Am 18. September waren die TTF Liebherr Ochsenhausen zuletzt in der Tischtennis Bundesliga im Einsatz. Es war jenes etwas merkwürdige Spiel gegen Aufsteiger Mainz 05, das überraschend mit 1:3 verloren ging – nach drei klaren Siegen in Folge. Ein Tag, an dem wenig zusammenlief bei den Oberschwaben, die ansonsten bisher aber nur gute Auftritte hatten. Dennoch wäre eigentlich noch etwas gutzumachen, wenn dies nicht bereits fünf Tage später im Pokal-Achtelfinale geschehen wäre, wo man dem TSV Bad Königshofen keine Chance ließ.
Es wäre ziemlich vermessen, zu Rekordmeister Borussia Düsseldorf (8:0 Punkte, 12:0 Spiele) mit dem Anspruch zu fahren, den Gegner in Grund und Boden zu spielen. Andererseits ist es ein Bundesliga-Klassiker, bei dem die TTF in der Vergangenheit oft recht gut ausgesehen haben und bei dem nicht selten Siege errungen wurden. Auf jeden Fall möchte man sich den vermutlich vielen Fans im Düsseldorfer ARAG CenterCourt gut präsentieren und sich teuer verkaufen. Schließlich ist es das Topspiel der TTBL, der Spitzenreiter empfängt den Tabellenzweiten.
Dennoch ist Titelverteidiger Düsseldorf bisher so stark – noch nicht ein einziges Match wurde verloren, die Bilanzen aller Spieler sind blütenweiß –, dass die TTF relativ entspannt in die Partie gehen können. Man hat nichts zu verlieren und kann sich nach der langen Pause wunderbar „warmspielen“ für das wichtige Pokal-Viertelfinale wenige Tage später gegen den TTC Zugbrücke Grenzau (11.11., 19 Uhr, Dr.-Hans-Liebherr-Halle). Da wäre ein Sieg nämlich gleichbedeutend mit dem Erreichen des ersten großen Saisonziels, nämlich dem Einzug ins Liebherr Pokal-Finale in Neu-Ulm mit dem Halbfinal-Kracher-Derby gegen Ovtcharov und Co.
Natürlich wird aber das TTF-Trio, das in Düsseldorf zum Einsatz kommt, alles geben, um ein gutes Ergebnis zu erzielen – und sollte wider Erwarten ein Sieg für den klaren Außenseiter herausspringen, würde man diesen auch gerne mitnehmen. Allerdings kann man im Moment beim besten Willen noch keine abschließende Aussage treffen, wer am Sonntag auf Ochsenhauser Seite zum Einsatz kommen wird, während Düsseldorf bereits alle vier Spieler, einer stärker als der andere, beisammen hat. Das liegt daran, dass alle sechs TTF-Profis derzeit noch im internationalen Einsatz sind, fünf davon beim WTT-Contender-Turnier in Slowenien und Kanak Jha bei den Panamerican Championships in Chile. Wenn letzterer wie erwartet ins Endspiel einzieht, wo er vermutlich auf Hugo Calderano trifft, fällt der derzeit erfolgreichste TTF-Spieler schon einmal aus. In den anderen Fällen wird man sehen, wer rechtzeitig und fit aus Slowenien zurückkehrt. Simon Gauzy etwa kommt in Frage, der inzwischen im Turnier ausgeschieden ist. Der „Leader“ wäre dann also schon einmal an Bord.
Über das Düsseldorfer Team muss man nicht allzu viele Worte verlieren. Alle spielen seit Monaten wie vom anderen Stern. Es ist nicht mehr nur Boll, an dem bei den Rheinländern früher alles hing. Penholder-Ass Dang Qiu ist inzwischen fast schon besser als Deutschlands Tischtennis-Ikone und der Schwede Anton Källberg, ausgebildet im Ochsenhauser Liebherr Masters College, steht Boll und Qiu nicht nach und ist nur ganz schwer zu schlagen. Youngster Kay Stumper schließlich präsentiert sich seit Monaten in Galaform. Es gibt keinen einzigen Schwachpunkt mehr bei der Borussia des Jahres 2022. Um diese Mannschaft zu schlagen, muss man einen fast überirdisch guten Tag erwischen.
„Wie immer und gegen jeden Gegner sind wir bereit und werden unser Bestes geben“, sagt TTF-Trainer Fu Yong vor der Partie. „Wir werden hart kämpfen und sehen, was in Düsseldorf möglich ist. Unsere Spieler sind in dieser Woche fast alle in Slowenien im Einsatz. Alle scheinen fit und in guter Form zu sein. Vielleicht können wir ja am Sonntag eine Überraschung schaffen.“