Kurz herrschte Empörung: Die Gedenktafel für den im November 1990 auf dem Münsterplatz ermordeten Rafael Blumenstock war verschwunden. Stattdessen ist eine graue Granitplatte eingelassen, die sich von den anderen auf dem Ulmer Münsterplatz nicht unterscheidet. Warum?
Noch zu Amtszeiten von nunmehr Alt-OB Gunter Czisch gab es den Gemeinderatsbeschluss die Gedenktafel für Rafael Blumenstock aufzuwerten. Als schlichte, rote Granitplatte mit eingearbeitetem Riss und entsprechender Aufschrift ("Du lebst in unserer Klage - im Herzen stirbst Du nicht") geriet sie am Rande des Münsterplatzes immer mehr in Vergessenheit – und damit auch das Andenken an eine der schillerndsten Ulmer Persönlichkeiten!
Zudem wurde mit Eröffnung eines Cafés im ehemaligen Abt-Gebäude die Tafel mit der Außenbestuhlung auf dem Münsterplatz geradewegs zugestellt. Das sollte sich alles endlich ändern.
Unter Vermittlung des ehemaligen Stadtrats Markus Kienle begannen lange und teils auch sehr vertrauliche Gespräche zwischen Alt-OB Gunter Czisch und Rafaels Mutter Dolores Blumenstock.
Da ihr mittlerweile verstorbener Ehemann, also Rafaels Vater, die rote Granitplatte mit dem eingearbeitetem Riss gestaltet hatte, solle diese auf jeden Fall erhalten bleiben, war einer der Wünsche.
Außerdem solle das Gedenken an Rafael nicht von bestimmten Gruppen, egal welcher Couleur, vereinnahmt werden. Auch das sei ein Wunsch der Mutter, heißt es.
Schließlich kam man zu der Entscheidung eine Gedenkstele zu errichten, auf welcher die rote Granitplatte erhöht und damit besser sichtbar wird. Außerdem solle sie schräg auf dem Sockel angebracht sein, sodass Regen ablaufen kann, sich aber gleichzeitig auch niemand daraufsetzen oder etwas abstellen kann.
Mit Blick auf die Tafel solle man Richtung Münster schauen. Und so soll es wohl passieren.
Damit wird der Wunsch der Mutter des Ermordeten und auch ein Wunsch vieler anderer Menschen wahr, denn Rafael Blumenstock war Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre ein Mann, den in Ulm alle kannten, der überall dabei war, der sich keiner besonderen Gruppe zugehörig fühlte, aber mit jedem reden konnte, und jeden gleich behandelt hatte.
Offensichtlich also ein besonderer Mensch, von vielen auch als Paradiesvogel bezeichnet. Umso heftiger war damals die Nachricht über seine Ermordung.
Die neue Gedenkstele für Rafael Blumenstock soll bis Mitte Mai auf den Münsterplatz kommen. Sie soll etwas vom gastronomischen Geschehen entfernt, zwischen den beiden Bäumen vor dem ehemaligen Abt-Gebäude, jetzt Motel-One, platziert werden.
Bis dahin ist also auch die Gedenkplatte wieder zurück – und würdig aufgewertet!