Thomas Wörle ist die Vorfreude auf das Duell im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München in jedem Satz anzuhören. Wie vermutlich fast alle im Umfeld von Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm fiebert auch dessen Trainer dem Erstrunden-Duell gegen den Fußball-Rekordmeister am Freitag (20.45/ZDF und Sky) entgegen.
«Das ist für uns natürlich ein ganz großes Spiel, nicht nur für uns als Mannschaft. Auch für uns als Verein, für die Stadt Ulm, für die ganze Region, für unsere Fans», sagte Wörle. «Da freuen wir uns massiv drauf.»
Der frühere Bundesligist SSV, der nach 23 Jahren in unteren Ligen erstmals wieder in der 2. Bundesliga spielt, sei gegen die Bayern der «absolut krasse Außenseiter», erklärte Wörle. Aber der Verein habe vor 17.400 Zuschauern im ausverkauften Donaustadion «den Willen, einen richtigen Pokal-Fight abzuliefern». Unter bestimmten Umständen könne «eine ganz kleine Pokalchance ein bisschen größer» werden. «Es ist nichts unmöglich und dafür werden wir kämpfen.»
Das Spiel gegen die großen Bayern passt zur Wiederauferstehung der Ulmer. Nach einem kurzen Bundesliga-Abenteuer in der Saison 1999/2000 machte der Verein harte Zeiten durch. Dazu gehörten der zwischenzeitliche Sturz bis hinunter in die fünfte Liga und drei Insolvenzen.
Erst im vergangenen Jahr stieg der Traditionsverein mit dem schwer in die Jahre gekommenen Stadion in die 3. Liga auf – und marschierte anschließend gleich durch in die 2. Bundesliga. Und nun also das «Highlight-Spiel» gegen den FC Bayern, wie SSV-Geschäftsführer Markus Thiele sagt.
Wörle kennt den Verein FC Bayern auch persönlich sehr gut. Bevor er 2021 zum damaligen Regionalligisten Ulm kam, trainierte er neun Jahre lang die Bayern-Frauen und wurde mit ihnen 2015 und 2016 deutscher Meister.
Der 42-Jährige erwartet den FCB nach dem Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal in der vergangenen Saison beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken und mit dem neuen Trainer Vincent Kompany hoch motiviert. Und trotz der verpassten Meisterschaft in der vergangenen Saison sieht Wörle den FCB weiterhin als die beste deutsche Mannschaft der letzten Jahrzehnte. So glaubt auch Thiele, «dass wir da eigentlich keine Chance haben». Doch «wenn eine Chance aufgehen würde, wollen wir sie natürlich nutzen.»
Wie man einen klar favorisierten Bundesligisten aus dem Pokal wirft, wissen die Ulmer auch schon: Am 18. August 2018 schlug der damalige Viertligist DFB-Pokal-Titelverteidiger Eintracht Frankfurt mit 2:1. Der heutige SSV-Kapitän und Abwehrchef Johannes Reichert war damals schon dabei.
Dass die Ulmer mit zwei Niederlagen unglücklich in die Zweitliga-Saison gestartet sind, spiele für das Bayern-Spiel keine Rolle, meinte Thiele. Das Pokal-Duell sei für den Verein ein «Bonus-Spiel» und völlig abgegrenzt vom Liga-Alltag. Dort will der SSV möglichst schnell die Kurve bekommen.