Die Situation in der Ukraine ist eskaliert. Die russische Armee greift Ziele im ganzen Land an. Mit den Angriffen kommen auch immer mehr Falschinformationen unter die Leute, vor allem über die sozialen Netzwerke. Anrollenden Panzer, Raketenangriffe und flüchtende Menschen werden in Bildern und Videos gezeigt. Vieles davon ist nicht verifiziert: Ob das Material tatsächlich zeigt, was es vorgibt zu zeigen, wo, wann und von wem es aufgenommen wurde - all das ist häufig nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar. Deshalb sollten Bilder und Videos, die nicht verifiziert werden können, auch nicht geteilt werden. Weder über die sozialen Netzwerke, noch über Mundpropaganda. Aber wie erkennt man, ob die Bilder und Videos wirklich das zeigen, was sie vorgeben? Wir haben Euch Tipps gesammelt.
Gut überlegen, was und ob man etwas selbst weiterverbreitet.
Inhalte von glaubwürdigen, unabhängigen Medien zu Rate ziehen.
Über die sozialen Medien kann prinzipiell jeder veröffentlichen, was er möchte. Deshalb sollte man gezielt schauen, wer sich hinter dem Post verbirgt. Es kann sinnvoll sein, sich folgende Fragen zu stellen:
Ist der Inhaber des Profils bekannt? Postet eine Person mit Klarnamen etwas, die nachvollziehbar an einem Ort ist kann dies ein Indiz für Authentizität sein. Eine Reporterin einer Nachrichtenagentur, ein Auslandskorrespondent einer seriösen Zeitung oder ein Lokaljournalist kommunizieren meist transparent und nachvollziehbar auf den sozialen Netzwerken. In der aktuellen Lage sind auch Journalisten von unabhängigen, internationalen Medien in der Ukraine und berichten von dort.
Verfolgt die Quelle eine politische Agenda? Die beteiligten Parteien verfolgen gerade im Krieg sehr unterschiedliche Interessen und versuchen möglicherweise, durch bestimmte Veröffentlichungen und das Verbreiten bestimmter Inhalte, ihre eigene Agenda zu bestärken. Daher sollte man genau schauen, wer die Person hinter der Quelle ist und ob sie womöglich politische Absichten verfolgt.
Ist der Profilbetreiber auch der Urheber des Materials? In einer unübersichtlichen, sich schnell verändernden Situation, wie momentan in der Ukraine, entstehen viele Fotos und Videomaterial. Manche Menschen teilen gerade solche dramatischen Bilder auf ihren Accounts, ohne anzugeben, woher das Material stammt. Das macht eine Nachvollziehbarkeit schwierig. Wenn klar ist, wer das Material aufgenommen hat, lässt sich auch besser einschätzen, wie es zu bewerten ist.
Wer sich Bilder und Videos des Ukraine-Konflikts anschaut und sich nicht sicher ist, ob das Material wirklich "echt" ist, kann sich folgende Fragen stellen:
Ist das Foto aktuell? Immer häufiger tauchen im Netz ältere Bilder auf, die fälschlicherweise mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung gebracht werden. Es gibt aber Möglichkeiten herauszufinden, ob es sich um ein veraltetes Foto handelt. Zum Beispiel mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich ein veraltetes Foto häufig als solches entlarven. Viele Suchmaschinen können nicht nur nach Begriffen suchen, sie können auch anhand eines Fotos nach dem gleichen oder ähnlichen Bildern suchen. Ist ein Bild schon älter und kursiert bereits im Netz, hat man so gute Chancen, darauf zu stoßen. Dafür eignen sich z.B. die Bildersuchmaschinen von Google, Yandex, Bing oder Tineye.
Wurde das Bild- oder Videomaterial verändert? Auch hier kann einer Bilderrückwärtssuche helfen. Wurde ein Foto verfremdet, kann man unter den Suchergebnissen nach dem Original suchen, welches wichtige Hinweise auf eine mögliche Bildmanipulation geben kann. Auch ein genauer Blick kann oft schon sagen, ob das Bildmaterial verändert wurde. Stimmt der Schatten oder die Proportion nicht? Auch bei Videos können Schnitte, Töne oder falsche Schatten ein Indiz für Fälschung sein.
Die Verifikation von Bildmaterial ist komplex. Wer unsicher ist, ob das Video authentisch ist, sollte prüfen, ob Faktenchecker, Geolocation-Experten oder Recherche-Kollektive das Material bereits untersucht haben. Als Beispiel sammelt Correctiv Falschbehauptungen und manipulierte Bilder zum Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.