Ulm: Kältebus betreut Ulmer Obdachlose

Der weiße VW Bus des DRK Kreisverband Ulm steht noch keine Minute auf dem nächtlichen Ulmer Münsterplatz und schon fragt die erste Passantin, was der Schriftzug „Kältebus“ auf dem Fahrzeug denn zu bedeuten hat. Kreisgeschäftsführer Tobias Schwetlik ist in dieser Nacht mit unterwegs und erklärt es gerne.

Der Kältebus ist seit Anfang Dezember jeden Abend von 19 bis 23 Uhr im Ulmer Stadtgebiet unterwegs. In einer Kooperation von DRK, Caritas und Medinetz fahren ehrenamtliche Helfer zahlreiche Stellen an, um Obdachlosen in der kalten Jahreszeit Unterstützung zu geben.

Kurz vor sieben Uhr abends wird der Kleinbus am Kreisverbandsgebäude beladen. Drei Helfer laden vorbereitete Kisten ein, die Beschriftungen wie Unterwäsche, Schlafsäcke oder Hygiene tragen, auch mehrere Kannen heißer Tee werden im Fahrzeug verstaut.

Die erste Fahrt geht zu einem Einkaufsmarkt in der Oststadt, hier wird nach einem bekannten Obdachlosen geschaut, ob es ihm gut geht. Ein warmer Tee, eine Packung Lebkuchen. Das „Danke“ des Obdachlosen klingt so herzlich und ehrlich. Auf die Frage, woran es noch fehlt, kommt die Bitte, ob er ein paar ordentliche Handschuhe haben könnte. Eine Helferin verschwindet im Bus und sucht nach passenden Fäustlingen. Das nächste „Danke“ fällt. Nachdem der Obdachlose anfangs verneint, dass er einen wärmeren Schlafsack als den vorhandenen brauchen könnte, gibt er dann später zu, dass er sich wirklich freuen würde. Die Helfer hatten das richtige Gefühl, wo es mangelt und konnten ihm Schutz vor den kommenden kalten Nächten geben.

Stefan Brandt von den Sozialen Diensten des DRK Ulm strahlt, wenn er erzählt, wie der Kältebus in Ulm startete. Ein einziger Aufruf an die ehrenamtlichen Helfer des Kreisverbandes genügte und sofort meldeten sich 50 Helfer aus der Stadt und dem Landkreis. Der Dienstplan ist bis Ende Januar jetzt schon fast vollständig gefüllt.

Weiter geht es zu einem Einkaufsmarkt in der Schwambergerstraße, die beiden Obdachlosen kennen die Helfer schon namentlich. Die Nacht wird kalt, daher gibt es nicht nur einen heißen Tee, sondern auch den Vorschlag, im wärmeren Hauptbahnhof zu übernachten. Die Bundespolizei und die Bahn-Sicherheit tolerieren in der kalten Jahreszeit friedliche Übernachtungsgäste und so willigen die beiden Obdachlosen ein. Mit dem Kältebus geht es warm und bequem zum Bahnhof. Die Helfer gehen noch kurz mit rein in den Hauptbahnhof und lernen gleich eine neue Obdachlose kennen.

Wie viele Obdachlose in Ulm im Freien übernachten, ist nach den Worten von Tobias Schwetlik unklar. Das DRK bietet das Übernachtungsheim an, doch nicht jeder Obdachlose will im Mehrbettzimmer schlafen und da keine Hunde mitgebracht werden können, scheidet das für machen andere Obdachlose ebenfalls aus.

Weiter geht die Fahrt durch den Alten Friedhof. Mit Taschenlampen werden die Parkbänke und ruhige Ecken ausgeleuchtet auf der Suche nach weiteren Obdachlosen, die Hilfe benötigen. Niemand zu sehen, auch das Ulmer Nest bleibt heute Abend leer.

Wer abends in der Stadt Ulm Obdachlose sieht und sie für hilfsbedürftig hält, kann den Kältebus unter 01712991898 erreichen.

Text/Foto: Thomas Heckmann

Das könnte Dich auch interessieren

01.07.2024 CSD Ulm Neu-Ulm 2024 soll „größer und bunter“ werden Am 14. September soll der „größte und bunteste CSD“ für Ulm und Neu-Ulm über die Bühne gehen. Bei dem Demonstrations- und Aktionstag stehen wieder die Rechte der queeren Community im Fokus. 25.03.2024 Sexuell belästigt am Bahnhof: Prozess beginnt Vor dem Ulmer Landgericht beginnt heute der Prozess gegen einen 24-jährigen, der eine 17-jährige sexuell belästigt haben soll. Laut Anklage soll er die Jugendliche am Bahnhof in Blaubeuren zu Boden gedrückt, am Hals geküsst und sie befummelt haben. Der 17-Jährigen gelang es mit einem Ellenbogenschlag sich zu befreien. Der Angeklagte soll psychische Probleme haben – 22.12.2023 Wie die Wohnungslosenhilfen in der Region Obdachlose vor dem Erfrieren retten Jedes Jahr im Winter sind Obdachlose dem kalten Wetter ausgeliefert. Wolfgang Lohner, Leiter der Wohnungshilfe der Caritas Ost-Württemberg, und Katrin Vrkaš, Leiterin der Wohnungslosenhilfe Ulm Alb-Donau, erklären, mit welchen Programmen sie den Wohnungslosen helfen. 09.11.2023 Gibt es nächstes Jahr noch Freiwillige? Rund 25 Prozent weniger Geld sollen die Wohlfahrtsverbände für die FSJler bekommen, eingesetzt werden die jungen Menschen vor allem in Krankenhäusern, aber auch im Rettungsdienst. Die baden-württembergischen Wohlfahrtsverbände hatten deswegen am Mittwochabend zur symbolischen Aktion „Ohne uns geht hier das Licht aus“ aufgerufen, um den Stellenwert der Helfer zu symbolisieren. Es wird dunkel In Ulm