Lokaljournalisten Gewalt angedroht. Dort wurde auch schon zum Marsch gegen die Medien, Rathäuser und Kirchen aufgerufen. Ein Organisator der Gegendemo wurde zuletzt vor Ort auf dem Münsterplatz massiv bedroht.
Die Gegendemonstration am Ulmer Münster verlief aus polizeilicher Sicht ohne besondere Vorkommnisse. Sie wurde des Sturms wegen vorzeitig abgebrochen. Dort sprach unter anderem der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov. Er sagte: „Was wir erleben, ist der Versuch, Menschen einzuschüchtern. So, wie es Drohungen gegen die Organisatorinnen dieser Demo gab. Damit wird unmissverständlich deutlich, es geht nicht länger um einen demokratischen Diskurs, sondern um das genaue Gegenteil davon. Umso absurder wird es, wenn von einer angeblichen Diktatur gefaselt wird. In einer Diktatur gäbe es genau einen Spaziergang, den ersten und den letzten! Danach würden Spaziergänge im Gefängnishof stattfinden.“