Ulm: Blitzer fährt ferngesteuert zur Messstelle

Pünktlich zum Blitzermarathon konnte das Polizeipräsidium Ulm seine neueste Errungenschaft in Betrieb nehmen. Der Enforcement Trailer beherbergt modernste Lasertechnik, um Geschwindigkeitssünder zu erwischen. Alle baden-württembergischen Polizeipräsidien haben solch einen Anhänger bekommen, um auch ohne Personal vor Ort Kontrollen rund um die Uhr durchführen zu können.

Fast eineinhalb Tonnen schwer und rund 150 000 Euro teuer ist der mit Technik vollgestopfte Anhänger, der von der Verkehrspolizei Heidenheim betreut wird und in allen vier Landkreisen des Polizeipräsidium Ulm zum Einsatz kommt. Schon die Ankunft des Anhängers an seiner Einsatzstelle ist ein ganz besonderes Schauspiel. Von einem Kleinbus zur Kontrollstelle gebracht, wird der Anhänger abgekuppelt und wird dann mit einem eigenen Elektroantrieb und einer Funkfernsteuerung zentimetergenau an den richtigen Platz rangiert. Mit einem weiteren Knopfdruck wird der Anhänger abgesenkt und das Fahrwerk verschwindet im Anhänger. Nachdem auch die Zugdeichsel eingeklappt wird und eine Schutzhaube herabgeklappt wird, ist der mobile Blitzer diebstahlsicher. Das schusssichere Gehäuse verhindert Vandalismus an der Kontrolltechnik.

Das Innenministerium Baden-Württemberg hat für jedes Polizeipräsidium solch einen Anhänger angeschafft, der dank seiner eingebauten Akkus tagelang an der gleichen Stelle bleiben kann. Wenn die Akkus im Anhängerboden getauscht werden, ist auch ein wochenlanger Betrieb an der gleichen Stelle möglich. In der Region wird der Anhänger trotzdem alle paar Tage seinen Standort wechseln, damit sich die Autofahrer nicht daran gewöhnen können, wo kontrolliert wird.
Mit einem Laptop wird die Kameraeinheit ausgerichtet, der korrekte Abstand zur Fahrbahn nachgemessen und dann der Messbereich der Kameras festgelegt. Bis zu drei Fahrspuren können getrennt voneinander per Laser überwacht werden. Der unsichtbare Laserstrahl ermöglicht es dabei, zu erkennen, ob es ein Pkw oder ein Lkw ist, der gemessen wird. Unterschiedliche Tempolimits je nach Fahrzeugart können so kontrolliert werden, an der Messstelle an der Autobahnausfahrt Ulm-West gelten für Pkw 100 km/h, Lkw dürfen nur 80 km/h schnell sein. Bei den ersten Messungen war die Beanstandungsquote mit rund vier Prozent etwas überdurchschnittlich hoch, wobei die Spitzengeschwindigkeiten selten zu einem Fahrverbot führten. Beim „Blitzermarathon“ wird der teuerste Bußgeldbescheid eine Überschreitung um 42 km/h ahnden.

Da in Baden-Württemberg laut Pressesprecher Wolfgang Jürgens alle 27 Stunden ein Mensch auf den Straßen stirbt und jeder Dritte dieser tödlichen Unfälle auf zu schnelles Fahren zurückzuführen ist, wird die Polizei auch weiterhin mit viel Aufwand kontrollieren. Die Blitzeranhänger sind dabei nicht nur zur Bestrafung da, sondern sie zählen auch die durchfahrenden Fahrzeuge und die Polizei berät mit diesen Daten die Straßenverkehrsbehörden für die Verkehrsplanung und Unfallverhütung.

Mit dem neuen Blitzeranhänger wird zwar vor Ort ohne Personal gearbeitet, die Auswertung wird aber weiterhin manuell gemacht und jeder einzelne Verstoß überprüft, ob er korrekt erfasst wurde. Dieser Aufwand ist notwendig, da immer mehr Autofahrer gegen ihre Bußgeldbescheide klagen. Bei der Verkehrspolizei Heidenheim ist jedoch aus den letzten Monaten keine einzige Gerichtsverhandlung bekannt, bei der ein Richter nicht den Messergebnissen der Beamten vertrauen konnte.

Auch zahlreiche Kommunen und die bayerische Polizei setzen bereits ähnliche Blitzeranhänger ein, dazu kommen noch die stationären Messungen an „Starenkästen“ durch die Kommunen und Landkreise. Die Landespolizei verfügt daneben noch über eine ganze Auswahl an technischen Möglichkeiten für die Geschwindigkeitsüberwachung mit mobilen Radar-, Laser - und Lichtschranken-Messanlagen und mit Videowagen können auch Raser auf Schnellstraßen und Autobahnen im fließenden Verkehr gemessen werden.

Text/Foto: Thomas Heckmann

Das könnte Dich auch interessieren

02.01.2025 Insgesamt ruhige Silvesternacht in Schwaben In Ulm eskalierte eine Schlägerei vor einem Club in der Fußgängerzone. Ein 29-Jähriger griff die alarmierten Polizisten an, schlug und trat auf sie ein. Auch auf dem Polizeirevier setzte er seine Attacken fort. Der Mann wurde fixiert und verbrachte die Nacht in der Zelle. Ihm drohen nun mehrere Anzeigen. Weitere Silvester-Einsätze Raum Ulm: Gegen 1 02.01.2025 Meßkirch: Wohnhaus brennt in Silvesternacht Ein Wohnhaus in Meßkirch (Kreis Sigmaringen) ist in der Silvesternacht in Brand geraten – die Polizei schätzt den Schaden auf rund 400.000 Euro. Das Haus sei nun unbewohnbar, sagte ein Polizeisprecher. Da die Flammen demnach auch auf die Nachbargebäude überzugreifen drohten, mussten auch deren Bewohner zunächst ihre Häuser verlassen. Sie konnten aber später größtenteils in ihre 30.12.2024 Sicherheit an Silvester: Ulmer Polizei gibt Tipps Feuerwerk, das in Deutschland zugelassen ist, erkennt ihr an der CE-Kennzeichnung und einer Registriernummer. Wenn ihr diese Knaller benutzt und die Gebrauchsanweisung beachtet, seid ihr auf der sicheren Seite. Kauft euer Feuerwerk am besten in regulären Geschäften wie Supermärkten oder im Fachhandel. Von illegalen oder selbstgebastelten Böllern solltet ihr unbedingt die Finger lassen – vor 28.12.2024 Ulm: 27-Jähriger bei Auffahrunfall schwer verletzt Bei einem Auffahrunfall in der Blaubeurer Straße in Ulm ist ein 27-Jähriger schwer verletzt worden. Der Mann kam in eine Klinik, wie die Polizei mitteilte. Eine Frau wollte mit ihrem Wagen am Freitagabend links abbiegen und musste diesen wegen des Gegenverkehrs abbremsen. Dahinter hielt eine 44-Jährige ihr Auto ebenfalls an. Der dritte Autofahrer – der